Wie ein unerwarteter Donnerschlag an einem wunderschönen Sommertag erschien vor kurzem eine Scheibe mit dem Titel »Conspiracy In Mind« von einer bislang völlig unbekannten norwegischen Truppe namens COMMUNIC. Nicht nur meiner Wenigkeit dürfte die Band bisher nur dem Namen nach geläufig gewesen sein. Erst durch ein leider nur zu Promozwecken in Umlauf gebrachtes Demo und daraus resultierenden Sampler-Beiträgen konnte der Name COMMUNIC auch eingefleischten Metallern nähergebracht werden. Bemerkenswert ist schon allein die Tatsache, daß aufgrund dieses einzigen Demos ein Vertrag beim "Independent-Riesen" NUCLEAR BLAST unterzeichnet werden konnte, der uns im Endeffekt besagtes Debut bescherte.
Um COMMUNIC allerorts bekannt zu machen, fand sich Bandgründer, Gitarrist und Sänger Oddleif Stensland in der "Kommando-Zentrale" seiner Plattenfirma ein, um von dort aus Interviews mit Interessenten rund um den Erdball zu führen. Solch ein Angebot darf natürlich nicht ausgeschlagen werden, weshalb auch ich mit Oddleif ein recht entspanntes Pläuschen führen durfte.
Die Reaktionen der Presse auf »Conspiracy In Mind« waren bisher geradezu überwältigend. Hattet Ihr auch nur annähernd von so einem Erfolg zu träumen gewagt?
Nein, wir hatten uns allerdings auch niemals darüber Gedanken gemacht, wie, ob und bei wem die Scheibe gut ankommen wird. Wir haben uns "nur" im Studio eingefunden, um das Bestmögliche aus uns herauszuholen und die von uns geschriebenen Songs, perfekt auf CD zu verewigen. Klar, sind wir im Endeffekt mehr als nur beeindruckt; ein derartiges Medienecho hätten wir uns nie im Leben erhofft. Es bleibt allerdings die Frage offen, wie die Fans die Scheibe aufnehmen werden. Es gab ja nicht erst einmal Bands, deren Alben von den Kritikern abgefeiert wurden und die dennoch keinen Erfolg bei den Fans einfahren konnten.
Da ein Großteil der "Presse" zum Glück ohnehin aus Fans besteht, würde ich mir diesbezüglich keine Sorgen machen. Allerdings scheint Fans und Presse Euer bisheriger Werdegang eher unbekannt zu sein. Was gibt es diesbezüglich zu berichten?
Zunächst war da eine Band namens SCARIOT, bei der ich als Sänger aktiv war und mit der ich auch drei Longplayer und eine EP zwischen 2000 und 2003 aufgenommen hatte. Allerdings hatte ich die Nase voll vom Dasein als Sänger, ich wollte schon immer zugleich Gitarre spielen und singen, weshalb ich auch begann, an einem Soloprojekt zu arbeiten. Aus eben diesem ist im Prinzip COMMUNIC geworden. Mein alter Kumpel Tor Atle Andersen, der auch schon bei SCARIOT als Drummer mit von der Partie war, zog es ebenfalls vor, bei COMMUNIC einzusteigen, weshalb SCARIOT anschließend Geschichte waren. Es sollte nicht besonders lange dauern, bis wir mit Erik Mortensen, den ich bereits aus meiner Zeit bei einer anderen Band namens INGERMANLAND kannte, mit der ich allerdings kaum nennenswerte Erfolge verbuchen konnte und nur zwei Demos aufgenommen hatte, einen brauchbaren Bassisten rekrutieren konnten.
Ja, so kurz ist eigentlich die Geschichte der Band. Im letzten Jänner begaben wir uns ins Studio, um unser bislang einziges, auf 100 Stück limitiertes Demo, das lediglich zu Promo-Zwecken diente und nicht zum Verkauf gedacht war, einzuspielen. Kurze Zeit später konnten wir bereits einen Management-Deal bei den Dänen INTROMENTAL unterschreiben, die sich von diesem Zeitpunkt an um unsere geschäftlichen Belange gekümmert haben und das auch in Zukunft tun werden. Ihnen ist schlußendlich auch der Plattendeal bei NUCLEAR BLAST zu verdanken. Tja, und jetzt haben wir also »Conspiracy In Mind«, unser Debut veröffentlicht und sind geradezu geblendet ob der sagenhaften Pressestimmen.
Ehre, wem Ehre gebührt, denn mit Eurer monströsen Melangen aus feinsten Zutaten scheint Ihr in den Ohren der Kritiker "das nächste große Ding" im progressiven Power Metal zu werden. Könnt Ihr eigentlich mit dieser musikalischen Bezeichnung etwas anfangen?
