Hinter ANGER AS ART verbirgt sich in erster Linie das Szene-Original und Urgestein Steve Gaines, der bereits zum zweiten Mal mit dieser Band für Freudensprünge in der Thrash Metal-Community sorgt.
Viel mehr "Old School"-Thrash, der etwas ungehobelten und sympathisch chaotischen Art, als auf »Callous And Furor« kann man im Moment wohl auf einem Album nicht bekommen, weshalb ich die Veröffentlichung besagter Scheiblette zum Anlaß nahm, um Steve mit meinen Fragen zu löchern.
Bevor wir uns in Geschehen stürzen, um über Deine aktuelle Band ANGER AS ART zu sprechen, sollten wir einiges zu Deiner musikalischen Vergangenheit in Erfahrung bringen.
Den Anfang Deiner Karriere stellten wohl ABATTOIR und später BLOODLUST dar, beides Bands, die im Underground ob ihrer Veröffentlichungen hoch geschätzt werden, von der Öffentlichkeit jedoch eher nie wirklich gebührend gefeiert wurden.
Bei ABATTOIR war nach dem zweiten Album Schicht im Schacht und auch bei BLOODLUST war es nach der Veröffentlichung der zweiten Scheibe verdächtig still.
Es wäre wohl unfair den anderen Ex-Mitgliedern gegenüber, wenn ich mich zum Thema "Ende von ABATTOIR" hier großartig auslassen würde, zumal ich zu jenem Zeitpunkt gar nicht mehr bei ABATTOIR aktiv gewesen bin. Aber ich kann Euch zumindest verraten, daß Band, Label und Management völlig konträre Vorstellungen davon hatten, wie sich die Band weiterentwickeln sollte und zudem die Chemie innerhalb der Truppe durch die Line-up-Wechsel nicht mehr die beste gewesen ist.
Was BLOODLUST betrifft, so sieht die Sache ein wenig anders aus: Eigentlich begann meine musikalische Karriere bei dieser Band im Jahre 1983. Ich stieg 1984 wieder aus, um zu ABATTOIR zu gehen, kehrte 1987 aber zu BLOODLUST zurück und war bis zum vorübergehenden Ende Mitglied dieser Band. Hier war in erster Linie unser Verhältnis zu den Businesspartnern ausschlaggebend für das Aus. Obwohl wir mit METAL BLADE RECORDS nur gute Erfahrungen machen durften, gab es innerhalb der Band endlose Diskussionen, ob sich dieser Deal für uns wirklich lohnen würde. Im Endeffekt haben wir uns dann an WILD RAGS gehalten, die uns für »Terminal Velocity« einen Deal anboten, der aber wohl dafür gedacht war, nicht nur der Band zu helfen, sondern in erster Linie das Label zu etablieren. Irgendwie waren wir von Beginn dieser Kooperation an unsicher, ob diese Liaison wirklich gut wäre. Auch hinsichtlich der musikalischen Ausrichtung von BLOODLUST waren wir uneinig. Ein Teil der Band wollte eher im harten und traditionellen Bereich aktiv bleiben, während der Rest in Richtung technisch variantenreicher Musik tendierte, weshalb es zu immensen internen Spannungen gekommen ist. Daher hat es sich im Endeffekt auch als beste Lösung herausgestellt, diese Band aufzulösen. So sind die Musiker immerhin Freunde geblieben und haben sich nicht aufgrund dieser Angelegenheiten zerstritten.
Danach waren es dann die Bands TACTICS, PAGAN WAR MACHINE und DREAMS OF DAMNATION, bei denen du mitgewirkt hast.
