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  UE-Home → History → Online Empire 25 → Interview-Übersicht → IMAGIKA-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

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Obwohl nicht mehr ganz taufrisch, da bereits Anfang des Jahres ver­öffent­licht, scheint das aktuelle Album des kalifornischen Quintetts IMAGIKA mit dem Titel »Devils On Both Sides« hierzulande noch immer nicht aus­rei­chend bekannt zu sein. Schade eigentlich, denn die Amis überzeugen mit einer kernigen Mischung aus heftigem Thrash Metal und melodiösen, traditionellen Metal-Elementen - und das nicht zum ersten Mal.
Gegründet im Jahre 1993, konnten IMAGIKA bereits mit ihrem selbstbetitelten Debut 1995 durchwegs gute Kritiken einheimsen. In weiterer Folge kam es zu einigen Umbesetzungen innerhalb der Band, ebenso aber zu weiteren hochwertigen Veröffentlichungen. »Worship« und »And So It Burns« setzten konsequent den eingeschlagenen Weg fort und führten schlußendlich dazu, daß mit FLYING DOLPHIN und MASSACRE RECORDS auch Geschäftspartner in Europa gefunden werden konnten, um IMAGIKA jenen europäischen Fans, die ihre Tonträger nicht nur über einschlägige Mailorderfirmen beziehen, näherbringen zu können.
Der Neuling »Devils On Both Sides« erschien ein wenig überraschend beim belgischen Label MAUSOLEUM RECORDS und überzeugt abermals mit der bereits erwähnten musikalischen Melange. Mit Norman Skinner ist ein neuer Sänger zu vernehmen, der die Scheibe zum bisherigen Karrierehighlight gedeihen ließ. Nicht zuletzt deshalb wollte ich nicht länger warten und löcherte Gründungsmitglied und Gitarristen Steven D. Rice mit meinen Fragen:

Seit der Veröffentlichung von »Devils On Both Sides« scheint es für Euch nicht schlecht zu laufen. Ihr seid bei MAUSOLEUM RECORDS, einer recht bekannten Plattenfirma, unter Vertrag und konntet für das Album auch recht gute Kritiken einheimsen. Wie würdest Du den derzeitigen Zustand der Band beschreiben?

Wir befinden uns noch immer in einer Art Aufbauphase. Obwohl wir wahrlich gute Resonanzen seitens der Presse und auch zahlreiche positive Fanzuschriften erhalten haben, ist es uns noch immer nicht gelungen die nötige Unterstützung zu finden, um das Album flächendeckend bei Euch in Europa zu präsentieren. Leider ist das finanziell im Moment auch nicht möglich. Aber abgesehen davon läuft es wahrlich prima für IMAGIKA. Wir befinden uns auch bereits wieder mitten im Songwriting für ein weiteres Werk und haben vor im Januar schon wieder ins Studio zu gehen.

Wie Du schon erwähnt hast, seid Ihr auf Grund mangelnder Unterstützung noch nicht hier auf Gastspielreise gewesen, weshalb IMAGIKA noch ein recht unbeschriebenes Blatt hier in Europa sind. Könntest Du uns die Mitglieder der Band in kurzen Worten vorstellen?

Neben meiner Wenigkeit besteht IMAGIKA aus Henry Moreno am Schlagzeug, Elena Luciano am Baß (die früher übrigens bei der All-Girl-Fromation MOTHER EARTH gespielt hatte - sg) , Norman Skinner am Mikro und Pat Toms an der zweiten Gitarre. Henry ist neben mir das letzte Original-Mitglied von IMAGIKA und seit langen Jahren ein treuer Begleiter. Elena kam vor gut vier Jahren zu uns, als unser damaliger Bassist Mike Dargis genug vom Business hatte. Norman kam erst knapp vor Fertigstellung von »Devils On Both Sides» zu uns, ebenso Pat, der erst im Zuge der Neustrukturierung von IMAGIKA nach Normans Einstieg zu uns gestoßen ist, auf der aktuellen Scheibe aber schon durch einige brillante Soli aufhorchen läßt.
Ich hoffe, daß diese Besetzung von langjähriger Dauer sein wird, da ich sie für sehr talentiert halte und ich der Meinung bin, daß es IMAGIKA in dieser Form es sehr weit bringen können.

