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ANGEL BLAKE-Einzelshot: Marko Tervonen 1

In THE CROWN verabschiedete sich vor einiger Zeit eine der wohl cha­ris­ma­tisch­sten Death Metal-Truppen der vergangenen Jahre. Als Vermächtnis hinterlassen uns diese Schweden Hammeralben wie »Hell Is Here« oder »Crowned In Terror«, an denen sich wohl in Zukunft zahlreiche aufstrebende Bands messen lassen müssen.
Die Musiker von THE CROWN ließen sich aber nicht lumpen und bewiesen innerhalb von nur recht kurzer Zeit, daß ihre Kreativität schier unaufhaltsam zu sein scheint und daß sie auch weiterhin heftigsten Metal ans Tageslicht bringen. Als erster war Sänger Johan Lindstrand mit seiner neuen Formation ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET wieder in den Startlöchern, um die Fans abermals mir rockigen Todesmetall-Klängen zu erfreuen. Auch der ehemalige Gitarrist von THE CROWN, Marko Tervonen, brauchte nur verhältnismäßig kurze Zeit, um mit ANGEL BLAKE seine neue Spielwiese in Form des selbstbetitelten Debuts zu präsentieren. Nach intensiver Einfuhr besagten Albums kommt man aber schnell zum Schluß, daß Marko keinesfalls nur in den Fußstapfen seiner ehemaligen Band tritt, und ähnlich aufspielt, sondern sich offenbar aus deren Schatten freigespielt hat. »Angel Blake« klingt zu keiner Zeit Death Metal-lastig, sondern läßt sich grob im eher düsteren und rockigen Metal-Bereich einordnen.
Was genau dahintersteckt, mit wem Marko in Zukunft gemeinsame Sache machen wird und weitere Details verriet uns der Schwede in einem Interview:

Genaue Gründe, weshalb THE CROWN die Segel gestrichen haben, gibt es noch immer nicht. Erläutere uns doch bitte einmal Deinen Standpunkt.

Zunächst muß ich festhalten, daß ich sehr stolz darauf bin, was wir mit THE CROWN geleistet haben und welche Erfolge wir dafür einheimsen konnten. All die Aufnahmen und Alben, sowie die zahlreichen Tourneen waren phantastisch und ich möchte diese Zeit keinesfalls missen. Allerdings hat sich im Laufe der Zeit herausgestellt, daß wir nicht immer mit den richtigen Personen zusammengearbeitet haben und wir wohl mehr als nur einmal ausgenutzt worden sind. Allerdings konnten wir zum damaligen Zeitpunkt diese Tatsache nicht richtig erkennen, weshalb die Band im Endeffekt an derlei Querelen zerbrochen ist. Es gab niemals irgendwelche bandinternen Probleme, aber es war dennoch besser, THE CROWN zu Grabe zu tragen.
Ich hoffe, ich schaffe es in Zukunft, etwaige Fehltritte von außen, die meiner Band schaden könnten, früher zu erkennen.

ANGEL BLAKE-Headline

Würde es ANGEL BLAKE überhaupt geben, wenn sich THE CROWN nicht aufgelöst hätten?

Nein, denn die Idee zu ANGEL BLAKE begann erst zu reifen, als es THE CROWN schon gar nicht mehr gegeben hatte. Wir hatten eine Abmachung bei THE CROWN, all unsere Energie in diese Band zu stecken und unsere Zeit nicht in zahlreiche Projekten zu investieren. Da sich alle Mitglieder daran gehalten haben, ging bei THE CROWN auch richtig die Post ab, da zu jeder Zeit die volle Energie und Motivation gegeben war.

Hast Du tatsächlich erst damit begonnen, Songs für »Angel Blake« zu komponieren als THE CROWN Geschichte waren?

Nein, das nicht. Manche Passagen und Songideen stammen aus THE CROWN-Tagen, die ich jedoch nicht bei der Band unterbringen konnte. Dazu kommen Riffs und Ideen, die bereits einige Jahre alt sind und ich meinen ehemaligen Kollegen nicht einmal vorgestellt habe, da ich sie für nicht passend gehalten habe. Den Großteil des Songmaterials habe ich aber in der Tat erst komponiert, als ich ANGEL BLAKE ins Leben gerufen hatte.

Nachdem Du das Album ja nahezu in Eigenregie aufgenommen hast, wurde in letzter Zeit aber doch ein recht namhaftes Line-up preisgegeben. Besteht jetzt nicht eher die Problematik, daß Deine Musiker ANGEL BLAKE nur als Nebenprojekt betrachten?

