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URIAH HEEP
REGICIDE (D, Oldenburg)
TURBOLILIHIP

Speyer, Halle 101

17.12.2005

Wie auf sämtlichen Ankündigungen zu lesen, ging es um 20 Uhr mit einer mehr oder weniger lokalen Vorband namens TURBOLILIHIP los. Eine Coverband, die größtenteils Songs nachspielte, die dem Großteil der durchaus geneigten Hörerschaft völlig unbekannt waren. Und das obwohl die Songliste auf der Homepage der Band etliche wohl wesentlich passendere Titel zu bieten hat... Die beiden Sängerinnen waren gesanglich okay und für Männer, die auf dünne Mädels stehen, wohl auch recht nett anzusehen. Zum Rest der Besetzung verkneife ich mir akustisch und vor allem optisch jeglichen Kommentar und verweise nochmals auf die Band-Website. Nee, sooo schlimm war es nicht, nur irgendwie überflüssig. Wirklich weh getan hat nur die Verabschiedung: "Wir müssen jetzt kürzen, da kommt nämlich noch eine Vorband." Hallo?

TURBOLILIHIP-Liveshot

Nach relativ kurzer Umbaupause kamen dann ein paar Gestalten in schwarz auf die Bühne, die sich kurz darauf als REGICIDE aus Norddeutschland, nämlich Oldenburg, und für vier Konzerte mit URIAH HEEP unterwegs, vorstellten. Ersteres merkte man ein wenig am Akzent des Sängers und letzteres daran, daß sie (im Gegensatz zu TURBOLILIHIP) über die Lichtanlage und den Tonmenschen von URIAH HEEP verfügten. Irgendwie befürchtete ich Schlimmes und fühlte mich stellenweise an Clone wie NU PAGADI erinnert... Aber glücklicherweise verflog dieses ungute Gefühl recht bald! Trotz des Gespanns aus mehr oder weniger elfenhafter Sängerin und Sänger Marke böser Bube, hat man es hier nicht mit Sopran und Gegrunze zu tun, sondern beide singen (!) mit angenehmer Stimme. Die Geige wird zwar häufig eingesetzt, aber im Gegensatz zu gewissen anderen Bands wirkt das nie nervtötend und vor allem abwechslungsreich. Im Laufe der Songs fühlte ich mich stellenweise an das Jahr 2001 erinnert, als MOSTLY AUTUMN als Vorgruppe für URIAH HEEP fungierten.
Sowohl Sängerin als auch Geigerin interagieren häufig mit dem Bassisten (optisch so gar nicht zum Hauptact des Abends passend und hauptschuldig an meinem ursprünglichen Verdacht), manchmal tatsächlich auch mit dem Sänger. Und auch wenn der Gitarrist wohl eindeutig am besten zum Hauptact paßt, steht er für Heavy-Rock-Verhältnisse ungewöhnlich weit im Hintergrund. Die Musik zu beschreiben ohne damit den geneigten Leser auf eine falsche Fährte zu locken, ist gar nicht so einfach - und leider tut mir auch niemand den Gefallen, das auf der ansonsten sehr informativen Bandwebsite zu tun. Kuckt Euch einfach die Photos an und assoziiert alles, was ihr an positiven (!) Gedanken an dazu passender Musik habt, und dann habt Ihr's. Das für mich einzige nennenswerte Haar in der Suppe war in Speyer jedenfalls die Fußbekleidung der Geigerin... Kann der bitte mal jemand schwarze Stiefel (oder eine Dose Sprühfarbe) spendieren? ;-)

REGICIDE [D, Oldenburg]-Liveshot

Mittlerweile hatte sich die Halle recht gut gefüllt, meine Schätzung sagt 600 Leute und höchstens 100 hätten noch reingepaßt. Auch diese Umbaupause hätte eigentlich recht kurz sein können (Drumkit und Keyboards standen schon) - wenn da nicht irgendein *** ständig das Bühnenlicht gelöscht hätte! So führte das zu verzweifeltem Rumgeschwenke mit Taschenlampen und sogar die kleine Dame, die immer die Mikros einstellt, schimpfte und fuchtelte recht heftig... Wo ich gerade bei den Roadies bin: absolut kultverdächtig ist der (neue?) Gitarrenstimmer! Der sitzt das ganze Konzert über voll sichtbar und total gelangweilt schräg hinter Mick Box und sieht schlimmer aus als Bobby Rondinelli...
Musikalisch bewiesen URIAH HEEP, daß man als Rockdino in der vierten Dekade durchaus seine neueren Songs aus den 90ern gleichberechtigt mit seinen größten Hits aus den 70ern spielen kann. Und das Publikum bewies, daß es das auch so hören will! Ich habe die Setlist nicht mitgeschrieben, aber wenn mein Hirn halbwegs zuverlässig arbeitet, haben wir (mindestens) 14 Songs aus (mindestens) 13 Alben gehört. Aus den Phasen mit den Sängern David Byron (1970-1976, neun Alben), John Lawton (1977-1979, drei Alben) und Bernie Shaw selbst (1986-2005, leider nur vier Alben) wurde jeweils nur ein Album ausgelassen. Daß die 80er draußen bleiben mußten, sollte man allerdings nicht den damaligen Sängern John Sloman (1980, ein Album) und Peter Goalby (1982-1985, drei Alben) anlasten... Übrigens haben Gitarist Mick Box (jede Besetzung) und Drummer Lee Kerslake (fast jede Besetzung) nach 15 Jahren Dauerchaos (für den ersten Überblick sei die Studio-Alben-Übersicht auf der Bandhomepage empfohlen) vor nunmehr knapp 20 Jahren mit Sänger Bernie Shaw und Keyboarder Phil Lanzon offensichtlich ihre Traumbesetzung gefunden, komplettiert durch Bassist Trevor Bolder, der auch in den 70ern schon mal an Bord war.