In welche musikalische Schublade wir dabei gesteckt werden, ist im Prinzip allerdings nebensächlich. Vor allem die Vergleiche zu jenen Bands, die immer wieder als Referenzen herangezogen werden, sehen wir als Riesenkompliment an. Wir selbst haben großen Respekt vor innovativen und einzigartig klingenden Formationen wie SANCTUARY/NEVERMORE, FATES WARNING oder PSYCHOTIC WALTZ.
Wer nicht, wer nicht? Allerdings war keine dieser Bands in Trio-Besetzung am Start. Sollte das bei Euch so bleiben, oder werden, um auf den Bühnen mehr Druck zu erzeugen, Gastmusiker angeheuert?
Auf der Platte ist ja auch noch Peter Jensen, der auch bei SINPHONIA aktiv war, am Keyboard zu hören. Da er aber in Dänemark lebt, wird er mit Sicherheit nicht als festes Bandmitglied bei COMMUNIC einsteigen. Für Live-Aktivitäten werden wir abwarten müssen, ob es sich arrangieren läßt. Es kann also durchaus passieren, daß wir Auftritte als Trio absolvieren, oder eben doch einen Keyboarder auf der Bühne haben werden.
Nach der Veröffentlichung der Platte werden wohl zahlreiche Auftritte folgen, oder etwa nicht?
Aber sicher. Genau eine Woche nach dem Veröffentlichungstermin spielen wir unser erstes Konzert in Dänemark zusammen mit MERCENARY. In wenigen Wochen geht es dann zusammen mit GRAVEWORM und ENSIFERUM auf Europa-Tournee, worauf wir uns bereits sehr freuen. Außerdem sind wir schon für das "Rock Hard-Open Air" bestätigt, was ebenfalls eine große Ehre für uns ist. Ob dann nach dem Sommer tourmäßig noch etwas laufen wird, vermag ich noch nicht zu sagen. Ich hoffe jedenfalls, daß die Fans uns auch in einigen Monaten noch sehen wollen.
Keine Sorge, mit derart exquisiter Musik habt Ihr bestimmt die Herzen der Fans erobert. Was gibt es eigentlich zu den Texten zu vermelden?
Eine durchgehende Story oder gar ein Konzept wirst Du nicht finden. Allerdings ist sehr wohl ein Zusammenhang zwischen den einzelnen Songs vorhanden. In den Texten beschreibe ich das menschliche Dasein auf unterschiedlichste Weise. Genau dort wäre zwar auch der Ansatzpunkt für ein Konzept, allerdings ist es dazu für COMMUNIC mit Sicherheit noch zu früh. Allerdings muß ich gestehen, daß die Songreihenfolge sehr wohl durchdacht ist und eine andere Reihenfolge sicherlich die Stimmung der Scheibe verändert hätte.
Wenn man sich vor Augen hält, wie lange andere Bands an derartigern Epen arbeiten und berücksichtigt, daß wir im Prinzip noch nicht einmal zwei Jahre existieren, liegt es wohl klar auf der Hand, weshalb »Conspiracy In Mind« kein Konzeptalbum geworden ist.
Ist ja auch kein Problem. Außerdem kann das ja immer noch werden. Besteht denn ein Zusammenhang zwischen dem doch etwas furchteinflößendem Covermotiv und den Texten?
Auch hier ist kein direkter Zusammenhang zu sehen. Die Kreissägeblätter hängen ja auch nur von oben herunter, haben noch keinen Schaden angerichtet und sind eigentlich harmlos. [lacht] Eine Death Metal-Band hätte diese Utensilien wohl anders zu einem Cover zusammengefügt. Angst und Schrecken soll das Artwork auch nicht verbreiten. Wir sehen das Bild eher als Metapher für den Zustand der Welt. Wenn du das kleine Mädchen genau ansiehst, merkst du, daß weniger die Angst den Gesichtsausdruck bestimmt, sondern viel eher die Einsamkeit, die leider immer mehr das Weltgeschehen bestimmt. Nimm' doch einfach das Internet: So genial die Erfindung auch immer sein mag, sie führt täglich mehr Menschen in die Einsamkeit.
Auf einen solchen Zusammenhang wäre ich ehrlich gesagt nie im Leben gekommen, genauso wenig hätte ich allerdings mit solch einem Hammeralbum von einer vor kurzer Zeit noch nahezu völlig unbekannten Band wie COMMUNIC gerechnet.