Unmittelbar nach dem ABATTOIR für mich Geschichte waren, gründete ich TACTICS. Dieses Unternehmen war allerdings nur ein sehr kurzzeitiges, da ich ja 1987 schon wieder bei BLOODLUST gespielt habe. TACTICS existierten dann wieder ab 1989, und wir spielten in der Umgebung von L.A. in den 90er Jahren unzählige Gigs. Es war ein reinrassiges Thrash Metal-Projekt und konnte dennoch problemlos in jener, für diese Art von Musik eigentlich unmöglichen, Phase überleben. Von dieser Band existieren ein Album und zwei Demos, wir haben mehrere Tourneen in den USA bestritten und zudem auch ein Video veröffentlicht. Eine an und für sich recht erfolgreiche Historie, die wir im Jahre 1999 aus Mangel an Orientierung aber dennoch beendeten. Allerdings ging es hier wirklich freundschaftlich ab, denn wir sind allesamt noch immer in Kontakt und ich bin davon überzeugt, daß wir mit besseren Vertriebspartnern und Marketingmöglichkeiten es auch bei euch in Europa schaffen hätten können. Zu PAGAN WAR MACHINE ist das erste, das mir einfällt, die Tatsache, daß ich diese Band wohl bis an mein Lebensende lieben werden, denn diese Art von Musik mache ich immer noch und ich werde auch immerzu derlei Songs schreiben. Allerdings gelang es mir nicht, die anderen Musiker davon zu überzeugen, daß dieses Konzept einmal aufgehen könnte. PAGAN WAR MACHINE war von Anfang an lediglich eine Art Nebenprojekt, denn damals war nicht nur gerade das Thema "Reunion" bei ABATTOIR heiß, sondern ich war auch schon bei DREAMS OF DAMNATION aktiv. Bei denen habe ich auch nicht wesentlich andere Klänge von mir gegeben, sieht man vom eher Death Metal-lastigen Gesang einmal ab. In den letztgenannten Truppen war übrigens auch Jim Durkin aktiv und als er diese Bands damals aufgelöst hatte, waren diese eben Geschichte. Es wäre wohl auch in diesem Fall besser, Jim nach dem Ende zu befragen. Ich möchte mich auch dazu nicht weiter äußern.
Verständlich und sehr diplomatisch. Doch nun endlich zu einem Thema, das Dich sehr wohl betrifft: ANGER AS ART. Das zweite Album der Band mit dem Titel »Callous And Furor« kann zwar den alteingesessenen Thrasher durch Kompositionen der "alte Schule" überzeugen, unterscheidet sich aber dennoch deutlich von den anderen Veröffentlichungen jener Bands mit Deiner Beteiligung. Weshalb?
Das ist schwierig zu beantworten, denn ich weiß nicht genau, was du hier als Vergleich herangezogen hast. Bei ABATTOIR und BLOODLUST war ich am Songwriting nicht wirklich beteiligt, sondern nur als Musiker. Deswegen ist mein "Einfluß" auf diese Scheiben mit Ausnahme der Texte sehr gering. Seit ich Musik schreibe und Songs komponiere hat sich mein Stil nämlich nicht wesentlich verändert. Im Prinzip hat sich mein Stil sehr natürlich über all die Jahre weiterentwickelt, wenn auch »Callous And Furor« hinsichtlich des Aggressionspotentials wahrscheinlich noch eine Spur heftiger ausgefallen ist.
Wenn du beispielsweise das ABATTOIR-Reunion-Material, das PAGAN WAR MACHINE-Demo und das erste ANGER AS ART-Album direkt zueinander vergleichst, wirst du merken, daß sich mein Stil keineswegs verändert hat, die Songs an sich aber durchaus eine Entwicklung erkennen lassen.
Ich kann mich mit diesem ungeschriebenen Gesetz in dieser Branche, daß nur Gitarristen Songs schreiben und die Sänger sich um die Texte kümmern, während der Rest der Band zum Zuhören verdammt ist, nicht wirklich anfreunden. Mir persönlich war und ist es immer willkommen, wenn sich sämtliche Bandmitglieder am Songwriting beteiligen. Weshalb sollte ein Drummer keinen Song schreiben können? So ein Blödsinn! Wer sagt, daß sich die Rhythmusfraktion nur darauf beschränken sollte, im Hintergrund zu agieren? Ich war selbst jahrelang Bassist und habe dennoch unzählige Songs geschrieben, und wen hat es gestört? Niemand, außer einigen selbsternannten Gitarrenhelden vielleicht.
Interessanterweise wagt es kein Kritiker so etwas zu Steve Harris zu sagen, verständlich, oder? Was machen die Leute denn? Sie knien vor Gitarristen wie Michael Schenker nieder, die seit 30 Jahren keinen guten Song mehr geschrieben haben. Das kann es doch auch nicht sein!
Egal wer auch immer dafür zuständig sein mag, es ist im Endeffekt der Song, um den es geht!
Da es mir bislang nicht vergönnt war, eine der bisher genannten Bands jemals live zu sehen, wollte ich wissen, ob denn die Chance besteht, ANGER AS ART hier in Europa zu Gesicht zu bekommen?
