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INCUBATOR – LieBISSlieder

MASSACRE RECORDS/SOULFOOD

Mit INCUBATOR steigt eine altbekannte Formation erneut in den Ring, in deren Geschichte es sowohl unzählige Erfolge zu verbuchen gab, sehr wohl aber auch Rückschläge, die der Band sogar ein längerfristiges Aus bescherten. Mit dem im Jahre 1991 veröffentlichten Debutalbum »Symphonies Of Spiritual Cannibalism« konnten die Jungs amtlich durchstarten, das folgende »Mc Gillroy - The Housefly«, das im Jahr darauf zur Veröffentlichung anstand, brachte den Jungs aus dem hohen Norden Deutschlands weitere Lorbeeren ein. Unzählige Auftritte und auch Tourneen zusammen mit Größen wie HOLY MOSES, GOREFEST und ATROCITY waren die Folge. Auch Festivalgigs durften INCUBATOR en masse absolvieren, so zum Beispiel bei einem damals noch relativ unbekannten Festival in einer norddeutschen Gemeinde namens Wacken, aber auch beim ersten nennenswerten Metalfestival auf österreichischem Boden in einem oberösterreichischen Kuhkaff mit Namen Micheldorf waren INCUBATOR mit von der Part(y)ie. Danach war wohl erst einmal eine Art schöpferische Pause angesagt, denn es sollte bis 1998 dauern, ehe man den Fans mit »MCMETALXCVIII« endlich wieder Futter für die Ohren zur Verfügung stellen konnte.

Danach schien es erneut blendend zu laufen, doch nach weiteren Gigs und einer Tournee zusammen mit RICHTHOFEN und DRECKSAU kam es noch in jenem Jahr zu einem erheblichen Einschnitt in der Karriere von INCUBATOR: Chris Mummelthey, der bis zu jenem Zeitpunkt die Geschicke der Band mehr oder weniger fest im Griff hatte und lenkte, zog sich von INCUBATOR zurück, was in elendiglich langen Streitigkeiten mit seinen ehemaligen Kumpanen gipfelte. Zwar veröffentlichten die verbliebenen Mitglieder als INCUBATOR in Folge eine weitere Scheiblette, doch »Divine Comedy« konnte mit den Vorgängerwerken keineswegs mithalten. Chris kämpfte währenddessen um seine persönliche Intention und erlangte schließlich nach diversen Rechtsangelegenheiten, während der er nur unter dem Banner THE SIXTH INCUBATOR Material veröffentlichen durfte, die Namensrechte zurück, während es die "anderen" Musiker nochmals als INC versuchten.

Im Endeffekt aber ging Chris eindeutig als Sieger dieser Zwistigkeiten hervor, nicht unverdient, schließlich war er es, der diese Band konzeptionell umsetzte und sich auch um sämtliche Belange der Formation kümmerte wie kein anderer Musiker. Für ihn spricht aus heutiger Sicht logischerweise auch der unbändige Wille, mit INCUBATOR weiterzumachen. Denn nur so kam es auch, daß "die Band" seit dem Jahre 2006 abermals als INCUBATOR am Start ist. Schon kurz nach der Wiederauferstehung folgten erneut Verpflichtungen für Gigs. So durften die Jungs abermals in Wacken aufgeigen, vor einer Kulisse, die mittlerweile kaum noch zu beschrieben ist.

Erst im letzten Sommer begann die Truppe, zu der nunmehr neben Chris, Lasse Lammert (Gitarre), Ziegler (Gitarre), Mischa Wagner (Schlagzeug) und der ehemalige WARPATH/RICHTHOFEN-Sänger Dirk Weiss am Baß zählen (der allerdings auf der Platte lediglich den weiter unten erwähnten Gastauftritt absolvierte, ansonsten aber erst nach Vollendung der Aufnahmen offiziell bei der Truppe einstieg - sg), neues Material zu komponieren, das nun in Form des neuen Albums vorliegt. Mit »LieBISSlieder« steht nun also der abermalige Einstand dieser runderneuerten Formation bereit, um die Band abermals auf die Siegerstraße zurückzubringen. Durch persönliche, aber wohl auch geschäftstechnische Erfahrungen gereift, läßt uns das Quintett nunmehr eine bisher noch nie zuvor zu vernehmende Ausführung ihrer Klänge zu Ohren kommen, auch wenn es wohl einfacher gewesen wäre, erneut den damals eingeschlagenen Pfad zu betreten. Nicht nur, daß der einst recht brachiale Metal der Band nun wesentlich grooviger und teilweise noch ein wenig experimenteller aus den Boxen dröhnt, die Songs kommen in Summe effektiver und schneller auf den Punkt. Zudem ist der Gesangsvortrag erstmals in deutscher Sprache und paßt somit verdammt gut zum aktuellen Erscheinungsbild der Formation, die nun auch potentielle Hits am Start hat. Auch wenn sich der alteingesessene Fan erst allmählich an die neuartige Ausführung von INCUBATOR gewöhnen wird müssen, sollten hinsichtlich des Gesang keinerlei Bedenken bestehen, denn von seiner rabiaten Weise, Songs mit Vokalbeiträgen auszustatten, hat Chris nichts eingebüßt. Die Basis des Sounds ist immer noch der Metal in recht heftiger Form, doch neben Inspirationsquellen mit traditionellem Hintergrund lassen sich sehr wohl auch zeitgemäße Zutaten dingfest machen. RAMMSTEIN haben hier genauso einen Eindruck hinterlassen (›Frei‹, ›F**k Mich‹) wie der Metalcore, nachzuhören beispielsweise im Opener ›Narzist‹. Mit dem von einer Dame gesangstechnisch veredelten ›Stapellauf‹ sollte es den Jungs sogar gelingen können, auf der Erfolgsleiter hinaufsteigen zu können, denn diese Nummer verdient ohne Zweifel den Begriff hitverdächtig. Ein dezent doomlastiges Grundgerüst bildet die Basis, über der die Jungs ein immens griffiges und hart rockendes Brett fahren, das in einem markanten und stimmigen Refrain kulminiert. Bleibt lediglich die Frage, welcher Radiosender sich an einen dermaßen heftigen Chartbreaker heranwagt.

Trotz aller zeitgemäßer Anleihen und Neuerungen im Stil sind INCUBATOR aber nach wie vor als eigenständig agierende Metal-Formation aktiv, deren eigene Note sich wie ein roter Faden durch sämtliche Kompositionen zieht. Neben den erwähnten Hämmern ist zum Abschluß auch die Neueinspielung von ›Der jüngste Tag‹, das im Original von RICHTHOFEN stammt, als Highlight von »LieBISSlieder« zu nennen, bei der Dirk seine Stimmbänder zum Vibrieren bringt und quasi den Schulterschluß zur Vergangenheit aller innovierten Musiker herstellt.

http://www.incubator-metal.com/

gut 11


Walter Scheurer

 
INCUBATOR im Überblick:
INCUBATOR – LieBISSlieder (Rundling-Review von 2008 aus Online Empire 35)
INCUBATOR – Underground Empire 7-Special (aus dem Jahr 1994)
INCUBATOR – News vom 18.08.2006
INCUBATOR – News vom 12.05.2007
INCUBATOR – News vom 18.10.2007
INCUBATOR – News vom 15.01.2008
Soundcheck: INCUBATOR-Album »LieBISSlieder« im "Soundcheck Heavy 110" auf Platz 33
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