Zunächst muß ich sagen, daß ich sehr stolz darauf bin, mit diesen hochkarätigen Musikern zusammenspielen zu dürfen. Tony Jelencovich (v), der ja auch schon auf der Scheibe zu hören ist, sagte spontan zu als ich ihn fragte, ob er denn Interesse hätte, fortan auch zu ANGEL BLAKE zu gehören, als ich dabei war eine Band zusammenzustellen. Mit Janne Saarenpää (d) habe ich schon einige Jahre bei THE CROWN zusammengespielt, weshalb es kaum ein Problem war, mich mit ihm zu arrangieren. Christian Älvestam, der ja auch als Gitarrist von SCAR SYMMETRY recht bekannt ist, zählt schon seit längerer Zeit zu meinem Freundeskreis und auch unser Bassist Örjan Wressel stammt aus dem engeren Bekanntenkreis. Örjan ist in der Metal-Szene aber noch ein völlig unbeschriebenes Blatt, schließlich kommt er nicht aus dieser Ecke, was mit seinem Kontrabaß wohl auch eher schwierig gewesen wäre. [lacht] Wie gesagt, ich denke, daß sich dieses Line-up durchaus sehen und hören lassen kann. Es kann aber durchaus passieren, daß wir eines Tages vor Zeit- und Terminproblemen stehen. Noch klappt aber alles perfekt. Hoffentlich lassen sich sämtliche Aktivitäten unter einen Hut bringen und keiner muß bei etwaigen Auftrittsmöglichkeiten frühzeitig absagen. Allerdings muß man auch noch anmerken, daß es ja nicht nur "andere" Bands sind, die sehr zeitintensiv sind. Es gibt ja auch noch andere Angelegtheiten wie Jobs und Familien, die man diesbezüglich ebenfalls berücksichtigen muß. Ich habe in meiner Zeit bei THE CROWN miterlebt, wie sich Familie und Band vereinbaren lassen müssen, schließlich hatte ich in jener Zeit die Freude zu heiraten, mußte allerdings einige Zeit später auch meine Scheidung durchmachen. Ob die Band allein daran ausschlaggebend war, weiß ich gar nicht, allerdings war THE CROWN mit Sicherheit ein wesentlicher Faktor der Scheidung. Im Vorfeld einer eventuellen Tournee müssen sämtliche familiären Angelegenheiten geklärt werden, damit niemand in irgendeiner Form Abstriche in seinem Privatleben hinnehmen muß. Wenn von Anfang an feststeht, daß eine solche Tour eher zu Problemen führt, würde ich diese schon im Vorfeld absagen.

ANGEL BLAKE-Bandphoto

Die Scheibe selbst ist schon einige Zeit erhältlich. Bist du mit der Entwicklung von ANGEL BLAKE zufrieden und wie waren denn die Presseresultate bisher?

Ich habe bisher so ziemlich ausschließlich positive Resonanz auf das Album erhalten, was mich doch einigermaßen überrascht. Meine Bedenken waren nämlich, daß mich zu viele Personen eher auf THE CROWN reduzieren würden und von daher mit wesentlich extremeren Sounds gerechnet hätten. Aber ich muß gestehen nicht mit derart überwältigenden Reviews wie sie mir von METAL BLADE vorgelegt wurden, gerechnet zu haben. Von daher besteht also kein Grund zur Unzufriedenheit.

Wobei Du offenbar stilistisch und auch von der Ausführung her so richtig in die Vollen gegangen bist. Für mich war vor allem Dein Multitalent beeindruckend; schließlich ist es nicht unbedingt alltäglich, daß ein Musiker sämtliche Instrumente in Eigenregie aufnimmt. War es von Anfang an geplant, einen Sololauf zu absolvieren?

Ich dachte mir, daß es einfacher wäre, so vorzugehen, da ich nicht wirklich wußte, in welche Richtung sich die Angelegenheit entwickeln würde. Außerdem wäre es wohl zu aufwendig gewesen, Musiker zu rekrutieren, denen ich erst meine Intention von ANGEL BLAKE hätte vermitteln müssen. Auf der anderen Seite muß ich aber auch gestehen, daß es eine sehr unterhaltsame Angelegenheit gewesen ist, alles in Eigenregie aufzunehmen. Schließlich war ich ja nicht nur Musiker, sondern auch Produzent und das noch dazu in meinem eigenen, selbstgebauten Studio. Es war eine interessante Erfahrung zu lernen, mit welchem Equipment man welche Sounds am besten verwirklichen kann.

Die Musik unterscheidet sich ganz gehörig von jener aus THE CROWN-Tagen. Gab es denn auch unterschiedliche "Paten" für ANGEL BLAKE?

Meine Einflüsse musikalischer Natur sind schon dieselben geblieben. Ich liebe nach wie vor allem METALLICA, MORBID ANGEL, PARADISE LOST, DANZIG, SENTENCED und EDGE OF SANITY. Allerdings gibt es zusätzlich auch noch Hunderte andere Bands, die ich ebenso schätze. Die genannten sind aber wohl meine absoluten Favoriten und werden es wohl auch in Zukunft bleiben.

Interessant und zum größten Teil auch nachvollziehbar. Wie weit ist deine Interpretation von ›Paint It Black‹ als Indikator auf eventuelle, über den Tellerrand des Metals hinausreichende Einflüsse zu betrachten?