Ein weiterer Schritt in Richtung "Karriere" liegt erst kurze Zeit hinter Euch. Vor wenigen Wochen habt ihr zu jenem erlesen Kreis gezählt, der zum "Thrash Against Cancer"-Festival eingeladen wurde, um dort zusammen mit anderen Thrash Metal-Größen für einen guten Zweck aufzuspielen. Abgesehen vom mehr als löblichen Hintergrund für dieses Festival war die Besetzungsliste Grund genug die amerikanischen Fans zu beneiden. Wie war es denn auf diesem Festival?

Es war wahrlich eine interessante Erfahrung für uns und dazu ein Spitzen-Event. Vielleicht war die Besetzung schon wieder ein bißchen zu viel des Guten. Durch die zahlreichen Bands kam es immer wieder zu kurzen Verzögerungen, die sich im Endeffekt aber summiert haben. Wir haben unseren Gig dennoch ohne Abstriche durchgezogen. Alles in allem war das Festival recht erfolgreich für die Bands und den Veranstalter, für den es ebenso lehrreich gewesen sein sollte, da er noch nie ein derartiges Konzert organisiert hatte. Für alle Thrash Metal-Lunatics war es sicherlich das Paradies, denn mit Bands wie TESTAMENT, LÅÅZ ROCKIT oder AGENT STEEL waren absolute Größen der Szene vertreten, weshalb kein Fan den Weg zu diesem Festival bereut haben dürfte.

Bestimmt nicht, zumal der Veranstaltungsort, das "The Pound" in San Francisco, mitten in der von uns so sehr geliebten Bay Area liegt. Diese Gegend ist schon seit Jahren für geniale Sounds bekannt und beliebt. Was macht eigentlich noch immer das Flair dieser Region aus?

Ich habe keine Ahnung. Vielleicht liegt es daran, daß damals viele Bands nahezu zeitgleich mit unterschiedlichen, aber allesamt genialen, Scheiben aus dem Kreuz gekommen sind. Auch ich denke beim Begriff Thrash Metal in erster Linie an Bands aus der Bay. Darüber hinaus scheint der Thrash wieder ein wenig im Kommen zu sein und mit dieser Musik in erster Linie Bands aus San Francisco und Umgebung. TESTAMENT oder EXODUS garantieren in Europa doch immer noch für volle Häuser, oder etwa nicht?

Klar doch, wie aber sieht es denn in den Staaten aus? Hat denn Metal, wie er beispielsweise aus der Bay Area kommt, einen annähernd ähnlichen Stellenwert wie in hier Europa?

Der Metal an sich boomt zwar gerade in den Staaten, allerdings sind mir persönlich angesagte Bands wie LAMB OF GOD oder GOD FORBID ein wenig zu eindimensional. Speziell an fähigen Sängern scheint es zu mangeln, dadurch klingen diese Bands alle irgendwie ähnlich. Ich kann auch mit den meisten "Metalcore"-Bands nicht viel anfangen, da mir die Angelegenheit ein wenig zu aufgesetzt wirkt. Früher waren Bands noch leichter auseinanderzuhalten, denn sie hatten generell eingängigere Songs und unverwechselbare Sänger in ihren Reihen. Genau so ist es ja auch in der Bay Area gewesen. Nimm' als Beispiele nur HEATHEN, FORBIDDEN oder DEATH ANGEL. Alle drei Bands können zwar als Thrash Metal bezeichnet werden, dennoch kann man sie problemlos auseinander halten, weil jede Band ihre eigene Identität hat. Leider sind diese Bands bei uns weit weniger populär als bei Euch in Europa. Ich denke, das liegt in erster Linie an der Einstellung der Fans selbst. Loyalität Bands gegenüber, wie es bei Euch üblich ist, war und ist hier eher ein Fremdwort für Musikfreaks. Ich bin davon überzeugt, daß zahlreiche junge Metal-Freaks hier keinerlei Bezug zur Bay Area als musikalisches Zentrum haben und sich eher von Musikkanälen vorkauen lassen, welche Bands im Moment relevant sind.

