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”Y-Files”-Datasheet

Contents:  DANTON-Interview

Date:  Juli 1988 (created), 08.07.2007 (revisited), 27.10.2024 (updated)

Origin:  pre-UNDERGROUND EMPIRE 1

Status:  unreleased

Reason:  subject deceased

Task:  revitalize

Comment:

Es stimmte mich sehr traurig, daß dieses Interview nicht in UNDERGROUND EMPIRE 1 erscheinen konnte: Ich war nämlich bereits ein großer Freund der DANTON-Demos gewesen, aber leider hatte sich die Band zum damaligen Zeitpunkt gerade aufgelöst.

Allerdings wurde dies gewissermaßen einige Jährchen später in Form des VANIZE-Interview in UNDERGROUND EMPIRE 7 nachgeholt, da es sich dabei um die Nachfolgecombo zu DANTON handelte.

 

Anmerkung 25. März 2010: Ex-DANTON-Bassist Ralf S. ist mit der Bitte an uns herangetreten, seinen Namen zu kürzen, da sich die Band seinerzeit nicht in Freundschaft getrennt hatte. Deswegen möchte er seinen vollen Namen im Zusammenhang mit DANTON nicht mehr öffentlich genannt wissen, um auch über Suchmaschinen in diesem Kontext nicht mehr ausfindig gemacht werden zu können. Diesem Wunsch haben wir nach genauerer Klärung des Sachverhalts selbstverständlich entsprochen.

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

DANTON-Logo

DANTON-Headline

Nachdem man in der letzten Zeit aus Deutschland praktisch nur noch Thrash oder Kommerz zu Gehör bekam, tat es richtig gut, eine LP wie die Debütscheiben von SCANNER oder FORCED ENTRY, auf der einfach guter melodischer Heavy Metal zu hören ist, in die Hände zu bekommen. Ende letzten Jahres hat eine weitere Gruppe aus dieser stilistischen Ecke ihr Debütwerk »Way Of Destiny« veröffentlicht. Diese Gruppe hat unter anderem durch zwei Demos in den letzten zwei Jahren auf sich aufmerksam gemacht und heißt DANTON. Die Band setzte sich zu diesem Zeitpunkt aus Thomas Rattunde (Gitarre), Ralf S. (Baß, wegen der Namenskürzung bitte "Extra-Info" - Button oben rechts - beachten!), Heiko Hornmann (Schlagzeug) und Peter Dirkschneider (Gesang) zusammen. Aufgrund der Tatsache, daß die Stimme des letztgenannten Paralellen zu der des großen Bruders Udo aufweist, wurde die Band schon oft als Abklatsch von ACCEPT oder U.D.O. hingestellt. Wir wollten der Band in diesem Interview die Möglichkeit geben, sich zu diesen, oft an den Haaren herbeigezogenen Vergleichen zu äußern. Darüberhinaus kamen natürlich auch noch andere Themen zur Sprache.

Welche Erwartungen steckt Ihr in »Way Of Destiny«?

Zuerst wollen wir einmal einen guten Start kriegen und dann eine zweite Platte machen, die noch besser wird. Wenn etwa 30.000 verkauft würden, wäre das schön. Vielleicht kaufen wir sie selbst, wenn sie keiner haben will.

Was haltet Ihr von der deutschen Newcomerszene?

Traurig! Es gibt nur noch Speed Metal-Combos und Posergruppen. Leute, die richtigen Heavy Metal machen werden überhaupt nicht mehr hervorgehoben. Das ist einfach öde, was da passiert; obwohl auch ein paar gute Sachen dabei sind.

Man muß momentan von einer Newcomerüberschwemmung in Deutschland reden. Was werdet Ihr tun, um nicht auf der Strecke zu bleiben, um zu überleben?

Da hast Du recht. Seit etwa zwei, drei Jahren kommt ziemlich viel raus. Das sind überwiegend Thrash-, Speed- oder schnellere Sachen. Meist handelt es sich um Billigproduktionen - sprich: 14 Tage Studio. Wir gehören da zwar auch dazu, aber wir haben uns ziemlich angestrengt. Jede Band macht eine Entwicklung durch, und wenn wir mit dem Debüt ein paar Leute finden, die uns zwar nicht gerade verehren, aber vielleicht ganz gut finden, so haben wir mit der Platte schon unser Ziel erreicht. Wir könnten dann mit der nächsten besser nach vorne loskommen, um dann Fuß zu fassen und von der Newcomerecke loszukommen und vielleicht auch ein bißchen Kohle zu verdienen. Das beste Beispiel entwicklungsmäßig ist STEELER. Bis die mal Fuß gefaßt hatten, hat vier LPs gedauert. Wir versuchen, das schon mit der dritten zu schaffen, wobei ich aber nicht über STEELER lästern möchte.

Wie sieht es aus bezüglich Livegigs? Wie oft spielt Ihr im Schnitt, und habt Ihr ein bestimmtes Outfit?

Wir spielen so oft es geht. Wir versuchen, ein Konzept passend zu unserem Bandnamen zu entwickeln. Damit sind wir aber noch nicht fertig.

