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Seit mittlerweile mehr als zehn Jahren treibt eine französische Formation mit dem recht ungewöhnlichen Namen YYRKOON ihr Unwesen im Untergrund, doch leider hat der Großteil der potentiellen Fans die Herrschaften noch immer nicht für sich entdeckt, was sehr schade ist. Mittlerweile bringt es die im Moment aus Stephane Souteyrand (v, g), Victorien Vilchez (b), Geoffrey Gautier (g) und Laurent Harrouart (d) bestehende Formation bereits auf vier veröffentlichte Alben, wobei vor allem der im Jahre 2003 eingespielte Silberling »Occult Medicine« einen gewaltigen Schritt nach vorne für die Franzosen darstellte und diese Entwicklung sollte sich auch mit ihrem aktuellen Silberling fortsetzen.
Im Zuge der Veröffentlichung ihres aktuellen Albums »Unhealthy Opera«, das logischerweise eines der Schwerpunkte dieses Gespräches war, zeigte sich Stephane, der zusammen mit Laurent seit den Anfangstagen bei YYRKOON mit von der Partie, ist als sehr redseliger Gesprächspartner und gab Auskunft über die Geschichte der Band und vermittelte auch die nötige Hintergrundinformation, die man zu YYRKOON wissen sollte.

Der Name YYRKOON ist zwar mittlerweile nicht mehr gänzlich unbekannt, der Großteil der Fans kann mit diesem Begriff bisher aber dennoch nur sehr wenig damit anfangen. Was steckt denn hinter YYRKOON?

Der Name YYRKOON stammt aus der Elric-Saga des britischen Fantasy-Autors Michael Moorcock. Yyrkoon ist in dieser Sage die Figur eines Zauberers. Allerdings gebe ich zu, daß wir diesen Name für unsere Band auch deshalb ausgewählt haben; weil er ungemein außergewöhnlich klingt und daher unverwechselbar ist. Wir bewundern zwar das Werk und Wirken von Moorcock, allerdings hätten wir auch einen anderen Begriff als Namen für unsere Band auserkoren, wenn er ähnlich genial geklungen hätte. Die Fans sollten uns aber deshalb nicht in die Fantasy-Ecke stecken, denn da passen wir nicht unbedingt hinein.

YYRKOON-Bandphoto 1

In den letzen Jahren seid Ihr nicht nur wegen Eurer musikalischen Leistungen in die Schlagzeilen gekommen, sondern wohl auch deshalb, da es häufig Line-up-Wechsel gegeben hat. Ist die Besetzung nun stabil?

Oh ja. Wir hatten früher ernsthafte Schwierigkeiten, einen geeigneten Drummer zu finden und mußten daher mehrere Möglichkeiten austesten. Doch seit Laurent, der auch schon zu der ersten Besetzung der Band zählte, wieder mit von der Partie ist, kann die Suche als beendet betrachtet werden. Er spielte ja schon seit den Anfängen von YYRKOON im Jahre 1996 mit mir zusammen und legte erst nach den Aufnahmen zu »Occult Medicine« eine längere Pause ein. Er war zu diesem Zeitpunkt in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand und hatte zudem auch noch persönliche Probleme. Doch nun scheint alles wieder bestens zu laufen. Der Kontakt zu Laurent ist ohnehin nie abgebrochen und er war im Endeffekt auch unsere erste Wahl, da wir wußten, wie verläßlich er ist. In der Zwischenzeit wollten wir ohnehin nur einen Session-Drummer engagieren, doch dieses Unterfangen erwies sich als nicht ganz einfach. Erst mit Dirk Verbeuren hatten wir einen fähigen Drummer an der Angel. Zusammen mit Dirk zu spielen war ein besonderes Erlebnis, denn dieser Kerl kann in der Tat perfekt Schlagzeug spielen! Er hat uns auf der Tournee zusammen mit IMPALED NAZARENE ausgeholfen und es war eine wahre Freude, mit ihm auf der Bühne zu stehen. Doch leider ist sein Zeitkontingent auch nur sehr beschränkt, weshalb wir uns erneut nach einem anderen Drummer umsehen mußten und uns im Endeffekt wieder mit Laurent zusammengetan haben.

Wie würdest Du die musikalische Entwicklung von YYRKOON beschreiben?

