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VOLBEAT-Einzelshot: Michael Poulsen

Wohl nicht einmal die Band selbst konnte erahnen, daß sich VOLBEAT innerhalb von nicht einmal sieben Jahren vom unbekannten Underdog aus Dänemark zu einem der momentan angesagtesten Acts der europäischen Szene entwickeln würden.
Doch das Quartett rund um den ehemaligen DOMINUS-Fronter Michael Poulsen, das in Kürze mit seinem dritten Album »Guitar Gangsters & Cadillac Blood« die mittlerweile geradezu un­über­schau­ba­ren Fanscharen abermals mit einer amüsanten und schlicht­weg coolen Melange aus Rock'n'Roll, Metal, griffigen Riffs und jeder Menge an Melodien erfreuen wird, schien zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein und konnte schon in den Anfangstagen Gott, die Welt, vor allem aber die Presse und demnach auch die Freunde von pfiffigen Metal-Mixturen auf sich aufmerksam machen. So meinte ein schwedischer Reporter, nachdem er die Band zum ersten Mal gehört hatte: "METALLICA hätten diese Burschen für das Songwriting zu »Load« und »Re-Load« verpflichten sollen, denn das, was VOLBEAT machen, ist die perfekte Kombination aus Metal und Rock." Damit sollte dieser gute Mann recht behalten, ein kometenhafter Aufstieg gen Rock-Olymp war die Folge.
Nicht zuletzt wegen der prägnanten Stimme von Meister Poulsen wurde den Jungs immer wieder der Begriff "Elvis-Metal" ans Revers geheftet, was für Michael aber überhaupt kein Problem darstellt, sondern viel eher eine Ehre ist, wie der trotz anhaltender, stundenlanger Interview-Sessions eines Abends quietschfidel ins Telefon quasselnde Frontmann der Band mitzuteilen hatte.

VOLBEAT-Bandphoto 1

Für mich ist es kein Problem, wenn man VOLBEAT und vor allem meine Stimme immer wieder mit dem Rock'n'Roll der 50er und 60er Jahre in Zusammenhang bringt, denn da kommen meine Einflüsse ja auch her. In der Schallplatten-Sammlung meiner Eltern befanden sich unter anderem jede Menge Alben von Elvis Presley, aber auch die Werke von Fats Domino und vielen weiteren großen Künstlern jener Epoche. Ich habe die Musik dieser Zeit von Kindheitstagen an gehört, daß da etwas hängengeblieben ist, darf niemand wundern. Die Kindheit ist doch für jeden Menschen die prägende Phase, demnach bin ich meinen Eltern auch sehr dankbar, daß ich mit diesen Klängen konfrontiert wurde. Ich werde auf ewige Zeiten zu meinen Wurzeln stehen und bin zudem der Meinung, daß eben jener Rock'n'Roll generell der Ursprung der heutigen harte Musik gewesen ist. Die Künstler galten teilweise auch als Rebellen, weil sie sich nicht um das Establishment scherten, sondern ihr Ding gnadenlos durchgezogen haben. Darum geht es ja schließlich auch im Heavy Metal, auf den ich im Laufe der Jahre meiner musikalischen Entwicklung gekommen bin. Vor allem MERCYFUL FATE haben es mit damals sehr angetan, aber kein Wunder, schließlich waren und sind die auch einzigartig und zudem aus Dänemark, wodurch seinerzeit auch kein Weg für Jugendliche, die sich auf härtere Klänge spezialisiert hatten, vorbeiführte.

Gutes Stichwort. Für mich stellt sich schon seit längerer Zeit die Frage, was Bands aus Dänemark denn so einzigartig macht?

