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  UE-Home → History → Online Empire 21 → Interview-Übersicht → PAIN OF SALVATION-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

PAIN OF SALVATION-Logo

Kaum ein anderes Werk hat in den letzten Wochen für derart geteilte Meinungen gesorgt wie der aktuelle Silberteller der schwedischen Vorzeige-Proggies PAIN OF SALVATION. »Be«, so der Titel jenes Werkes, klingt aber auch ganz und gar nicht so, wie man es hätte erwarten können. Wo auf den Vorgängerscheiben eine gewisse Eingängigkeit trotz aller De­tail­ver­liebt­heit nicht zu verbergen war, überrascht »Be« mit teilweise recht opulenten Orchesterarrangements und einem sehr melancholischen Unterton.

PAIN OF SALVATION-Headline

Was genau die Erzeuger dieses Produktes im Schilde führten, erklärte Mastermind Daniel Gildenlöw am Telefon.

PAIN OF SALVATION-Bandphoto 1

Wie sind die bisherigen Kritiken auf »Be« ausgefallen? Mir sind einige recht zwiespältige Reaktionen aufgefallen.

Alles in allem sind die Reaktionen bisher recht positiv, obwohl ein paar Kritiker offensichtlich nicht wirklich etwas mit dieser Scheibe anfangen können. Aber genau das war unser Ansatzpunkt im Vorfeld der Veröffentlichung von »Be«: Diese Scheibe sollte mit keiner unserer bisherigen vergleichbar sein und offensichtlich ist uns genau das ganz gut gelungen.

Damit deckt sich auch mit meiner Meinung, obwohl es mit Sicherheit besser gewesen wäre, das Werk, quasi einer Rock-Oper gleich, unter einem anderen Namen in die Läden zu stellen. Ein kleiner Vermerk, wer sich dahinter verbirgt, hätte es auch getan.

Genau das wollten wir absolut nicht. Fans und Kritiker sollten sich daran gewöhnen, daß bei PAIN OF SALVATION niemals zwei auch nur annähernd gleich klingende Alben veröffentlicht werden. Das war schon immer so, und wir sich auch so schnell nicht ändern. Solange wir uns als Menschen immer weiterentwickeln, solange wird sich zeitgleich auch unsere Musik verändern. »One Hour By The Concrete Lake« klang ja auch anders als »Remedy Lane« oder »Perfect Element«.

Verständlich, aber bei »Perfect Element« wurde doch nicht umsonst ein »Part 1« dem Titel hinzugefügt, oder?

Nein, aber im Moment ist der zweite Teil noch nicht fertig. Ich weiß, daß zahlreiche Fans genau dieses Album von uns erwartet hätten, aber die Zeit war noch nicht reif. Songs von »Be« dafür zu verwenden, hätte für noch mehr Verwirrung gesorgt, weshalb wir dieses Projekt nun eben ein wenig nach hinten verschoben haben. Es wird aber definitiv ein »Perfect Element Part 2« geben. Es sind sogar schon einige Songideen aufgenommen, aber wie lange es noch dauern wird, das Album veröffentlichen zu können, läßt sich noch nicht abschätzen. Es würde aber auch gar nicht zu uns passen, genau jenes Album zu veröffentlichen, das die Fans erwarten. Wer interessiert sich schon für Musik, die genau so ausfällt, wie schon auf den Alben zuvor?

Ähem, wir Metaller sind dann wohl nicht gerade deine "Zielgruppe", oder?

Wir haben im Laufe der Jahre positive Rückmeldungen auf unsere Musik aus den unterschiedlichsten Fanschichten und -gruppen erhalten. Da waren sehr wohl auch zahlreiche eingefleischte, aber dennoch tolerante Heavy Metal Fans dabei. Unterschiedliches Publikum erreichst Du aber auch nur dann, wenn die Musik dementsprechend mannigfaltig gestaltet ist. PAIN OF SALVATION wurden nicht gegründet, um irgendeine bestimmte Art von Musik zu machen, die Band ist im Grunde genommen "entstanden". Damit meine ich, daß sich alle Mitglieder sehr wohl von Beginn an bewußt waren, worauf sie sich einlassen. Keiner in der Band hatte jemals kommerzielle Hintergedanken, wenn es um das Schreiben von Songs ging. Wir sind eben so, wie wir sind und genau dafür lieben uns auch unsere Anhänger.

Neue Fans könnten dann wohl auf einer kommenden Tour akquiriert werden, oder?

Klar, aber bis dahin wird es noch ein wenig dauern. Ich werde aber demnächst mit den FLOWER KINGS auf der amerikanischen Ausgabe des "ProgPower"-Festivals auftreten. PAIN OF SALVATION werden wohl in absehbarer Zeit nicht so schnell auf den Bühnen zu sehen sein. Zunächst möchten wir erst einmal brauchbare Angebote abwarten und vor allem unsere Batterien neu laden.

PAIN OF SALVATION-Liveshot: »Be«-Livepräsentation 1

Aber »Be« wurde doch in Eurer Heimat bereits auf Bühnen präsentiert?

