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FLOTSAM AND JETSAM-Logo

Obwohl ein gewisser Jason Newsted ausschließlich auf dem Debut »Doomsday For The Deceiver« zu hören war und FLOTSAM AND JETSAM bereits 1986 wieder verlassen hatte, um fortan bei METALLICA sein Glück zu finden, konnte es das Quintett aus Arizona im Laufe ihrer mittlerweile länger als 20 Jahre andauernden Karriere leider nicht wirklich schaffen, den Schatten jenes Bassisten abzulegen. Noch heute werden FLOTSAM AND JETSAM - völlig zu Unrecht, wie ich meine - als "Ex-Band von Jason" beschrieben.
Dabei schafften es die "Floosies" mit hammerharten, aber immer sehr ab­wechs­lungs­rei­chen und eigenständigen Werken wie »No Place For Disgrace« (1988), »High« (1997) oder zuletzt 2001 mit »My God« Akzente im Metal zu setzen. Seit 2001 war es aber seltsamerweise ein wenig still geworden, Gerüchte ob des Ablebens der Formation wechselten sich mit jenen, daß wieder einmal das Line-Up umgekrempelt werden mußte, bis schließlich 2001 klar war, daß Sänger Eric A.K. Knutson eine Auszeit nahm und für eine Tournee durch HELSTAR-Röhre James Rivera ersetzt wurde. Doch FLOTSAM AND JETSAM sind weit davon entfernt, in Rente zu gehen und stellten vor wenigen Wochen mit »Dreams Of Death« abermals ein sattes, von unterschiedlichen Thrash Metal-Auswüchsen geprägtes Werk in die Läden, um in der noch immer aktuellen Besetzung Eric A.K. (v), Edward Carlson (g), Mark Simpson (g), Jason Ward (b) und Craig Nielsen (d) zu neuen Taten aufzubrechen.
Keine Ende in Sicht also im Lager des Fünfers, wie mir auch Craig Nielsen beim fröhlichen Frage und Antwort-Spielchen mitteilen konnte:

Um ehrlich zu sein, war ich mir gar nicht mehr sicher, ob FLOTSAM AND JETSAM überhaupt noch existieren, denn es gab da einige anderslautende Gerüchte hier in Europa. Aber daß dem nicht so ist beweist die Tatsache, daß mit »Dreams Of Death« eben ein neues Album auf den Markt gekommen ist. Die Überraschung war für mich um so größer, als ich die Scheibe so richtig "inhaliert" hatte, denn meiner bescheidenen Meinung nach knallt das Teil recht ordentlich.
Wie sieht es denn nun tatsächlich im Lager von FLOTSAM AND JETSAM aus?

Bestens, nichts von diesen Gerüchten stimmt. »Dreams Of Death« ist zwar eben erst erschienen, aber dennoch wir sind voll motiviert und gerade dabei, eine DVD fertigzustellen, die noch in diesem Winter erscheinen soll. Wir haben letztes Jahr einen unserer Auftritte in Tokio gefilmt. Jener Abend lief wirklich unglaublich, die Band war in Topform, die Hütte randvoll und das Publikum bestens bei der Sache. Es wäre ehrlich schade gewesen, wenn wir diesen Auftritt nicht auf DVD verewigen würden.
Das Cover und Artwork dazu wird wieder einmal Travis Smith für uns gestalten, wir waren ja zuletzt auch für die neue Studioscheibe mit ihm am arbeiten und sehr mit seiner Leistung zufrieden. Zudem sind wir vor kurzer Zeit für das "Bang Your Head!!!"-Festival 2006 gebucht worden, was uns ebenfalls sehr freut. Im Moment sind wir dabei, diverse andere Veranstaltungen zu checken, ob denn nicht mehr Gigs dieser Art in Europa möglich wären und außerdem sind wir schon wieder mitten im Songwriting für ein weiteres Studioalbum.

Das klingt ja nach reichlich Arbeit, aber nochmals zurück zu »Dreams Of Death«. In meinen Ohren klingt das Album ein wenig melodiöser als die letzten Studiowerke. Wie seht Ihr die Entwicklung der Band?