Die Frage ist gut und auch berechtigt, allerdings fällt es mir wirklich schwer, eine Antwort darauf zu finden. Ich bekomme natürlich mit, daß neben uns auch jede Menge anderer Formationen verdammt gut ankommen und in den letzten Jahren und Monaten massiven Fanzuwachs zu vermelden hatten. Wobei jedoch auffällig ist, daß alle Bands aus unserer Heimat, die im Moment auch angesagt sind, wie RAUNCHY oder HATESPHERE, einen sehr eigenen Stil entwickelt haben. Genauso sind auch VOLBEAT unterwegs, vielleicht liegt im kontinuierlichen Arbeiten und an der Eigenständigkeit die Antwort, daß Formationen aus Dänemark nun auch Lorbeeren ernten dürfen.

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Für mich kommt als ein Bestandteil einer möglichen "Erfolgsformel" zwar sehr wohl das konsequente Arbeiten zum Tragen, aber das ist meiner Meinung nach noch längst nicht alles. Im Vergleich zu Wegbegleitern aus beispielsweise Schweden, ist an den meisten dänischen Bands auffällig, daß die Musiker offenbar immens konzentriert an einem Thema werken und nicht 27 musikalische Nebenbaustellen zeitgleich am Start haben. Könnte das ein Geheimnis Eures Erfolges sein?

Über ein Rezeptur zum Erfolg habe ich noch nie nachgedacht, ich kann es mir nur so erklären, daß wir eben versuchen, unserer Linie treuzubleiben, auch wenn diese musikalisch alles andere als eindimensional ausfällt, sondern vom Country & Western über Rhythm'n'Blues und Rock'n'Roll bis hin zum Heavy Metal reicht. Aber jetzt, wo Du es ansprichst und ich damit konfrontiert werde, muß ich schon beipflichten, daß wohl diese Kontinuität und Konsequenz, die wohl auch mit der hundertprozentigen Identifikation seiner eigenen Arbeit zu tun hat, mitverantwortlich dafür sein muß.

Kontinuität ist bei Euch auch in Sachen Auswahl des Produzenten angesagt. Mit Jacob Hansen scheint Ihr "Euren" Mann gefunden zu haben.

Definitiv und es besteht kein Grund, irgendetwas an dieser Konstellation zu ändern. Mir ist schon klar, daß mittlerweile Bands aus aller Herren Länder auf seine Dienste zurückgreifen, aber das ist kein Grund für uns, nach einem anderen Mann an den Reglern zu suchen, zumal er uns, und vor allem unsere Art, Musik zu machen, mittlerweile ganz genau kennt. Aber ich muß zugeben, daß vor allem die erste Zusammenarbeit mit ihm nicht unbedingt ganz einfach gewesen ist, da er eben noch nicht wußte, was wir mit unserer Mucke vorhatten und auch wir noch nicht ganz sicher waren, wohin die musikalische Reise gehen sollte.

Das ist aber Schnee von gestern, die Liaison VOLBEAT/Hansen ist längst eine perfekte und auch erfolgsgekrönte. Auf "Reisen", wenn auch in einem anderen Zusammenhang, geht es bei Euch mittlerweile aber dennoch fast permanent.

Das kannst Du laut sagen. In den letzten zwölf Monaten haben wir knapp an die 100 Shows gespielt, aber ob Du es glaubst, oder nicht, wir haben immer noch jede Menge Spaß daran. [lacht] Deswegen ist auch kein Ende unserer regelrecht ganzjährigen Tourneen absehbar. In diesem Sommer sind wir für Festivals in jeder Größenordnung in ganz Europa gebucht worden, und es macht immer wieder Spaß, vor völlig unterschiedlichen Fangruppierungen aufzutreten, zumal die Resonanz immer wieder positiv ist. Erst letzte Woche haben wir in Budapest auf dem "Sziget"-Festival einen Gig abgerissen, und es war schlicht umwerfend. Die Atmosphäre dieses Events war schlichtweg unbeschreiblich und beeindruckend. Im Oktober geht es für »Guitar Gangsters & Cadilllac Blood« wieder auf Tournee und zwar bis Mitte Dezember. Dabei decken wir aber erst einmal nur Mittel- und Nordeuropa ab.

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Man kann also davon ausgehen, daß Euer Erfolg sich nicht nur auf den deutschsprachigen Raum und Eure Heimat beschränkt?

