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EPICA (NL)
THE OLD DEAD TREE

L'Hopital (Frankreich), Le 5

08.10.2005

&

EPICA (NL)
XYSTUS

Aschaffenburg, Colos-Saal

29.11.2005

Habt Ihr Lust auf eine kleine Abenteuergeschichte? Denn dieses Livereview enthält sehr wohl den "taste of adventure"...
Es beginnt damit, daß die Anfahrt zum Venue, in dem die erste EPICA-Show steigen soll, wahrlich haarsträubend gerät. Denn: St. Avold ist ein kleines Nest unweit der deutsch-französischen Grenze, wirkt jedoch im Vergleich zum Nachbarort L'Hopital wie eine Weltstadt. Daß das "Le 5" darüber hinaus noch in einer mickrigen Seitenstraße versteckt ist, macht die Anfahrt endgültig zur waschechten Odyssee - die allerdings von etlichen Gothic Metal-Fans erfolgreich gemeistert wurde, denn der Andrang vor der Tür ist beachtlich; immerhin sollen hier zwei weitgehend unbekannte Bands aufspielen, die beide gerade mal zwei Alben vorweisen können.

THE OLD DEAD TREE-Liveshot

Und so dürften etwa 150 bis 200 Fans anwesend sein, als die Franzosen THE OLD DEAD TREE in ihren Gig einsteigen und mit ihrer Düstermixtur aus ANATHEMA, OPETH und TOOL sofort unter die Haut gehen. Zwar ist das Stageacting der Band ein wenig bewegungsarm, aber die Klänge der französischen Truppe, die seit 1997 besteht, füllen wahrlich den Raum. Das hervorstechende Element ist dabei die Stimme von Gitarrist Manuel Munoz, die einen anständigen Gänsehautfaktor entwickelt. Und so erhält die Band, die EPICA bei ihren Frankreich-Dates begleitet, verdientermaßen kräftigen Applaus bei ihrem Abgang.

EPICA-Liveshot 1

Eigentlich war ich vom Kollegen Thul zu diesem Konzertbesuch überredet worden, so daß ich mit einer "Warum eigentlich nicht"-Einstellung relativ leidenschaftslos angereist war. Schließlich hatten mir die beiden EPICA-Platten zwar das musikalische Potential der Band offenbart, aber das gewisse Etwas hatte ich doch vermißt.

EPICA-Liveshot 2

Dieses gewisse Etwas kann man auf der Bühne indes unmöglich übersehen, ist es doch ein gewisser Jemand, der den Namen Simone Simmons trägt. Obgleich die Band sich enorm spielfreudig und tight präsentiert, wird die EPICA-Show ohne Zweifel von der gerade mal zwanzigjährigen Sängerin der Band dominiert: stimmgewaltig degradiert sie die meisten der anderen Gothicsängerinnen zu piepsenden Mäuschen; als unbestechliche Frontlady hat sie das Publikum zu jeder Sekunde im Griff; bildhübsch ist sie der unbestrittene Blickfang der Show, dem man sich unmöglich entziehen kann. Sie wird zudem ins richtige Licht gerückt, da die Band eine effektive Lightshow auffährt und zudem - ganz im Stile der guten, alten Achtziger-Poserzeiten - Ventilatoren benutzt, so daß Simones prächtige rote Mähne ständig im Wind flattert. Und das ist ein Bild, das man nicht so schnell vergißt!

EPICA-Liveshot 3

Doch auch die zugehörigen Klänge darf man nicht vergessen, denn die EPICA-Nummern entfalten live ein weitaus größeres Hitpotential, so daß EPICA derzeit der unbestrittene Geheimtip auf dem Gothicsektor sind. Und das könnte sich in Zeiten, in denen NIGHTWISH nach dem Rauswurf von Tarja ein "Machtvakuum" an der Spitze der Szene hinterlassen haben und es keinesfalls sicher ist, daß sie dieses mit ihrem neuen Line-up wieder werden füllen können, als Fahrtkarte nach ganz oben erweisen.