Wir haben schon immer versucht, unterschiedliche Stilmittel auf ein Album zu packen. FLOTSAM AND JETSAM haben sich immer deutlich von anderen Thrash Metal-Bands unterschieden und ihren eigenen Stil entwickelt. Wir sind selbst große Musikfans und es gibt nichts Langweiligeres als Bands, die jahrelang dieselbe Leier von sich geben. Es ist kompositorisch auch wesentlich reizvoller, innerhalb eines Albums sowohl Mid-Tempo-Groover als auch Up-Tempo-Nummern oder experimentellere Kompositionen zu verarbeiten. So etwas ist wohl komplizierter, aber dafür reizvoller für uns als Musiker. Seit »Cuatro« haben wir uns diesbezüglich eigentlich stetig weiterentwickelt.

FLOTSAM AND JETSAM-Bandphoto 1

Wenn Du »Dreams Of Death« mit euren älteren Alben vergleichst, wo würdest Du das Album stilistisch einordnen?

Na, hoffentlich unmittelbar neben »Doomsday For The Deceiver« oder »No Place For Disgrace«. Schließlich waren jene Alben unser Start in die Karriere. Damit haben wir unsere größten Erfolge gefeiert und noch heute, fast 20 Jahre später, müssen wir Songs davon bei Konzerten von uns geben, sonst würden uns die Fans das übelnehmen.

Wenn ich richtig informiert bin, habt Ihr für ›Straight To Hell‹ auch ein Video gedreht. Macht denn so etwas überhaupt noch Sinn heutzutage? Gibt es denn Sender, die derlei Videos zeigen?

Hier bei uns in den Staaten läuft nach wie vor "Headbanger's Ball" auf MTV2. Dort werden nach wie vor ältere Videos gespielt, aber auch neues Material vorgestellt. Außerdem gibt es auch noch weitere Sender, die auf Metal spezialisiert sind. So gesehen macht es auf jeden Fall Sinn, in Videos zu investieren. In den Staaten laufen auch noch unzählige andere Musiksender über Kabel.

Bei uns geht diesbezüglich leider gar nichts mehr. Aber immerhin gehen bei uns Thrash Metal-Bands auf Tournee und die Leute dabei ab wie Zäpfchen. Was macht eigentlich das Besondere an Bands wie TESTAMENT, DEATH ANGEL oder Euch aus? Bei uns spricht man beinahe schon von "Magie", wenn man von diesen Bands spricht?

Bloß weil die Leute älter werden, verlieren sie keineswegs den "Metal Spirit". Egal, welche dieser Bands auch gemeint ist, ich bin der Meinung, daß wir allesamt heutzutage besser klingen als je zuvor. Wir hatten erst vor kurzem die Ehre, fünf Shows zusammen mit DEATH ANGEL zu spielen. Mann, diese Jungs knallen!!! Auch mit TESTAMENT haben wir schon zahlreiche gemeinsame Auftritte gespielt, auch bei Ihnen ist die Intensität im Laufe der Zeit immer stärker geworden. Dazu muß man unbedingt auch noch EXODUS nennen, sowie einige andere "Old School Metal"-Bands. Metal ist einfach nicht totzukriegen!

Wenn wir das Rad der Zeit nochmals ein wenig zurückdrehen und in der Geschichte von FLOTSAM AND JETSAM blättern, fällt auf, daß ihr wohl zur rechten Zeit aktiv gewesen seid, jedoch nie wirklich von der Glücksgöttin geküßt wurdet. Während andere Formation aber längst aufgegeben haben, seid Ihr nach wie vor aktiv, was Euren Glauben an diese Musik nochmals nachhaltig unter Beweis stellt.
Woher nehmt Ihr die Inspiration gerade für diese Art von Musik?

Metal ist tief in uns. Es scheint, als ob wir geradezu geboren wären, um Metal zu spielen. Das klingt vielleicht ein wenig übertrieben, aber weit weg davon können wir wahrlich nicht sein. Deshalb sprudeln auch immer wieder gute Ideen für Song aus uns heraus, wir sind richtig froh, beim Songwriting nicht großartig auf Inspiration warten zu müssen.

FLOTSAM AND JETSAM-Headline

In Europa habt Ihr nach wie vor eine eingeschworenen Anhängerschaft. Wie sieht es denn in den Staaten aus?

Auch hier haben wir eine Menge sehr loyaler Fans, für die wir so oft es uns möglich ist, Konzerte geben. Für »Dreams Of Death« haben wir zwar noch keine Tournee gebucht, wenn sich die Chance aber ergeben sollte, würden wir diese beim Schopf packen. Bis dahin werden wir aber alle unseren Jobs nachgehen, schließlich haben wir allesamt Familien, die es zu ernähren gilt.