Diesen Song wollte ich schon immer aufnehmen. Obwohl mir bewußt war, daß ich nicht der erste bin, der sich an ›Paint It Black‹ heranwagt, war es mir ein Bedürfnis, diese Coverversion mit auf das Album zu packen. Als ich Tony zum ersten Mal hörte, wie er dieses Stück sang, war ich mir sicher, richtig gehandelt zu haben, denn niemand bringt ›Paint It Black‹ besser rüber als Tony mit seiner Stimme und den punkigen Untertönen.

Keine Widerrede, schließlich ist Eure Coverversion in der Tat sehr gelungen und fügt sich perfekt zwischen die anderen Kompositionen ein. Aber nun ein wenig weg von der Musik an sich. Was gibt es zum Thema Texte zu berichten?

Manche der Songs handeln von persönlichen Angelegenheiten, während ich für andere Themen, die ich besingen wollte, Texte erfinden mußte. Im Wesentlichen behandle ich eher aussagekräftige Themen wie Verluste auf persönliche Ebene, Wahnsinn, Ängste und dergleichen. Ich war der Meinung, daß es sich um derlei Themen handeln mußte, da auch die Musik eher massiv ausgefallen ist.

ANGEL BLAKE-Einzelshot: Marko Tervonen 2

Offenbar konntest Du im Vorfeld mit Deinen Songs auch METAL BLADE überzeugen, oder war aufgrund deiner Vorgeschichte ohnehin vertraglich gesichert, daß das Debut von ANGEL BLAKE über METAL BLADE erscheinen würde?

So einfach war es nicht. Ich hatte ihnen ein 6-Song-Demo übermittelt, von dem sie offensichtlich sehr angetan waren, denn schon kurze Zeit später boten mir METAL BLADE abermals eine Vertrag an. Es war mir sehr wichtig, daß man sich im Vorfeld der Veröffentlichung mit meinem Material beschäftigen würde, denn auch hier war ich mir nicht sicher, ob man nicht eher etwas in Richtung THE CROWN erwartet hätte.

Jetzt da das Line-up gefestigt scheint und ANGEL BLAKE zu einer Band geworden sind, sollte es mit Konzerten richtig losgehen. Gibt es schon Verpflichtungen diesbezüglich?

Für den Sommer sind wir zumindest einmal für das "Summer Breeze"-Festival gebucht, aber ich hoffe, daß sich noch weitere Konzertveranstalter melden.

Wenn sich ein Festivalveranstalter melden würden und mit Euroscheinen wedeln würde, um THE CROWN für eine Reunion-Show zu buchen, wie würde Deine Reaktion ausfallen?

Wenn diese Person es auch schaffen würde, Tage mit 38 Stunden herzuzaubern, kein Problem. [lacht] Im Moment wäre die Summe keineswegs die Motivation, denn es gibt dermaßen viele Dinge zu erledigen, daß es zumindest für mich unmöglich wäre, an ein solches Unterfangen seriös heranzugehen.

Gibt es schon Pläne für die Zukunft, über die Du zum Abschluß noch berichten möchtest, auch wenn das Album noch recht frisch ist und die Band gerade erst zusammengestellt wurde. Oder müßt Ihr Euch zuvor erst einen neuen Terminkalender für alle Mitglieder zulegen?

Na ja, das ist eine knifflige Frage. Zumal es im Moment noch so ist, daß ich nicht immer informiert bin, wer gerade mit welcher anderen Band im Studio ist oder sich sonst wo befindet. In Zukunft wird sich die Sache aber bestimmt arrangieren lassen. Es ist doch bloß eine Frage der Organisation und darin ich bin eigentlich recht gut. Was ANGEL BLAKE betrifft, kann ich mitteilen, daß wir eben ein Video zu ›The Forsaken‹ gedreht haben, von dem ich hoffe, daß es auch im Musik-Fernsehen zu sehen sein wird. Außerdem wäre es phantastisch, noch einige Festivals in diesem Sommer zu beehren. Lesen eigentlich auch Promoter und Konzertveranstalter dieses Interview?

Eventuell....

Das ist gut! Meine Damen und Herren - ANGEL BLAKE are ready to rock!!!

http://www.angelblake.com/

marko@angelblake.com

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

ANGEL BLAKE im Überblick:
ANGEL BLAKE – Angel Blake (Rundling-Review von 2006 aus Online Empire 26)
ANGEL BLAKE – The Descended (Rundling-Review von 2008 aus Online Empire 36)
ANGEL BLAKE – Online Empire 27-Interview (aus dem Jahr 2006)
ANGEL BLAKE – News vom 03.01.2005
ANGEL BLAKE – News vom 15.01.2008
Soundcheck: ANGEL BLAKE-Album »Angel Blake« im "Soundcheck Heavy 89" auf Platz 10
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