EPICA-Liveshot 4

Auf jeden Fall hatten mich EPICA so sehr elektrisiert, daß es einfach Pflicht war, der Band wenige Wochen später erneut die Aufwartung zu machen und daher gebe ich jetzt an Märchenonkel Andreas weiter, der Euch erzählen wird, was er spannendes mit EPICA in Aschaffenburg erlebt hat.

EPICA-Liveshot 5

Im Gegensatz zu Frankreich, wo EPICA langsam durchzustarten scheinen, ist in Deutschland noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. Nachdem in Potsdam gerade mal rund 50 Leute vor der Bühne standen, ist Aschaffenburg - trotz nicht ganz ausverkauftem "Colos-Saal" - mit rund 250 Besuchern das am besten besuchte Konzert der aktuellen Rundreise.
Apropos Rundreise: da der "Colos-Saal" im Gegensatz zum "Le 5" über eine gute und informative Internetpräsenz inklusive verlässlicher Anfahrtsbeschreibung verfügt, verläuft die Anreise diesmal ohne größere Zwischenfälle. Einzig Kollege Glas wirbelt den Zeitplan etwas durcheinander - benötigt er zum "schnell Essen holen" bei Feinkost König deutlich mehr als eine Viertelstunde - in einem fast leeren Restaurant.
Von der ursprünglich als "Dutch Night Of Gothic Metal" angekündigten Tour bleibt nach der Absage von AUTUMN eigentlich nur noch eine Band, die die Anforderungen "Dutch" und "Gothic" erfüllen, denn die Opener von XYSTUS haben mit Frauengesang und orchestralen Klängen nichts am Hut. Da es sich in Aschaffenburg um das letzte gemeinsame Konzert der Tour handelt, darf man auch auf den ein oder anderen Scherz durchaus gespannt sein.

XYSTUS-Liveshot

Der erste offenbart sich in dem Moment, als XYSTUS um kurz vor 21 Uhr die Bühne im uniformen "I went on tour with EPICA and all I got was this lousy shirt"-Look betreten und mit ihrem durchaus ansprechenden progressivem Powermetal loslegen. Da sowohl Songmaterial als auch Performance stimmig sind können die noch recht jungen Niederländer (Altersschnitt 23 Jahre), obwohl für die meisten im Publikum ein unbeschriebenes Blatt, durchweg positive Reaktionen hervorrufen. Die Scherze gehen weiter, als während des Gigs EPICA-Frontfrau Simone Erinnerungsphotos mit den Musikern schießt und Keyboarder Coen Janssen Zigaretten austeilt - ein am Bühnenrand platziertes Bügelbrett kommt allerdings nicht mehr zum Einsatz. Als Zugabe gibt's mit dem METALLICA-Cover "Damage, Inc." einen eher selten gecoverten Song, der XYSTUS aber gut zu Gesicht steht und einen würdigen Schlußpunkt einer guten Show setzt.

EPICA-Liveshot 6

Als EPICA kurze Zeit später die Bretter betreten, fällt spontan eines auf: die Bühne ist klein - sehr klein - und wirkt trotz einer Person und einigem Equipment mehr trotzdem deutlich leerer als noch ein paar Wochen zuvor bei Jon Oliva's PAIN.

EPICA-Liveshot 7

Nachdem zumindest die Silberscheiben der Band allzu gerne in die Schublade "NIGHTWISH, WITHIN TEMPATION & Co" gesteckt werden, ist live schon nach dem Intro und anschließenden Opener ›Dance Of Fate‹ klar, daß EPICA deutlich härter und aggressiver zu Werke gehen als die gerade genannte Konkurrenz. So sehr sich die Herren auch mühen, Blickfang der Band ist Simone Simons, die sich statt als Möchtegern-Diva lieber als wild bangende Metallerin präsentiert. Dazu paßt auch die Tatsache, daß sie bei den neueren Songs ab und an auch mal die Rockröhre auspackt, statt nur dem klassischen Mezzosopran zu frönen. Deutlich gewöhnungsbedürftiger als auf Platte wirken hingegen die Grunts & Screams von Mark Jansen, die stellenweise doch etwas saft- und kraftlos daherkommen.
Unangefochtenes Highlight der Setlist ist die neue Ballade ›Linger‹, die problemlos das Klischee einer Weltklasse-Single-B-Seite erfüllt. Wenn es die Band schafft, den hier vorgelegten Qualitätslevel mit dem nächsten Album zu halten, dürfe einem kometenhaften Aufstieg nur noch pure Ignoranz im Wege stehen.