Welche Länder würdet Ihr denn als "Eure" bezeichnen, wenn es um Verkaufszahlen geht?

Geographisch würde ich da gar nicht so viele Unterschiede machen. Aber wenn alle Fans, die sich die aktuellen Scheiben von DEATH ANGEL, EXODUS oder TESTAMENT zugelegt haben, auch »Dreams Of Death« kaufen, können wir zufrieden sein. Klar, Death Metal- und Black Metal-Fans oder Grindcore-Freaks werden wir mit unserer Musik wohl nicht erreichen, aber das stört uns relativ wenig. Leider hat sich die Metalszene in den letzen Jahren in unzählige Untergruppen geteilt, früher gab es einfach nur "Metaller", aber vielleicht verbessert sich diese Situation wieder.

Ist der Thrash Metal in den Staaten ebenso populär wie bei uns?

Nein, nicht ganz. Aber Thrash ist im Moment schon wieder dabei, an Boden zu gewinnen. Thrash war eine Weile quasi nur noch im Underground existent, aber zur Zeit sieht es wieder wesentlich besser aus.

Wie seid Ihr mit Eurem neuen Label CRASH MUSIC INC. in Kontakt gekommen?

Nachdem unser Deal bei METAL BLADE ausgelaufen war, hatte uns Mark Nawara, der Eigentümer von CRASH MUSIC, kontaktiert und uns einen Vertrag angeboten. Ich denke, wir haben die richtige Wahl getroffen, denn das Angebot war bestens und wir sind mit der Arbeit dieser Company wirklich zufrieden.

Ein Thema, das wir bislang noch nicht besprochen haben, sind die Texte. Was gibt es diesbezüglich zu »Dreams Of Death« zu sagen?

Auf diesem Album haben wir es mit einer Premiere zu tun. Eric hatte nie zuvor alle Texte für ein Album im Alleingang fertiggestellt, aber für das aktuelle Scheibchen war er derart kreativ, daß wir ihn in diesem Prozeß gar nicht stören wollten. Bislang hatten wir immer im Kollektiv gearbeitet, aber dieses Mal ließen wir Eric freie Hand. Er wurde eine Zeitlang von eigenartigen Träumen geplagt, in denen Leute aus seinem Umfeld auf grausame Weise sterben mußten, deshalb hat er diese Erfahrungen in seinen Texten zum Ausdruck gebracht. Im Gegensatz zu früher haben wir aber keinerlei politischen Hintergrund mehr in unseren Texten, so gesehen ist »Dreams Of Death« ein Album, daß mehr Spaß bringen sollte, wenn auch eher auf subtile Art.

Besteht eine Beziehung zwischen Cover, Titel und den Texten?

Auf jeden Fall. Als wir dann zum ersten Mal das Cover von Travis Smith sahen, waren wir allesamt hellauf begeistert, da es perfekt die Lyrics verdeutlicht und Eric sicher war, daß diese Symbiose funktionieren würde. Wir könnten uns kein besseres Cover zu diesem Titel und diesen Texten vorstellen.

Zum Abschluß bitte ich noch um den unvermeidbaren Blick in die Kristallkugel!

Wie schon erwähnt, sind wir bereits fix für das nächste "Bang Your Head"-Festival gebucht und verhandeln gerade mit diversen Bookern und Agenten, um in dieser Zeit noch weitere Gigs in Europa spielen zu können. Die Scheibe ist in Europa noch nicht wirklich lange erhältlich, deshalb werden wir wohl noch besser zuwarten, ob es denn Sinn macht, eine komplette Tournee zu organisieren. Im Endeffekt ist es finanziell immer ein Desaster, denn wir müßten unsere Jobs kündigen und stünden nach einer Tour wohl wieder ohne Arbeit da. So gesehen machen Festival-Gigs mehr Sinn. Du erreichst mehr Leute mit einem Gig und kannst dir mit deinem Arbeitgeber diese relativ kurze Auszeit sicherlich vereinbaren.

Klar, es ist nicht einfach ohne Job durchzukommen, es sei denn man spielt Musik, die sich verkauft wie warme Semmeln. Eric könnte da am ehesten erfolgreich sein, schließlich hat er neben seiner täglicher Arbeit, der Familie und FLOTSAM AND JETSAM ja auch noch sein Country-Projekt am Laufen, oder etwa nicht mehr?