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Laß' uns noch ein wenig über die Historie von IMAGIKA sprechen. Ihr seid schon seit über zehn Jahren im Geschäft und trotz aller Probleme, die sich Euch immer wieder in den Weg stellten, immer noch höchst motiviert. Woher kommt denn die Motivation und Inspiration?

Vielleicht ist es einfach Dummheit. [lacht] Nein, im Ernst, es ist schlicht und ergreifend die Liebe zur Musik. Egal, ob wir damit erfolgreich sind oder nicht, wir ziehen unsere Sache gnadenlos durch. Früher haben uns manche Kritiker eher belächelt, aber ich habe immer an diese Band geglaubt und durch die derzeitige Situation bin ich optimistischer als je zuvor. In unserer aktuellen Besetzung steckt dermaßen viel Talent, daß es schade wäre, wenn es unentdeckt bliebe. Ich hoffe, das erkennen auch Außenstehende. [lacht]

Ihr habt auch immer bewußt in die Band investiert. War es denn kein finanzielles Risiko, für jedes Album einen bekannten Produzenten zu verpflichten?

Nein, eigentlich war das nicht so schlimm. Wir mußten den Herrschaften lediglich ausreichend Drogen besorgen. [lacht] Das finanzielle Risiko ist zwar bei solchen Kooperationen immer gegeben, aber es ist die Sache im Endeffekt wert. So teuer wie bei Euch sind namhafte Produzenten hier in den Staaten offenbar nicht.

In der Vergangenheit hattet Ihr dazu in FLYING DOLPHIN einen recht hilfreichen Partner hier in Europa. Wie kam denn dieser Kontakt zustande? In der Zwischenzeit läuft da ja wohl nichts mehr, oder?

Nein, wir sind nicht mehr bei FLYING DOLPHIN unter Vertag. Ein deutscher Fan hatte seinerzeit den Kontakt zu Chris hergestellt und daraus resultierte eine recht fruchtende Zusammenarbeit, die, so denke ich zumindest, für beide Seiten einiges gebracht hat.

IMAGIKA-Headline

Egal bei wem Ihr auch unter Vertrag seid, Eure Musik klingt schon seit jeher wie eine Mixtur aus traditionellem Metal und Thrash Metal, wobei ich auf »Devils On Both Sides« mehr Thrash Metal heraushören kann. Wie siehst du die Entwicklung?

Du meinst, auf dem neuen Album ist mehr Thrash Metal vorhanden? Das sehe ich anders, denn ich hatte von Anfang an die Intention mehr traditionelle Metal-Elemente in unseren Sound einfließen zu lassen. Im Endeffekt ist es aber egal, wer uns wie "einordnet". Die Hauptsache ist doch, daß den Leuten zum Namen IMAGIKA eine Metal-Band einfällt. [lacht] Mit Norman am Mikro ist dazu noch einfacher, stilistische Unterschiede herauszuarbeiten, da unser letzter Sänger David Michael eher limitiert war und Norman ein wesentlich breiteres Stimmvolumen aufzuweisen hat. Ich denke, es wird in Zukunft dadurch vermehrt möglich sein, unterschiedliche Stilmittel in unsere Musik einzubringen.

Wie groß war denn Normans Einfluß auf das Songwriting zu »Devils On Both Sides«?

Das Material war bereits fertig als er zur Band gestoßen ist. Dadurch konnte er zwar lediglich an den Arrangements mitarbeiten, seine stimmlichen Möglichkeiten sind aber auch so ans Tageslicht getreten. Wir sind sehr froh, einen derart fähigen Mann in unseren Reihen zu haben. Das zeigt sich auch wenn Norman einen der älteren Songs intoniert. Der Knabe hat's einfach drauf!

Was ist denn mit den Texten? Schließlich ist es Norman, der diese dem Publikum näherbringen muß.