URIAH HEEP-Liveshot 1

Los ging es mit dem Oldie ›So Tired‹ (»Wonderworld«, 1974) und dem nur halb so alten ›Cry Freedom‹ (»Raging Silence«, 1989). Im Mittelteil wurden munter zwischen den Jahren 1971-1978 sowie 1995/1998 gesprungen, wobei vor allem der Song ›Free Me‹ (»Innocent Victim«, 1977), der aus mir unerklärlichen Gründen einen der größten Hits der Band darstellt, zur Mitsingaktion wurde. Beendet wurde das reguläre Set nach den leider standardmäßigen 70 Minuten mit ›Gypsy‹ (»Very 'eavy ... Very 'umble«, 1970) und ›Easy Livin'‹ (»Demons And Wizards«, 1972). Wie jeder erfahrene Fan weiß, machte die Band aber auch dieses Mal die 85 Minuten voll und gab als Zugabe ›Lady In Black‹ (»Salisbury«, 1971), was ja nun wirklich jeder Fan dieser Musikrichtung im Schlaf mitsingen kann, sowie das nicht ganz so mitsingfreundliche ›Return To Fantasy‹ (»Return To Fantasy«, 1975). Für alle Statistiker folgt unten die Songliste in chronologischer Reiherfolge ihres Erscheinens auf Tonträger ;-)

URIAH HEEP-Liveshot 2

Musikalisch bieten URIAH HEEP eigentlich immer solide Kost, so auch heute. Insoweit keine Überraschungen. Aber auch bei meinem 13. Konzert in 13 Jahren gab es neben der erfreulich variablen Songauswahl (an der sich die wohl nächsten Verwandten DEEP PURPLE einiges abschneiden könnten!) kleinere Neuheiten. So habe ich es das erste Mal erlebt, daß sich alle vier Bandmitglieder gleichzeitig am Background-Gesang beteiligten. Auch wenn es da keine strikte Regelung zu geben scheint - Lee singt immer und die anderen drei nur dann, wenn sie Lust haben - oder so ;-) Auch ist es immer wieder interessant zu beobachten, was "Doc-Emmett-Brown-Lookalike-Contest-Winner" Phil Lanzon (zur Erklärung: Doc Emmett Brown war der verrückte Erfinder in den "Zurück in die Zukunft"-Filmen, dargestellt von Christopher Lloyd) so anstellt, wenn er sich unterfordert fühlt. Mal abgesehen von einarmigem Fuchteln, wenn das Liedchen auch einhändig spielbar ist, gab es heute u.a. eine kurzzeitig (bei ›Sweet Lorraine‹) aufgesetzte Perücke. Besonders positiv überrascht hat mich aber eine Aktion von Mick Box: er hat doch tatsächlich eine Ansage gemacht (kann mich nicht erinnern, daß er das jemals schon mal getan hätte), in der er den Fans ausdrücklich dafür dankte, daß wir so brav Tickets kaufen. Fand ich wirklich nett - sollte es Rockmusiker geben, die mitbekommen haben, wie teuer Tickets geworden sind?
Zum Abschluß, wie angekündigt, die Setlist einmal anders:

David Byron:
Very 'eavy ... Very 'umble, 1970: Gypsy
Salisbury, 1971: Lady in Black
Look At Yourself, 1971: July Morning
Demons And Wizards, 1972: Easy Livin'
The Magician's Birthday, 1972: Sweet Lorraine & Sunrise
Sweet Freedom, 1973: If I Had The Time
Wonderworld, 1974: So Tired
Return To Fantasy, 1975: Return To Fantasy
High And Mighty, 1976: ---

John Lawton:
Firefly, 1977: ---
Innocent Victim, 1977: Free Me
Fallen Angel, 1978: Falling In Love

John Sloman:
Conquest, 1980: ---

Peter Goalby:
Abominog, 1982: ---
Head First, 1983: ---
Equator, 1985: ---

Bernie Shaw:
Raging Silence, 1989: Cry Freedom
Different World, 1991: ---
Sea Of Light, 1995: Love In Silence
Sonic Origami, 1998: Between Two Worlds


Catrin Thul

Photos: Andreas Thul

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REGICIDE (D, Oldenburg) – Behind Your Eyes (Do It Yourself-Review von 2003 aus Online Empire 15)
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REGICIDE (D, Oldenburg) – News vom 06.02.2009
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TURBOLILIHIP – Online Empire 25-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
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URIAH HEEP – 50 Years In Rock (Rundling-Review von 2020 aus Online Empire 85)
URIAH HEEP – Easy Livin' - The Singles A's & B's (Rundling-Review von 2007 aus Online Empire 30)
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URIAH HEEP – Rock Station 7-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2001)
URIAH HEEP – Online Empire 12-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2002)
URIAH HEEP – Online Empire 13-"Eye 2 I"-Artikel: »The Magician's Birthday Party« (aus dem Jahr 2002)
URIAH HEEP – Online Empire 19-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2004)
URIAH HEEP – Online Empire 20-"Eye 2 I"-Artikel: »Gypsy« (aus dem Jahr 2004)
URIAH HEEP – Online Empire 23-"Eye 2 I"-Artikel: »Classic Live« (aus dem Jahr 2005)
URIAH HEEP – Online Empire 24-"Eye 2 I"-Artikel: »The Ultimate Anthology« (aus dem Jahr 2005)
URIAH HEEP – Online Empire 25-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
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URIAH HEEP – News vom 01.02.2007
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unter dem ehemaligen Bandnamen SPICE:
SPICE – News vom 02.01.2008
© 1989-2024 Underground Empire


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