DANTON-Bandphoto 1

Jetzt kommen ein paar Fragen, die eigentlich ganz zwangsläufig gestellt werden müssen. Sie ergeben sich dadurch, daß der große Bruder von Peter nun einmal Udo Dirkschneider heißt. Udo hat einmal in einem Interview gesagt, daß er von zu Hause aus sehr viel Freiraum zum Musikmachen bekommen hat. War das bei Dir, Peter, genauso?

Ich hatte mich früher kaum für Musik interessiert. Als ich mit der Musik angefangen habe, war ich schon drei Jahre von zu Hause weg.

Peter, ist Udo ein Vorbild für Dich?

Ich hatte zwangsläufig mitbekommen was Udo machte. Als ich dann selbst angefangen habe, Musik zu machen, hat es mir zwar geholfen, daß ich meinen Bruder hatte, aber Vorbild - nee!

Bist Du neidisch auf Deinen großen Bruder oder würdest Du gerne mit ihm tauschen?

Neidisch - höchstens finanziell gesehen, sonst aber nicht und tauschen wollte ich auch nicht.

Wie war und ist eigentlich das Verhältnis zwischen Dir und Udo?

Ich kann nicht klagen. Er ist zwar ein paar Jährchen älter, aber wir kommen ganz gut miteinander aus.

Hat Udo DANTON schon mal geholfen, indem er beispielsweise Euere Demos an Plattenfirmen weitergegeben hat, oder war seine einzige Hilfe Euere Namensgleichheit?

Wir haben uns gesagt, daß es besser wäre, wenn Udo uns nicht hilft. Udo hat auch gemeint, daß das nichts bringen würde, da es dann heißen würde, wir hätten den Erfolg nur, weil ich sein Bruder bin, und das wollten wir nicht. Die Namensgleichheit hat sich eher als ein Nachteil herausgestellt: In vielen Artikeln hat man dann gelesen, daß das, was wir machen, genau das gleiche sei wie das von ACCEPT oder U.D.O. Wenn man aber genau hinhört und uns live sieht und dann noch etwas von Musik versteht, wird man merken, daß wir etwas anderes machen und daß man das unterscheiden kann.

Vergleiche zu ACCEPT drängen sich aber doch aufgrund der bereits angesprochenen Namensgleichheit und der stilistischen Ähnlichkeit der Musik auf. Was denkt Ihr selbst über diese Vergleiche?

Für mich sind ACCEPT etwas völlig anderes, da sie Profis sind. Wir haben auf keinen Fall vor, in die Wege zu treten.

Manche werfen Euch vor, nicht sonderlich originell zu sein. Was unterscheidet Euch Euerer Meinung nach von ACCEPT bzw. U.D.O.?

Wir sind einfach noch eine Underground-Proberaumband. Bei den Auftritten sind wir froh, wenn wir ein paar Lampen da stehen haben und eine gute PA haben, so daß die Sache gut rüberkommen kann. Wenn wir mehr Geld hätten, könnten wir mehr bieten, und für Euch würden dann aber die Eintrittskarten teuerer. Wenn wir diese Möglichkeiten haben, wird das auch passieren. Da wir aber momentan kein Geld haben, können wir eben nur die Musik rüberbringen.

Thomas, in einem Magazin wurdest Du einmal als der zweite Wolf Hoffmann bezeichnet. Was sagst Du dazu?

Was mir bei dem ganzen Thema auf den Sack geht ist folgendes: Alle versuchen uns in die ACCEPT/U.D.O.-Ecke zu drücken. Ich bin eben nicht Wolf, ich sehe nicht so aus wie er, spiele nicht so Gitarre, er ist Profi, und ich fange gerade an, Musik zu machen. Ich muß mich noch entwickeln und Wolf ist entwickelt.

In welche Richtung werden sich die Songs in Zukunft weiterentwickeln?

Die Musikrichtung ist eigentlich offen. Wir machen das, was uns gefällt, und uns ist egal, ob das wie ACCEPT, PRIEST, Ozzy - oder wie sie alle heißen - klingt, weil wir wissen, daß das unsere Stücke sind und wir sie gut finden. Wenn Du mal in die LP reinhörst, wirst kaum ein Stück finden, das wie ACCEPT klingt.

Ist Euer Namensvater Georges Danton, der einer der führenden Köpfe der Jakobiner in der Französischen Revolution war? Welche Bedeutung hat der Name für Euch persönlich?

Ja, daher kommt der Name, und darauf wollen wir auch ein Konzept entwickeln. DANTON ist unsere persönliche Revolution durch die Musik.

Zum Abschluß kann ich eigentlich nur jedem, der dem "Metal der guten alten Schule" nicht gänzlich abgeneigt ist, empfehlen, sich »Way Of Destiny« mal anzuhören. Ich bin sicher, daß die Platte ihre Freunde finden wird. Wer mit der Band Kontakt aufnehmen möchte, für den noch die Kontaktadresse:

Vorbereitung & Interview:
Ralf Henn + Axel Westrich + Stefan Glas

Bearbeitung:
Stefan Glas

Photo: Max Westermann

DANTON im Überblick:
DANTON – Y-Files-Interview (aus dem Jahr 1988)
DANTON – ''Heavy Metal Made In Germany''-Special (aus dem Jahr 1998)
DANTON – News vom 09.11.2007
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