Auch was das Schreiben der Texte betrifft, hat er in extrem kurzer Zeit seinen Job zu unserer Zufriedenheit erledigt. Allerdings darfst Du mich jetzt nicht nach Hintergründen oder Inspirationen fragen, denn darüber habe ich noch nie mit Norman gesprochen. Ich weiß lediglich, daß er gerne mit Metaphern arbeitet. So lange das Resultat zufriedenstellend ist, habe ich kein Problem damit, nicht involviert zu sein.

Wie kam die Kooperation mit ihm zustande?

Als er gehört hatte, daß IMAGIKA einen neuen Sänger suchen würden, hat er sich bei uns gemeldet. Er war sofort Feuer und Flamme, was die Musik betrifft und hat es geschafft, innerhalb von kürzester Zeit sämtliche Songs einzusingen. Exakt einen solchen Mann haben wir gebraucht, denn David hat uns quasi mitten in den Aufnahmen verlassen, was uns zunächst vor recht große Schwierigkeiten gestellt hat. Durch Normans Arbeit mit MACHINE CALLED MAN oder TRAMONTANE hat er ja schon reichlich Erfahrung sammeln können, was sicherlich sehr vorteilhaft war.

Und wie kam es dazu, daß die neue Scheibe bei MAUSOLEUM erscheint und nicht wie sein Vorgänger bei MASSACRE RECORDS?

Mit MASSACRE hatten wir ohnehin nur einen Lizenzvertrag, weshalb es kein besonderer Aufwand war, die Firma zu wechseln. An MAUSOLEUM sind wir über unsere Kumpels von ENERTIA geraten, die uns quasi vermittelt haben. Auch hier haben wir zwar lediglich einen Lizenz-Deal, allerdings sind MAUSOLEUM auch an weiterer Zusammenarbeit interessiert, weshalb ich denke, daß diese Kooperation längerfristig sein sollte.

Nachdem wir jetzt einiges an Neuigkeiten über die Band erfahren haben, bleibt zum Abschluß noch die obligatorische Frage was man in absehbarer Zukunft von IMAGIKA erwarten darf?

Zunächst wird »Devils On Both Sides« auch hier in Nordamerika veröffentlicht. Wir haben als Veröffentlichungsdatum Ende Oktober/Anfang November vor Augen. Im Anschluß daran werden wir wohl einige Gigs spielen und ab Januar werden wir abermals das Studio entern, um die Fans nicht zu lange auf ein Nachfolgewerk warten zu lassen. In Europa sollte besagtes Werk dann im Frühling 2006 erscheinen und wer weiß, vielleicht klappt es ja dann mit einer Tournee.

Zu wünschen wäre es der Band von ganzem Herzen, denn wie Steven zu berichten hatte, zählt bei IMAGIKA in erster Linie die Liebe zur Musik, wodurch uns die Band wohl noch ein wenig näher ans Herz wachsen sollte.

http://www.imagikametal.com/

imagika6@gmail.com

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

IMAGIKA im Überblick:
IMAGIKA – Devils On Both Sides (Rundling-Review von 2005 aus Online Empire 24)
IMAGIKA – Portrait Of A Hanged Man (Rundling-Review von 2010 aus Online Empire 43)
IMAGIKA – Online Empire 25-Interview (aus dem Jahr 2005)
IMAGIKA – News vom 05.08.2001
IMAGIKA – News vom 14.09.2003
IMAGIKA – News vom 29.09.2007
IMAGIKA – News vom 09.01.2009
IMAGIKA – News vom 25.02.2010
IMAGIKA – News vom 27.04.2010
IMAGIKA – News vom 18.08.2010
IMAGIKA – News vom 23.09.2010
IMAGIKA – News vom 07.01.2011
IMAGIKA – News vom 19.02.2019
Soundcheck: IMAGIKA-Album »And So It Burns« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 54" auf Platz 8
Soundcheck: IMAGIKA-Album »Devils On Both Sides« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 80" auf Platz 14
Soundcheck: IMAGIKA-Album »Feast For The Hated« im "Soundcheck Heavy 111" auf Platz 12
Soundcheck: IMAGIKA-Album »Portrait Of A Hanged Man« im "Soundcheck Heavy 128" auf Platz 19
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