EPICA-Liveshot 8

Natürlich gibt es auch während des EPICA-Sets den ein- oder anderen Spaß, zum Beispiel eine Runde Damenslips für alle Musiker, die vor ›Linger‹ von den XYSTUS-Bandmitgliedern auf die Bühne geworfen werden. Während die Herren der Schöpfung nur "Instrumente dekorieren" spielen, beschwert sich Simone Simons zwar zuerst über die falsche Größe des ihr zugeworfenen knallroten Slips, erweist sich dann aber doch als probierfreudig und zieht das Teil über ihre schwarze Lederhose. Interessanter Anblick!

EPICA-Liveshot 9

Ein ebenfalls interessanter Anblick bietet sich am Ende des Konzerts - während die Merchandise-Stände vieler Bands inzwischen aufgrund der hohen Preise einen verwaisten Eindruck hinterlassen, ist der Stand von EPICA schwer umlagert - der Beweis, daß man mit fanfreundlichen Preisen durchaus jede Menge Leute glücklich machen kann. Ein T-Shirt kostet beispielsweise 15 Euro für ein Longsleeves darf man 20 Euro investieren und die CDs kosten auch nicht mehr als im Plattenladen um die Ecke. Ungeschickterweise hat man aber wohl den Ansturm etwas unterschätzt, denn von der »Quietus«-Single gibt es nur noch die Version mit dem DEATH-Cover ›Crystal Mountain‹, dafür aber ohne ›Linger‹ zu kaufen. Sad, but true!

EPICA-Liveshot 10

Doch nun genug der Abenteuer mit und um EPICA - aber gewiß für nicht lange. Denn: Der nächste EPICA-Konzertbesuch kommt bestimmt...


Stefan Glas + Andreas Thul

Photos: Stefan Glas

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Soundcheck: EPICA (NL)-Album »Design Your Universe« im "Soundcheck Heavy 125" auf Platz 33
Soundcheck: EPICA (NL)-Album »The Divine Conspiracy« im "Soundcheck Heavy 104" auf Platz 18
Soundcheck: EPICA (NL)-Album »The Phantom Agony« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 71" auf Platz 37
Playlist: EPICA (NL)-Album »live @ L'Hopital 08.10.2005« in "Playlist Heavy 86" auf Platz 1 von Stefan Glas
Playlist: EPICA (NL)-Liveshow L'Hopital, Le 5 08.10.2005 in "Jahrescharts 2005" auf Platz 4 von Stefan Glas
siehe auch: Musik von EPICA im Film "Joyride"
unter dem ehemaligen Bandnamen SAHARA DUST:
SAHARA DUST – News vom 28.05.2002
SAHARA DUST – News vom 25.11.2002
SAHARA DUST – News vom 01.06.2003
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THE OLD DEAD TREE im Überblick:
THE OLD DEAD TREE – The Perpetual Motion (Rundling-Review von 2006 aus Online Empire 26)
THE OLD DEAD TREE – Online Empire 25-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
THE OLD DEAD TREE – News vom 19.09.2006
THE OLD DEAD TREE – News vom 20.10.2007
THE OLD DEAD TREE – News vom 06.03.2008
THE OLD DEAD TREE – News vom 19.11.2009
THE OLD DEAD TREE – News vom 06.03.2017
unter dem späteren Bandnamen WE CRY AS ONE:
WE CRY AS ONE – News vom 06.03.2017
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XYSTUS im Überblick:
XYSTUS – Online Empire 25-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
XYSTUS – News vom 29.06.2007
XYSTUS – News vom 27.04.2009
XYSTUS – News vom 26.05.2009
XYSTUS – News vom 21.06.2013
Soundcheck: XYSTUS-Album »Receiving Tomorrow« im "Soundcheck Heavy 85" auf Platz 22
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