Die Möglichkeit besteht zwar, aber um ehrlich zu sein, wird es nicht wirklich leicht zu bewerkstelligen sein, da wir einen solchen Trip selbst finanzieren müßten! Wir haben Angebote auf dem Tisch liegen, doch um die finanziellen Angelegenheiten müßten wir uns selbst kümmern. Dazu sollten wir zunächst einmal reichlich Tonträger absetzen, damit der Name ANGER AS ART auch etabliert wäre. Wir haben zwar schon eine ganz gute Fanbase in Italien und den Niederlanden aufbauen können, aber auch dorthin ist eine Tournee im Moment ohne die nötige Finanzspritze von außen leider nicht möglich. Ideal wäre diesbezüglich mit Sicherheit ein Festivalauftritt, oder aber, wir wären als Supportact bei einer großen Band untergebracht; das wäre auch denkbar. Im Moment wage ich es aber nicht, Zusagen zu machen, denn mit Ausnahme der Angebote ist ja noch nichts vorhanden. Ein Trip nach Europa kann für eine Band wie uns auch den absoluten Bankrott bedeuten, deshalb sind wir sehr vorsichtig.
Vielleicht läßt sich zumindest das mit dem Festivalauftritt irgendwie einfädeln. ANGER AS ART sollten bis zur nächsten Festivalsaison zumindest einigermaßen bekannt sein.
Wer sind die anderen Herrschaften, die bei ANGER AS ART mit von der Partie sind? Begonnen hat die Sache ja als Dein Soloprojekt.
Ich weiß, was du meinst. Das ANGER AS ART-Debut erschien zuvor ja bereits unter meinem Namen, aber im Laufe der Zeit ist eine Band daraus geworden. Ich liebe diese Jungs einfach! Sie sind alle schon sehr lange in der Szene aktiv, aber dennoch nicht wirklich bekannt. Sie haben in all den Jahren nicht nur gelernt, perfekt mit ihren Instrumenten umzugehen, sondern wissen auch sehr viel über das Business an sich. Bei ANGER AS ART gibt es weder Alkohol- noch Drogenprobleme, und das ist schon einmal sehr positiv. Ich war jahrelang mit sogenannten "Rockstars" unterwegs, für die ich im Endeffekt den Babysitter spielen mußte, da sie nicht einmal das Verantwortungsbewußtsein hatten, eine solide Performance abzuliefern, sondern es vorzogen, sich schon vor der Show vollaufen zu lassen. Davon habe ich die Schnauze gestrichen voll!
Mars (d) und Javier Maruffo (b) kenne ich bereits seit den Anfangstagen von BLOODLUST, also seit mehr als 20 Jahren. Javier spielte in einigen mehr oder weniger bekannten Bands hier in L.A. und auch Mars hat schon reichlich Erfahrung, auf Alben gespielt und war sehr häufig auf Tour. Die wohl bekannteste Band, bei der er aktiv war, nannte sich COFFIN TEXTS. William Rustrum, unser Leadgitarrist, konnte sich mit HANGAR 18, einer MEGADETH-Tribute-Band, einen guten Namen hier in L.A. machen. Diese Besetzung spielt nun bereits einige Zeit zusammen. Der Ursprung kann mit 2003 zu DREAMS OF DAMNATION-Zeiten festgelegt werden.
Wie läßt sich denn die musikalische Entwicklung von ANGER AS ART am einfachsten beschreiben?
Ich weiß nicht, ob die Antwort, die ich parat habe, jene ist, die Du erwartest, aber ich sehe mich irgendwie als "Überlebenden". Mir sind meine Schwächen und Stärken als Sänger bewußt, und ich arbeite hart daran. Zudem hatte ich mir auch eine Zeitlang den Baß umgeschnallt, da ich einfach genug hatte von all den Typen, die nichts anderes im Sinn hatten, als einen auf Billy Sheehan zu machen, um mit ihrem Baßspiel den Song zu verunstalten. Nichts gegen derlei Klänge, aber nicht bei mir!