Nein, davon kann keine Rede mehr sein, auch wenn es für uns in diesen Regionen angefangen hat, so richtig gut zu laufen. Vor allem in den USA werden immer mehr Fans, aber auch Veranstalter auf uns aufmerksam, weshalb wir auch dort demnächst längerfristig unterwegs sein werden. Interessanterweise haben aber auch Radiostationen VOLBEAT entdeckt, erst letzte Woche hat uns ein, an sich auf Country & Western spezialisierter Sender mitgeteilt, daß sie ungemein viel Feedback auf ›Sad Man's Tongue‹ erhalten haben. Ich denke, dort drüben wird für uns demnächst auch einiges zu machen sein.

Das bedeutet dann, daß Ihr 2009, mit Ausnahme einiger Pausen an den Feiertagen, wohl durchgehend "on the road" verbringen werdet.

Davon kann man ausgehen, denn bereits jetzt sind erste Festivals in der Wintersaison bestätigt, und wir werden schon ab Ende Januar erneut unterwegs sein.

Ob uns das kommende Jahr hierzulande Gastspiele dieser Dänen bringen wird, bleibt vorerst einmal abzuwarten; zum Glück aber führt der im Oktober beginnende Teil ihrer aktuellen Tournee auf jeden Fall auch in unsere Breiten.

http://www.volbeat.dk/

volbeatinfo@gmail.com

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

Photos: Jacob Dinesen [Photo 1], Gregers Overvad [Photo 2]

VOLBEAT im Überblick:
VOLBEAT – Beyond Hell/Above Heaven (Rundling-Review von 2010 aus Online Empire 45)
VOLBEAT – Outlaw Gentlemen & Shady Ladies (Rundling-Review von 2013 aus Online Empire 55)
VOLBEAT – Rewind, Replay, Rebound (Rundling-Review von 2019 aus Online Empire 80)
VOLBEAT – Rewind, Replay, Rebound: Live in Deutschland (Rundling-Review von 2020 aus Online Empire 85)
VOLBEAT – Rock The Rebel/Metal The Devil (Rundling-Review von 2007 aus Online Empire 31)
VOLBEAT – Online Empire 36-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2008)
VOLBEAT – Online Empire 36-Interview (aus dem Jahr 2008)
VOLBEAT – Online Empire 40-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2009)
VOLBEAT – Online Empire 76-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2018)
VOLBEAT – News vom 19.12.2006
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Soundcheck: VOLBEAT-Album »Beyond Heaven/Above Hell« im "Soundcheck Heavy 131" auf Platz 6
Soundcheck: VOLBEAT-Album »Guitar Gangsters & Cadillac Blood« im "Soundcheck Heavy 114" auf Platz 2
Soundcheck: VOLBEAT-Album »Rock The Rebel/Metal The Devil« im "Soundcheck Heavy 99" auf Platz 1
Soundcheck: VOLBEAT-Album »The Strength / The Sound / The Songs« im "Soundcheck Heavy 85" auf Platz 14
Playlist: VOLBEAT-Album »Beyond Hell/Above Heaven« in "Jahrescharts 2010" auf Platz 10 von Thomas Heyer
Playlist: VOLBEAT-Album »Outlaw Gentlemen & Shady Ladies« in "Jahrescharts 2013" auf Platz 5 von Stefan Glas
Playlist: VOLBEAT-Album »Rock The Rebel/Metal The Devil« in "Jahrescharts 2007" auf Platz 4 von Stefan Glas
Playlist: VOLBEAT-Album »live @ Rock Hard Festival 2008« in "Playlist Heavy 112" auf Platz 1 von Stefan Glas
Playlist: VOLBEAT-Liveshow Gelsenkirchen, "Rock Hard Festival" 11.05.2008 in "Jahrescharts 2008" auf Platz 3 von Stefan Glas
Playlist: VOLBEAT-Song »The Garden's Tale« in "Playlist Heavy 99" auf Platz 2 von Stefan Glas
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