Zwei Dinos, die des Metals immer noch nicht müde sind, haben mit CRYPTIC VISIONS eine neue Formation ins Leben gerufen: Jeff Bagherpour und Phil Fouch, früher Gitarrist beziehungsweise Basser bei TYRANT'S REIGN. Jepp - jenen TYRANT'S REIGN, die nie richtig vom Fleck kamen, obwohl sie 1987 mit »Year Of The Tyrant« eine selbstverlegte EP abservierten, die perfekten US-Metal bot und ihnen schon bald Kultstatus bescherte (und zugleich bewirkte, daß besagtes Vinyl heute zu schwindelerregenden Preisen gehandelt wird). Zwar stieg Jeff seinerzeit zwei Wochen vor den EP-Aufnahmen aus, dennoch bestimmt diese Vergangenheit die Richtung für CRYPTIC VISIONS: Die selbstproduzierte 11-Track-CD enthält deutliche Eighties-Andeutungen - und das nicht nur, weil man zur Eröffnung des Songs ›The Band Plays On‹ neben einigen Songs von WINTERKILL auch einige Tyrannen-Nummer anklingen läßt - und WINTERKILL ist die neue Band des ehemaligen TYRANT'S REIGN-Sängers Randy Barron. Doch damit nicht genug der Vetternwirtschaft, denn Randys Bruder Russell Barron ist der Sänger von CRYPTIC VISIONS.

Russell beweist, daß seine Stimmbänder aus dem gleichen Holz geschnitzt sind, wenngleich er nicht ganz so barbarisch brüllt wie sein Bruder damals. Zum Ausgleich darf er auf dem Bandphoto im Booklet ein Brotmesser der Marke "Ritterschnitter" schwingen. Jeff gibt sich über weite Strecken mit einer prägnanten Rhythmusklampfe zufrieden, um dann kleine Lücken zwischen den Textzeilen mit Riffs zu füllen - ganz so wie man es gewohnt war, als die klardefinierte Gitarre noch der unumstößliche Machtfaktor in der Metalszene war. Keyboarderin Michele O'Day tastet sich bescheiden im Hintergrund herum und legt einen Teppich, der den Songs Atmosphäre, dem Sound Größe verleiht.

Eine lohnenswerte CD nicht nur für die Ewiggestrigen, sondern für jeden, der auf gutgemachten Midtempo-Power Metal steht, der weniger kompromißlos als vielmehr phantasievoll gestaltet wird.

http://www.crypticvisions.com/

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Stefan Glas