Als die Besetzung wieder stabil war, begannen wir mit den Aufnahmen zu unserem neuen Album. Dieses ist mit Abstand unser bisher persönlichstes geworden, denn derart viele Emotionen waren bei uns noch nie im Spiel. Seit den Aufnahmen von »Occult Medicine« kann man einen unaufhaltsamen Entwicklungsprozeß feststellen. Ich will damit unsere ersten beiden Alben nicht schlechtmachen, aber die Routine hat uns damals auf jeden Fall noch gefehlt. Deshalb klingen diese Scheiben auch total unterschiedlich und auch recht inhomogen. Unsere Einflüsse haben sich zwar nicht geändert, aber YYRKOON sind im Begriff, ihre eigene Nische zu finden. Unsere Musik würde ich als ausgewogene Mischung aus Death und Thrash Metal, sowie sehr viel Atmosphäre und traditionellen Metal-Soli beschreiben. Ich denke, damit treffe ich unsere Musik recht gut. Auch Melodien sind uns sehr wichtig, denn wir haben versucht, nicht bloß Aggressionen zu vermitteln, sondern auch einige groovige Passagen einzuflechten. Was die Texte betrifft, so muß man noch hinzufügen, daß wir es nun besser schaffen, unser Inneres nach außen zu kehren und dies auch in den Texten zu vermitteln. »Unhealthy Opera« kann als logische Fortsetzung unserer Geschichte betrachtet werden. Allerdings haben wir es uns nicht nehmen lassen, auch einige so richtig wahnwitzige Passagen einzubauen. Durch Abwechslung werden Alben einfach spannender und ich denke, diesbezüglich haben wir ein gutes Werk abgeliefert.

Kann man gelten lassen. Wie genau würdest Du »Occult Medicine« und »Unhealthy Opera« unterscheiden. Für mein Dafürhalten enthält der aktuelle Silberteller wesentlich mehr technische Parts.

Da wir bereits unser viertes Album aufgenommen haben, kann ich wohl, ohne angeben zu wollen, behaupten, daß wir unseren ureigenen Stil gefunden haben, um Songs zu komponieren. Unsere Intention ist es, möglichst aggressiv und zugleich auch melodiös zu klingen. Daraus ergibt sich eben eine sehr interessante Mischung. Wir haben aber keine "Zauberformel", um einen Song zu schreiben, unterscheiden aber sehr wohl aufgrund der benötigten Atmosphäre, wie der jeweilige Song klingen sollte. Nach so langen Studioaufenthalten und der mittlerweile erworbenen Erfahrung kann man es schon fast als natürlichen Prozeß betrachten, der sich im Studio abspielt. Wir sind sowohl mit »Occult Medicine« und klarerweise auch mit »Unhealthy Opera« sehr zufrieden, wenn man auch erst jetzt so richtig unseren eigenen Stil erkennen kann.

Daß eine Band mit ihrem jeweils aktuellen Album zufrieden ist, stellt keine Seltenheit dar. Wie aber haben denn die Presseleute darauf reagiert?

Im Moment liegen uns noch kaum Ergebnisse vor. Da unser Album erst seit kurzer Zeit zu erhalten ist, wundert das aber wohl kaum. Hier bei uns in Frankreich scheint die Scheibe sehr gut anzukommen, denn sämtliche Reviews waren bisher positiv. Wir sind sehr stolz auf dieses Album, denn es steckt jede Menge Herzblut darin. »Unhealthy Opera« ist ein Album geworden, auf das wir sehr stolz sein können und es auch sind. Wir haben geradezu brutale Passagen mit melodiösen verknüpft und das Album trotzdem homogen gestaltet. Ich denke, »Unhealthy Opera« sollte YYRKOON zu weiteren Großtaten führen.

Das sollte sich wohl auch auf der Bühne bemerkbar machen. Wie sehen Eure Erfahrungen diesbezüglich aus?

Wir haben zwar schon einige Gigs und kürzere Tourneen gespielt, so richtig abgegangen ist es aber erst auf unsere Tournee zusammen mit Dirk und IMPALED NAZARENE. Auch das "Metal Therapy"-Festival hier bei uns in Frankreich war ein großer Erfolg. Wichtig ist ja ohnehin nur, daß du mit dem Publikum vereint bist und dadurch so richtig abgehen kannst. Nur so kann eine intensive Live-Show gewährleistet werden.

Aber all das ist nur mit dem nötigen Kleingeld möglich, um umfangreiche Gastspielreisen auch zu finanzieren. Ist denn auch Euer Label OSMOSE bereit, solche Summen zu investieren? Wie kam es überhaupt zu dieser Liaison?

Vor den Arbeiten zu »Occult Medicine« haben wir uns von unserer vorherigen Plattenfirma getrennt und uns auf die Suche nach einem neuen Partner gemacht. Wir haben zwar einige Angebote erhalten, jenes von Osmose erwies sich als das seriöseste und zugleich stellte sich schnell heraus, daß sie es auch waren, die am meisten in ihre Bands investieren. Uns wurde ein Deal über zwei Alben angeboten und eben diesen hätten wir nun eigentlich erfüllt. Wenn man uns anbietet, den Vertrag zu verlängern, sagen wir mit Sicherheit ja, denn wir sind mit der Arbeit von Herve und OSMOSE sehr zufrieden.

