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Ian Gillan – Gillan's Inn (DualDisc)

IMMERGENT/ROUGH TRADE

Normalerweise kann ich Cover-Alben nicht besonders viel abgewinnen, entweder klingen sie exakt so wie die Originale oder man kann die Originale gar nicht mehr erkennen. Beides macht meiner Meinung nach nicht besonders viel Sinn. Aber dieses Album ist tatsächlich ganz okay. Mr. Gillan wollte, daß die Songs aus über 40 Jahren so klingen, als ob sie von einem Album stammten - und das ist ihm auch gelungen. Wenn ich dieses Werk mit einem seiner bisherigen vergleichen müßte, würde ich sagen, daß es mich vom Sound und Feeling her am ehesten an »Toolbox« erinnert - aber ich wäre da für Diskussionen offen. ;-)

Okay, die DEEP PURPLE-Songs sind ziemlich langweilig (warum zum Geier hat er da nicht wenigstens Musiker genommen, die sich im Stil bzw. in der Person deutlich von den letzten beiden DP-Besetzungen unterscheiden?) aber bei einigen anderen muß ich zugeben, daß ich die neuen den alten Versionen vorziehe. Ein paar lustige Orgeltöne in ›Unchain Your Brain‹, ziemliche, ähem, "dark metal"-Gitarren in ›Bluesy Blue Sea‹, eine regelrecht funky Version von ›Sugar Plum‹ und ein bißchen Country in ›I'll Be Your Baby Tonight‹, etc.

Ein wenig Statistik für diejenigen, die keine Die-Hard-Fans sind: Unter den insgesamt 16 Songs (zwei davon nur auf der DVD-Seite, siehe unten) gibt es einen ganzen neuen Song (›No Worries‹, den ich nicht wirklich vermissen würde, wenn er nicht da wäre), vier IG-in-den-90ern-Songs, einen von BLACK SABBATH, vier GILLAN-Bandsongs aus der Zeit um 1980 (einer davon fast unbekannt), vier Songs von DP aus den Jahren 1970 bis '72 und noch zwei Songs, die schon alt waren, als EPISODE SIX (die Band, in der Ian Gillan und Roger Glover anno 1967 bis '69 erste Erfölgchen feierten) sie gecovert haben. ;-)

Für diejenigen, die auf die Beiträge von Ronnie James Dio oder Joe Elliot gespannt sind, eine ausdrückliche Warnung: selbst wenn man weiß, auf welchen Songs sie zu hören sein sollen, hört man sie schwerlich heraus! Überhaupt sind viele der in den Presseinfos angepriesenen Gäste (Tony Iommi ist noch so einer) schwer zu finden. Wie schön, daß ich (und hoffentlich auch die meisten anderen Fans) dieses Album nicht deswegen kaufen werde/n...

Was mir am meisten an »Gillan's Inn« aufgefallen ist, ist die Tatsache, daß IG tatsächlich wie IG klingt! Nun ja, man darf keine Wunder erwarten, aber es ist eindeutig IG, wie wir ihn kennen. Also bleibt die Frage: Hat Produzent Michael Bradford auf den letzten beiden DEEP PURPLE-Alben (»Bananas«, 2003 und »Rapture Of The Deep«, 2005) in Bezug auf IGs Stimme wirklich einen solchen Sch***job gemacht - oder wurde hier nun schwer geschummelt?

Doch nun zum DVD-Part der Dual Disc. Das Hauptmenü begrüßt uns mit fünf Kapiteln in Form von Bildern an der Wand: "Speaker Set Up" (da gibt es wirklich einen Kurs in Sachen Lautsprecheranordnung!), "and to set up" (Auswahl der Tonspur), "Credits" (mein Lieblingssatz ist jedenfalls: "Bruce Payne who puts a smile on my face" - nachdem etwa zehn anderen Personen gedankt wurde; Mister Payne ist seit der Reunion 1984 der Manager von DP), "Play List" (da kommt man zu den selben Songs wie auf der CD, nur wurde dort ›Demon's Eye‹ noch mitten hineingepflanzt) und "Special Features" (das wiederum sechs verschiedene Unterkapitel hat). Wenn man auf ein Kapitel klickt, wird man durch einen Raum (eben "Gillan's Inn" = virtuelle Kneipe) geführt, bis man an der Wand landet, wo die Bilder mit den dazugehörigen Unterkapiteln hängen.