Ich meine mit Geezer Butler, Ian Hill, Cliff Williams oder Peter Baltes, die immerzu perfekt Baß gespielt haben, sollte man die richtigen Vorbilder auf diesem Instrument gefunden haben. Außerdem habe ich mir auch in recht kurzer Zeit das Gitarrespielen beigebracht. Bei DRAMS OF DAMNATION entdeckte ich, daß der Gitarrist, den ich immer gesucht hatte, ich selbst war. Allerdings sehe ich mich in erster Linie dennoch als Songwriter. Es ist nicht so, daß ich auf Biegen und Brechen versuche, Songs zu verfassen; sie kommen einfach aus mir heraus. Ein Song kann nicht auf eine andere Art entstehen, als daß jede Menge Emotionen im Spiel sind. Und genau da sehe ich die "Entwicklung" der Band. Ich muß noch nicht einmal darüber nachdenken, ob denn meine Gefühle ausreichend Inspirationen für ein neues Stück Musik sein könnten. Aus tiefstem Herzen kommen bei mir immer wieder jene Emotionen, die einen neuen Song entstehen lassen.
Sehr persönlich klingen bei Dir aber nicht nur die Songs selbst, sondern auch die Texte.
Und genau so persönlich sind sie auch. Ein guter Song ist ohne den dazu passenden Text ebenso wenig vollständig wie umgekehrt. Es muß einfach alles zusammenpassen. Wenn ein Text besonders garstig ist, klingt auch das Riff des Songs wesentlich heftiger und bösartiger. Zu meinen Texten inspiriert mich immer wieder das Alltagsgeschehen. Obwohl ich mittlerweile nicht mehr der Jüngste bin, bemerke ich, daß meine Texte immer bösartiger werden und das nur, weil ich mir nun einfach wesentlich mehr Gedanken über all das, was mir tagtäglich widerfährt, mache. Als bestes Beispiel sei hier der Rausschmeißer >Still I Hate< genannt, der im Prinzip eine Autobiographie von mir darstellt.
Auch das Cover deutet auf diese vorhandene Aggression hin. Wer hat es denn gezeichnet?
Eddie Mize. Ich habe ihn vor etwa zwei Jahren kennengelernt. Auch in seiner Arbeit steckt jede Menge an Herzblut und Emotion. Außerdem haben wir sehr viele Parallelitäten in unserem Leben festgestellt. Deshalb habe ich auch einen Link zu seiner Webpage auf unsere Site gestellt. Seht euch sein Schaffen an, es ist phantastisch!
Gab oder gibt es denn neben ANGER AS ART auch Bestrebungen, eine Deiner vorherigen Bands neu aufleben zu lassen?
Ich weiß nicht, ob ihr da drüben mitbekommen habt, was hier in letzter Zeit abgegangnen ist. ABATTOIR gibt es bereits seit 1999 wieder und die Band ist auch schon auf Tournee gewesen. Zudem existiert ein Livealbum mit dem Titel »No Sleep 'Til Kalamazoo« aus dem Jahre 2001 und ein im Jahre 2004 in Eigenregie veröffentlichtes Album namens »From The Ashes«, das eigentlich »Evil Incarnate« hätte heißen sollen, jedoch einem technischen Overkill im Studio zum Opfer gefallen ist. ABATTOIR gibt es also wieder, im Moment ist die Band jedoch ein wenig im Ruhezustand, da weder Juan Garcia noch ich wirklich Zeit haben, um uns darum zu kümmern.
Auch BLOODLUST gibt es wieder und nachdem wir einige Gigs gespielt haben, sind wir gerade dabei, einige Aufnahmen für Re-Releases freizugeben. Es beseht also eine große Chance zumindest eine dieser Bands auch auf der Bühne zu sehen, vorläufig jedoch noch nicht in Europa, denn diesbezüglich konzentriere ich mich auf ANGER AS ART. Ein Festivalorganisator hatte gar die famose Idee BLOODLUST zu buchen, jedoch mit der Bedingung, daß wir ABATTOIR-Songs spielen würden!
So geht es auch nicht! Man kann mich als schlechten Musiker bezeichnen, mir mitteilen, daß meine Songs scheiße wären, aber an meiner Einstellung braucht kein Mensch zu zweifeln! Ich würde meine Freunde niemals für Geld verraten!
Verstanden. Da Du ein sehr vielbeschäftigter Typ bist, wäre es interessant zu erfahren, wie lange die Aufnahmen für »Callous And Furor« gedauert haben.