Ja doch, aber nicht mehr mit der Hingabe wie vor einiger Zeit. Er ist mit solcher Musik nun einmal aufgewachsen und verehrt diverse Größen dieser Musik. Gerade Phoenix, Arizona, wo er aufgewachsen ist, gilt als einer der Zentren für Country Music, so gesehen ist es eher ein Wunder, daß wir Eric als Sänger bei FLOTSAM AND JETSAM haben. Aber er gibt auch als Country-Sänger gute Figur ab. Im Endeffekt hatte er aber nie vor, die Band für dieses Nebenprojekt zu verlassen, die Presse hat da zuviel hineininterpretiert. Es ist im Endeffekt nicht mehr als ein Hobby von Eric, in das er eher investiert als damit erfolgreich zu sein.

http://www.flotsam-and-jetsam.com/

flojet@hotmail.com

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

FLOTSAM AND JETSAM im Überblick:
FLOTSAM AND JETSAM – Doomsday For The Deceiver (Re-Release-Review von 2007 aus Online Empire 31)
FLOTSAM AND JETSAM – Dreams Of Death (Rundling-Review von 2005 aus Online Empire 24)
FLOTSAM AND JETSAM – Flotsam And Jetsam (Rundling-Review von 2016 aus Online Empire 67)
FLOTSAM AND JETSAM – Live In Phoenix (Rundling-Review von 2006 aus Online Empire 26)
FLOTSAM AND JETSAM – Ugly Noise (Rundling-Review von 2013 aus Online Empire 55)
FLOTSAM AND JETSAM – Underground Empire 2-"Demoklassiker"-Artikel (aus dem Jahr 1990)
FLOTSAM AND JETSAM – Underground Empire 7-Special (aus dem Jahr 1994)
FLOTSAM AND JETSAM – Online Empire 25-Interview (aus dem Jahr 2005)
FLOTSAM AND JETSAM – Online Empire 27-"Eye 2 I"-Artikel: »Live In Japan« (aus dem Jahr 2006)
FLOTSAM AND JETSAM – Online Empire 28-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2006)
FLOTSAM AND JETSAM – Online Empire 37-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2008)
FLOTSAM AND JETSAM – News vom 07.08.2001
FLOTSAM AND JETSAM – News vom 29.08.2001
FLOTSAM AND JETSAM – News vom 01.10.2001
FLOTSAM AND JETSAM – News vom 12.03.2010
FLOTSAM AND JETSAM – News vom 11.12.2010
FLOTSAM AND JETSAM – News vom 20.09.2011
FLOTSAM AND JETSAM – News vom 18.03.2014
FLOTSAM AND JETSAM – News vom 26.11.2014
FLOTSAM AND JETSAM – News vom 20.12.2014
FLOTSAM AND JETSAM – News vom 29.04.2018
FLOTSAM AND JETSAM – News vom 14.11.2020
Soundcheck: FLOTSAM AND JETSAM-Album »Dreams Of Death« im "Soundcheck Heavy 84" auf Platz 42
Soundcheck: FLOTSAM AND JETSAM-Album »My God« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 57" auf Platz 36
Soundcheck: FLOTSAM AND JETSAM-Album »The Cold« im "Soundcheck Heavy 133" auf Platz 6
Soundcheck: FLOTSAM AND JETSAM-Album »When The Storm Comes Down« im "Soundcheck Metal Hammer/Crash 10/90" auf Platz 3
Playlist: FLOTSAM AND JETSAM-Album »Dreams Of Death« in "Jahrescharts 2005" auf Platz 5 von Walter Scheurer
Playlist: FLOTSAM AND JETSAM-Liveshow Lauda-Königshofen, "Keep It True"-Festival 25.04.2014 in "Jahrescharts 2014" auf Platz 5 von Stefan Glas
Playlist: FLOTSAM AND JETSAM-Liveshow Lauda-Königshofen, "Keep It True"-Festival 27.04.2018 in "Jahrescharts 2018" auf Platz 2 von Stefan Glas
Playlist: FLOTSAM AND JETSAM-Liveshow Wien, Viper Room 07.03.2008 in "Jahrescharts 2008" auf Platz 4 von Walter Scheurer
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