Ein kurzer Kommentar zur "Play List": hier kommt man zu einer Wand mit einem schick gerahmten IG-Photo pro Song als Unterkapitel, was wiederum zu einer Audioversion des jeweiligen Songs führt. Dazu darf man dann drei bis fünf Photos von den Aufnahmesession im Dauerloop betrachten. Die meisten der angepriesenen "Special Guests" (z.B. Tony Iommi, Steve Morse, Ronnie James Dio) sind dabei nicht zu sehen (aber z.B. Jeff Healey, Jon Lord, Don Airey, Roger Glover sind es). Die einzige Ausnahme wird für Joe Elliot (Sänger von DEF LEPPARD) gemacht: Das Bild, das ihn und IG zeigt, muß so aus der Zeit um 1990 (IGs "Indianerphase"...) stammen.

Die "Special Features" in der Reihenfolge ihres Erscheinens: Konzentration in punkto Michael Lee! Normalerweise ist mit Michael Lee eben der Drummer dieses Namens gemeint, wohingegen Michael Lee Jackson als Michael Jackson (ja genau, mit dem anderen hat IG glücklicherweise nicht wirklich viel zu tun!) betitelt wird und Michael Lee Soule wiederum Mickey Lee Soule ist - aber man kann sich da nie wirklich sicher sein;-)

Zuerst kommt "Brick By Brick" (das würde auf den meisten anderen DVDs "Making Of" heißen) - die Bauarbeiten zu »Gillan's Inn«. Nach einer netten Warnung in Bezug auf Bild- und Tonqualität bekommen wir mehr oder weniger spaßige 26 Minuten Filmmaterial von den Aufnahme-Sessions präsentiert. Die Highlights für mich sind: Jon Lord und einer seiner Beiträge als "Erkennen Sie den Song", das Gesicht von Joe Satriani nachdem er seinen Part eingespielt und das Ergebnis vorgespielt bekommt, Ronnie James Dio wie er seine fünf Wörter brüllt (die ich auch mit dieser Zusatzinfo auf der Vorab-CD nicht raushören kann!) und der Typ, der ›Smoke On The Water‹ auf einer lustig aussehenden elektrischen Geige (!) einspielt.

Dann kommt "Bootleg Basement": zwei Songs live in Belgien anno 1994 mit Satriani in wirklich schlechter Bootleg-Qualität. Na ja, sonst wäre es ja schließlich auch kein Bootleg, oder?

Als drittes folgt "Track Commentary" - langweilige Kapitelüberschrift, aber zumindest zum einmaligen Gebrauch ein ganz interessanter Inhalt: Die jeweiligen Songs hört man gerade so eben im Hintergrund und IG läßt ein paar Kommentare zu deren Geschichte und den hier beteiligten Musikern los, dabei gibt es ein ausgesuchtes IG-Photo zu betrachten. Zusammen (wieder) 26 Minuten.

Danach "Liner Notes", was erst mal 22 Seiten "die Geschichte des Ian Gillan" bedeutet, wofür ich mir wohl irgendwann mal einen größeren Fernseher zulegen müßte. Außerdem gibt es die "Lyrics" in IGs Handschrift (keine Sorge, die ist gut lesbar) und eine überraschend gut gemachte "Discography", die u.a. auch Andrew Lloyd Webbers "Jesus Christ Superstar" (da sang IG 1970 die Titelrolle) and Bolland & Bollands »Darwin Project« (da sang IG 1991 die Titelrolle).

Und dann ist es Zeit für das vielbeworbene "Such Dir Deinen Lieblingssoloisten für SOTW aus": Eine Wand zeigt Zeichnungen von Hunden, die zu den Soli von Joe Satriani, Jeff Healey, Steve Morse und Michael Lee Jackson führen. Es gibt bestimmt Gitarrenfreaks auf dieser Erde, die das ungeheuer spannend finden - gähn...

Als krönenden Abschluß dürfen wir noch das "Witness Protection Program" (also das "Zeugenschutzprogramm") betrachten: Photos, die während der Aufnahmen geschossen wurden, unterlegt mit ›Can I Get A Witness‹ als Audio Spur. Mein Lieblingsbild ist das von IG wie er E-Gitarre spielt - ich kann mich nicht erinnern, so eines schon mal gesehen zu haben.

Alles in allem ist die DVD-Abteilung ein netter Bonus - auch wenn ich sie mir bestimmt nicht allzu oft ansehen werde...

http://www.gillan.com/


Catrin Thul

 
Ian Gillan im Überblick:
Ian Gillan – Gillan's Inn (Rundling-Review von 2006 aus Online Empire 27)
Ian Gillan – One Eye To Morocco (Rundling-Review von 2009 aus Online Empire 39)
Ian Gillan – Online Empire 31-"Eye 2 I"-Artikel: »Highway Star - A Journey In Rock« (aus dem Jahr 2007)
Soundcheck: Ian Gillan-Album »Naked Thunder« im "Soundcheck Metal Hammer 15-16/90" auf Platz 15
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