THRESHOLD (GB) – Dead Reckoning
NUCLEAR BLAST RECORDS/EAST WEST
Es hat sich eines getan im Camp der britischen Prog-Institution THRESHOLD: Nicht nur im Line-up gab es abermals Veränderungen - Gitarrist Nick Midson hat sich zu einer Pause entschieden, deren Dauer im Moment noch nicht abzuschätzen ist - auch hinsichtlich der Klänge gibt es Neuerungen zu berichten. Schon im Opener ›Slipstream‹, einem an sich für THRESHOLD-Verhältnisse zwar sehr eingängigen Song, ist die recht harsche Gesamtausführung auffällig, die sich im Laufe der gesamten Spielzeit dieses Albums immer wieder trotz ohrwurmverdächtiger Nummern nachvollziehen läßt. Weiters kann die Band in ›Slipstream‹ erstmals mit Death Metal-Vocallines aufwarten, für die man übrigens niemand Geringeren als Dan Swanö ins Studio gezerrt hat, um diesbezüglich auszuhelfen. Die Liaison THRESHOLD/Swanö muß als derart gelungen bezeichnet werden, daß für den geneigten Fan zukünftige Aktivitäten, auch abseits von THRESHOLD, eine interessante Sache wären, aber das nur so nebenbei und nun zurück zum eigentlichen "Stoff".
›This Is Your Life‹ klingt zwar weniger düster und heavy, kann dafür aber jetzt schon als Live-Hammer der Zukunft betrachtet werden. Ihre progressivste Seite zeigen die Briten in ›Hollow‹, das mich am ehesten noch an ihre eigene Vergangenheit erinnert, ehe die vorprogrammierte Hit-Single ›Pilot In The Sky Of Dreams‹ aus den Boxen dröhnt, die untermauert, daß THRESHOLD mittlerweile zu den ganz großen Songwritern zu zählen sind. Hier haben sich THRESHOLD geradezu selbst übertroffen und stellen unter Beweis, wie pfiffig und gleichzeitig "progressiv" im wahrsten Sinne des Wortes, eine in Summe ohrwurmtaugliche Komposition zu klingen hat. Wie schon erwähnt, treten THRESHOLD auf »Dead Reckoning« selbst im balladesk beginnenden ›Disappear‹, das ebenfalls zu einem mächtigen Live-Abräumer avancieren könnte, mit nur selten zuvor von den Briten zu hörender Heftigkeit ans Ohr, einhergehend mit einem gewissen düsteren Unterton. Steht ihnen jedenfalls sehr gut den Herren, diese dezente Umorientierung.
Mit der relaxten, mit einem melancholischem Zwischenspiel versehenen Rocknummer ›Safe To Fly‹ und der abschließenden Coverversion der MUSE-Komposition ›One Degree Down‹ verabschieden sich THRESHOLD von ihren Fanscharen, die wohl ebenso wie ich schon jetzt sehnsüchtig auf einen Nachfolger warten.
Um es kurz zu machen, »Dead Reckoning« stellt eindrucksvoll unter Beweis, das sich THRESHOLD mit diesem Album beinahe selbst neu erfunden haben und das ohne dabei auf ihre Trademarks zu verzichten.
super | 15 |