Wenn es sich einrichten hätte lassen, daß ich die Aufnahmen in einem Stück hätte machen können, wäre das Album innerhalb von wenigen Wochen fertig gewesen. Aber es hat im Endeffekt doch mehrere Monate gedauert. Eine spontane und hurtige Arbeitsweise liegt mir eher, weil dann das Ergebnis genauso klingt. Ich bin zu lange in diesem Geschäft, um mich auf langfristige Studioarbeiten einzulassen.
Immerhin haben wir es mit ABATTOIR geschafft, zweieinhalb Jahre an einem Album zu arbeiten, das dann nie erschienen ist. Aber auch BLOODLUST waren diesbezüglich nicht viel besser: Mit dieser Band brauchten wir knappe zwei Jahre für gerade einmal zwei Songs. Auch DREAMS OF DAMNATION waren geradezu überambitioniert als es darum ging, Songs zu schreiben, doch über eine Vorproduktion kamen wir ebenfalls nicht hinaus. Das alles brauche ich nicht mehr!
Für das erste ANGER AS ART-Album brauchte ich gerade einmal 16 Stunden, mit mir als Einzeldarsteller wohlgemerkt! Es bedarf keiner langatmigen Produktionszeiten, es kommt immer auf die Emotionen der Songs an sich und die Intensität an, mit der man die Songs aufnehmen will.
Kann ich nachvollziehen. ANGER AS ART genießen also im Moment bei Dir ganz eindeutig Priorität. Bist Du überhaupt noch bei anderen Bands involviert?
Oh doch. Obwohl ABATTOIR im Prinzip auf Eis gelegt sind und sich bei BLOODLUST mit Ausnahme der Re-Release-Geschichte auch nicht allzu viel tut, habe ich neben ANGER AS ART eine recht unterhaltsame Nebenbaustelle. Ich spiele seit einiger Zeit Baß bei BITCH, und es macht großen Spaß, Betsy und die Jungs zu begleiten!
Kann ich mir gut vorstellen, zumal Konzerte von BITCH immer hohen Unterhaltungswert haben. Was waren denn die Highlights Deiner bisherigen Laufbahn, wenn wir über Konzerte generell sprechen?
Meinst Du Konzerte, die ich gesehen habe, oder jene die ich gegeben habe? Egal, zu den besten Gigs, die jemals gesehen habe, gehören auf jeden Fall KISS auf ihrer Reunion-Tour von zehn Jahren. Eine bessere Show kann es nicht geben! Ich habe JUDAS PRIEST achtmal und IRON MAIDEN fünfmal gesehen und es war immer super! Von SLAYER glaube ich, an die 20 Konzerte gesehen zu haben, und sie haben es auch immer geschafft, mich zu begeistern. Besser waren nur noch MOTÖRHEAD, die ich mir jedes Mal, wenn sie irgendwo in der Gegend waren, angeschaut habe. Ich kann mich an keine einzige schlechte Show von Lemmy und Co. erinnern.
Abgesehen davon hatte ich die Ehre zusammen mit Bands wie METALLICA, MEGADETH, ANTHRAX, SLAYER, TESTAMENT, OVERKILL, EXODUS und MOTÖRHEAD die Bühne teilen zu dürfen, das alles waren Highlights! Für mich gibt es nichts besseres als auf die Bühne zu kommen, um live zu spielen, jeder Auftritt ist ein Highlight, denn ich kann das machen, was ich liebe!
Glauben wir Dir aufs Wort! ANGER AS ART klingen ja auch geradezu nach "Bühne". Generell scheint der Thrash Metal in letzter Zeit ein Comeback gefeiert zu haben, diese Tatsache sollte doch auch Dich zufriedenstellen?
Ich beschäftige mich nicht wirklich damit, ob unsere Musik bekannt ist oder gar im Trend liegt, aber es kann durchaus sein, daß eine neue Generation an Thrash Metal-Fans und -Musikern herangewachsen ist, die "Kinder" der alten Garde quasi. Ich würde allerdings diese Musik genauso von mir geben, wenn keine Menschenseele daran interessiert wäre, denn sie ist nun einmal in mir und zwar für immer.
Gerade hier in Mitteleuropa hat Thrash Metal aus den USA immer noch ein sehr großes Following. Was macht denn Deiner Meinung nach die Qualität von amerikanischen Bands aus?