YYRKOON-Bandphoto 2

»Unhealthy Opera« ist ein gleichermaßen origineller wie ungewöhnlicher Titel. Steckt da ein Konzept dahinter oder handelt es sich ebenfalls "nur" um einen besonders originellen Titel?

Das Konzept im eigentlichen Sinn basiert auf dem Schaffen von H.P. Lovecraft und der von ihm erschaffenen Mythenwelt. Wir haben versucht, sein Werk insofern zu adaptieren, indem wir uns vor allem jene Stücke besonders als Inspiration herangezogen haben, die von Wahnsinn und Angst geprägt sind. Wir wollten zum Ausdruck bringen, daß derart phantastische Stories trotz allem aufgrund der Tatsache, daß sie auf Angst und Wahnsinn basieren, sehr tief im Innersten des Menschen verankert sind und deshalb nicht einmal so unrealistisch sind, wie man beim bloßen Lesen der Geschichten annehmen könnte. Wer sich intensiv mit Lovecraft auseinandersetzt, wird sehr bald feststellen, daß man, je tiefer man in die Materie eintaucht, gar nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kann. Musikalisch würde ich meinen, daß vor allem die abgefahrenen und schnellen Passagen mit dem Wahnsinn in Verbindung zu bringen sind, während man die melodiösen Elemente so beschreiben kann, daß hier der Hörer am ehesten die Realität empfinden kann. Allerdings ist jene auch nicht unbedingt als Normalität zu interpretieren, weil gerade in jenen Passagen sehr viele Horrorvisionen umgesetzt wurden. Manchmal fällt es mir in der Tat sehr schwer, meine Ideen und Gedanken in Worte zu fassen. Es ist wesentlich einfacher, die Musik für sich sprechen zu lassen, um all die Bilder und Visionen, die sich in meinem Gehirn angesammelt haben und die ich zum Ausdruck bringen will, auch umsetzen zu können. Das Thema "Angst" ist sehr alt und schon seit dem Anfang der Menschheitsgeschichte brisant. Wohl deshalb spricht man auch heute noch darüber. Jedes Individuum hat wohl eine andere Art und Weise, diese Angst zum Ausdruck zu bringen. Meine ist jedenfalls der Heavy Metal, denn so kann ich exakt das wiedergeben, was ich gerade empfinde. Um eine meiner Visionen ein wenig deutlicher zum Ausdruck zu bringen, versuche ich es mit einer möglichst einfachen Beschreibung. Stellt Euch den Schatten eines Menschen vor, der von allerlei unschönen Kreaturen, oder schlicht und einfach "Monstern", umgeben ist. Diese Kreaturen haben längst die Kontrolle über diesen Menschen erlangt und trotz seines ungemein vielseitigen Wissens, hat der Mensch keine Chance gegen nicht greifbare Phänomene wie Angst oder Wahnsinn und wird von diesen beherrscht.

Nun ja. Aha. Okay. Und was genau inspiriert einen Musiker zu derart abgefahrenen Texten?

Seit ich zum ersten Mal in einem Rollenspiel, das auf einem der Werke Lovecrafts basierte, mitwirken durfte, war ich fasziniert von diesem Menschen und seinem Schaffen. Es war "The Call Of Chtulhu", bei dem ich mitspielte und ich war erst 15 Jahre alt, aber dieses Stück hat mich schlichtweg gepackt. Das beeindruckendste für mich waren die Mythen, die Lovecraft verwendete. Ich fühlte mich regelrecht hineingezogen in diese Welt, in der die alten Götter die Welt beherrschten und über die menschlichen Seelen regierten. Genau diese Faszination der Mythenwelt hat mich nie wieder losgelassen und deshalb ist auch »Unhealthy Opera« entstanden. Es geht in erster Linie um dieses Gottheiten, die bei Lovecraft vom Meer aus die Menschheit regieren. Auch die Tiefe der See hat mich schon seit Jahren beeindruckt, ebenso die von Lovecraft immer wieder in seinen Geschichten eingeflochtenen Verweise auf medizinische Phänomene in Verbindung mit Horror. Lovecraft brachte immer wieder zum Ausdruck, wie nahe Realität und Fiktion beisammen sind und daß vor allem durch die Medizin diese Grenze nahezu aufgehoben werden kann. Damit haben wir uns zuletzt auf »Occult Medicine« beschäftigt. Lovecraft verfolgt uns nun also schon sehr lange und die Faszination nimmt noch lange kein Ende.

Nicht wirklich erkennen konnte ich einen Zusammenhang zwischen Musik, Texten und dem Cover, auf dem ein eigenartiges Zeichen abgebildet ist.

Wir hatten im Sinn, mit Symbolen zu arbeiten, die überhaupt nicht direkt in Zusammenhang gebracht werden können und offenbar hat es gewirkt. [lacht] Das Zeichen stammt aus der sumerischen Kultur und wird dort das "gelbe Zeichen" genannt. Lovecraft verwendet es ebenfalls in seinen Werken und zwar immer dann, wenn die alten Götter gerufen werden sollten. Auf den Promos kommt das wahrscheinlich nicht so richtig zur Geltung, aber in den regulär erhältlichen CDs wird im Booklet einiges von der Symbolik zu sehen sein und die Interpretation dadurch wahrscheinlich leichter. Aber am einfachsten interpretieren läßt sich das Zeichen als Aufruf, als Aufruf sich unsere CD anzuhören. [lacht]

Endlich einmal etwas Konkretes und Greifbares. In welchen Regionen dieser irdischen Niederungen erwartet Ihr, daß die Menschen dem gelben Zeichen folgen werden?

Diesbezüglich möchten wir uns keineswegs festlegen. Klar wäre es phantastisch, auch in den USA Fuß fassen zu können, aber man wird erst sehen, inwiefern dies möglich sein wird. Allerdings wollen wir uns auch nicht nur auf unsere Heimat Frankreich konzentrieren, denn Fans von YYRKOON sind wohl überall zu finden. In Europa ebenso wie in den USA, in Kanada und in Japan.

Wie ist es im Moment um die Szene in Frankreich bestellt, von der wir hier leider nur selten etwas mitbekommen?

Ich würde sagen, daß die französische Szene fast täglich wächst! Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist die Entwicklung zwar noch immer recht träge, was wohl auch an der Mentalität liegen könnte, aber im Moment ist Franreich, was den Metal betrifft, im Umbruch. Seit den späten 90er Jahren entwickelt sich auch hier eine recht gut funktionierende Szene. Während es zuvor nur sehr wenige Bands waren, gibt es nun ebenso eine Vielzahl an mannigfaltig ausgerichteten Formationen, die internationale Vergleiche nicht zu scheuen brauchen. Vor allem GOJIRA oder SCARVE sind gute Beispiele für diese Entwicklung. Uns ist es im Laufe unserer Karriere immer wieder passiert, daß wir auf Tour von Fans erstaunt anguckt wurden, als diese festgestellt hatten, woher wir eigentlich stammen. "Es gibt Metal in Frankreich?" lautete immer wieder die erstaunte Reaktion, aber heutzutage ist das zum Glück nicht mehr so. Diese Entwicklung wird hoffentlich auch in den nächsten Jahren so weitergehen und die Szene sich ebenfalls weiterentwickeln.

Da kann man ja unmittelbar einhaken. Was dürfen wir von YYRKOON in der näheren Zukunft erwarten?

Wir werden zunächst zusammen mit NILE auf groß angelegte Europa-Tournee gehen, wo wir unter anderem auch zum ersten Mal in Norwegen spielen können. Eine solche Chance hat sich bislang noch nicht ergeben und wir hoffen, diese auch ordentlich nützen zu können. Durch die finanzkräftige Unterstützung von OSMOSE PRODUCTIONS und der Organisation des Tourveranstalters METALLYSEE sollte die Tournee mit NILE ein Erfolg für uns werden können. Wir sind auf jeden Fall sehr zuversichtlich! Diese Tournee sollte uns weitere Fans bescheren können und vielleicht gelingt es uns gar, den Namen YYRKOON international etablieren zu können.

Besagte Tournee scheint in der Tat ein Erfolg für die Franzosen gewesen zu sein, denn die Konzertberichte waren zum größten Teil sehr positiv.
Wer sich mit technisch versiertem Death Metal anfreunden kann und sich noch dazu an den Werken des Herrn Lovecraft ergötzen kann, wird wohl in dieser Band seine Helden finden können.

http://www.yyrkoon.net/

sadast@wanadoo.fr

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

YYRKOON im Überblick:
YYRKOON – Unhealthy Opera (Rundling-Review von 2006 aus Online Empire 27)
YYRKOON – Online Empire 28-Interview (aus dem Jahr 2006)
YYRKOON – News vom 18.01.2005
YYRKOON – News vom 22.02.2007
Soundcheck: YYRKOON-Album »Unhealthy Opera« im "Soundcheck Heavy 89" auf Platz 33
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