Ich weiß nicht, ob das etwas über die Qualität der Musik aussagt. Vielleicht ist es aber gerade in diesem Bereich einfach die Hingabe, mit der die Musiker zu Werke gehen, die auch die Fans spüren. Es freut mich natürlich, daß vor allem in Europa diese Art von Musik geschätzt wird, weshalb das so ist, vermag ich aber nicht zu deuten. Ich würde mich und ANGER AS ART auch gerne bei Euch präsentieren können. Sagt Euren Lesern einfach, sie mögen alle Festival-Verantwortlichen mit Mails bombarideren und nach ANGER AS ART verlangen. [lacht]
Und los geht's! ANGER AS ART stammen aus L.A. und dort flog bekanntlich in den 80er Jahren Metal-mäßig die Kuh. Wie sieht es denn heute aus?
L.A. ist leider sehr trendverseucht, weshalb Metal dort nur noch Randgruppenprogramm ist. Allerdings muß ich auch sagen, daß sich die Fans, die zwar nicht mehr so zahlreich vorhanden sind wie früher, dafür wesentlich intensiver mit der Sache beschäftigt. Es gibt immer noch eine, wenn auch verhältnismäßig kleine Szene hier, aber diese ist gefestigt und ich bin sehr stolz darauf, ein Teil davon zu sein.
Zu Hause seid Ihr also fest in die Szene integriert, wo auf dieser Erdkugel haben ANGER AS ART denn sonst ihre Fans?
Dazu muß ich anmerken, daß OSM, unser Label, sehr gut für uns in Europa arbeitet. Wir haben offenbar viele Fans in den Niederlanden, Deutschland, Italien und Schweden. Aber hier in den Staaten haben wir landesweit auch ein recht gutes Following, deshalb werden sich die Touraktivitäten wohl nicht zuletzt aus logistischen und finanziellen Gründen zunächst auf die Staaten beschränken.
Wie ist der Kontrakt bei OSM überhaupt entstanden?
Ich habe über meinen Freund Marco Lima vor einigen Jahren Patrick Ramseier kennengelernt. Wir spürten sofort, daß uns nicht nur musikalisch etwas verbindet. Als ANGER AS ART gegründet wurden, bot er sofort seine Unterstützung an. Er war es auch, der uns mit den Organisatoren des "Thrash Against Cancer"-Festivals im Juli 2005 in San Francisco in Kontakt brachte. Dieser Auftritt war sehr wichtig für uns und zudem war das Festival eine großartige Sache. Patrick und ich blieben fortan in Kontakt, zu diesem Zeitpunkt war mir nicht einmal bewußt, daß der Kerl mit OSM sogar ein Label am Laufen hatte. Doch im November 2005 flattere uns ein Kontrakt ins Haus und seit damals haben wir bereits zwei Alben über OSM veröffentlichen können und hoffentlich werden noch viele folgen.
Gute Idee, vielleicht bekommen wir ja sogar noch älteres Material als Re-Release, was ja mit Sicherheit keine schlechte Idee wäre.
Wie schon erwähnt, arbeiten BLOODLUST gerade an solchen Re-Releases, ich persönlich habe mich jedoch aus sämtlichen Verhandlungen herausgehalten. Ich denke, im Laufe des Jahres sollten die Verhandlungen abgeschlossen und diesbezüglich alles klar sein. Was ABATTOIR betrifft kann ich nur sagen, daß die ersten beiden Alben 1999 von CENTURY MEDIA wiederveröffentlicht wurden und ich damals auch nicht in die Sache involviert war. Ich weiß auch, daß jemand Geld dadurch gemacht hat, aber definitiv niemand aus der Band.
Harren wir also der Dinge, die uns von BLOODLUST im Laufe des Jahres zu Gehör kommen werden. Was sollte denn von ANGER AS ART an Neuigkeiten in der nächsten Zeit noch dazu kommen?
Na ja, zunächst wollen wir natürlich unser aktuelles Album so gut es geht an den Fan bringen. Das Geld benötigen wir dringend, um über weitere Aufnahmen überhaupt nachdenken zu können. Wir hoffen natürlich auch, auf Tour gehen zu können, um unseren Fans die Songs auch live präsentieren zu können, aber auch dazu ist das nötige Kleingeld unabdingbar.
Außerdem wollten wir uns bei den Fans für die Unterstützung bedanken! Es tut gut, wenn man für seine Musik respektiert wird!