Ja, allerdings handelte es sich dabei eher um eine Art Testreihe von Konzerten. Hier bei uns in der Gegend existiert eine sehr gute geführte Musikschule, deren Betreiber Bekannte von uns sind. Deshalb ergab sich die einmalige Gelegenheit, vor ganz jungen Leuten aufzutreten, denen der Name PAIN OF SALVATION bisher mit Sicherheit noch nicht bekannt war. Interessant an dieser Aktion war für uns zunächst die Tatsache, daß es sehr wohl funktionieren würde, das eher komplex aufgebaute Material auch auf der Bühne wiederzugeben, ohne in irgendeiner Form Abstriche hinnehmen zu müssen. Überraschenderweise scheint die Angelegenheit den Schülern sogar gefallen zu haben, denn die Resonanzen im "Auditorium" waren durchaus positiv. In erster Linie war aber die Band selbst Gewinner dieser Test-Gigs, denn wir sind zur Erkenntnis gelangt, daß es möglich wäre, eine Gastspielreise zur Promotion von »Be« zu absolvieren.

Na dann, worauf wartet Ihr dann?

Im Moment ist die ganze Angelegenheit leider nicht finanzierbar, da eine Tournee mit Orchester doch zu beträchtlichen Mehrkosten führt. Deshalb wird es wohl bei einer "normalen" Tour bleiben, bei der wir einige neue Songs in die Setlist aufnehmen werden.

PAIN OF SALVATION-Liveshot: »Be«-Livepräsentation 2

Beim Thema Tour muß ich gleich nochmals einhaken. Du hast ja bereits erwähnt mit den FLOWER KINGS einen Auftritt zu absolvieren. Die "Könige" sind ja nur eine von zahlreichen "Nebenbaustellen", auf denen du tätig bist. Was wird uns denn in den kommenden Monaten diesbezüglich auf uns zukommen?

Da TRANSATLANTIC, das zeitintensivste aller Nebenprojekte, nicht mehr existieren, habe ich mir vorgenommen, mein Hauptaugenmerk in den nächsten Monaten auf PAIN OF SALVATION zu legen, um die Band ein wenig vorantreiben zu können. Im Moment bin ich auch voll damit ausgelastet, denn die Arbeiten zu »Be« waren sehr anstrengend.

Kann ich mir vorstellen. Aber nicht nur die Musik dürfte nicht ganz einfach zu gestalten gewesen sein, auch das Konzept klingt nicht gerade oberflächlich zusammengestellt und wirkt ein wenig verworren. Worum geht es denn konkret?

Das Konzept ist sehr weitreichend und tiefschürfend. Deshalb ist es auch nicht gerade einfach zu erklären. Die Kernaussage ist, daß im Leben eigentlich nur das "Sein", also die pure Existenz als Lebensform wirklich sicher ist. Genau über diese diffizile und mannigfaltige Existenzfrage habe ich mir monatelang den Kopf zermartert. Meine persönlichen Ansichten hinsichtlich Philosophie und unterschiedlichen Religionen haben mir diesbezüglich aber sehr geholfen.

Eine Frage die sich mir nach intensiver Einfuhr der Scheibe gestellt hat, war jene nach der Existenz Gottes. Glaubst Du an Gott?

Als eine der Kernfragen des Konzeptes stellte sich sehr bald die Frage nach der Existenz Gottes heraus. Dabei habe ich einige Theorien besonders kritisch hinterfragt. Im Endeffekt bin ich zum Entschluß gekommen, daß es keine wissenschaftliche Erklärung für "Gott" gibt und auch niemals geben wird. Gott ist nichts anderes als ein Geschöpf unserer Vorstellungskraft. Deshalb existiert wohl auch für jedes Individuum ein anderes "Geschöpf", das "Gott" genannt wird. So gesehen glaube ich schon an Gott, aber in einer anderen Form als es viele erwarten.

In ›Vocari Die‹ habt Ihr eure Fans dazu aufgerufen, "ihren" Gott im wahrsten Sinne des Wortes anzurufen. Auf einem Anrufbeantworter durften einige Eurer Fans ihre persönliche "Nachricht" hinterlassen. Eine sehr ungewöhnliche Aktion, findest Du nicht?

Diese Aktion ergab sich im Laufe der Arbeiten zu »Be«. Wir waren selber sehr überrascht über die große Anzahl an Teilnehmern. Die außergewöhnlichsten Wortmeldungen haben wir auf CD verewigt.

Bei aller Genialität dieser Aktion - mir wäre diesbezüglich keine Wortmeldung zu entlocken, Dir etwa?

Darüber habe ich ehrlich gesagt noch nie gedacht, aber ich denke eher nicht. Ich bevorzuge meine Musik, um mein Innerstes nach außen zu kehren.

Und das scheint wahrlich sehr unvorhersehbar zu sein.

http://www.painofsalvation.com/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

Photos: Lars Ardarve [Photo 1]

PAIN OF SALVATION im Überblick:
PAIN OF SALVATION – Falling Home (Rundling-Review von 2014 aus Online Empire 61)
PAIN OF SALVATION – Linoleum (Rundling-Review von 2009 aus Online Empire 41)
PAIN OF SALVATION – One Hour By The Concrete Lake (Rundling-Review von 2000 aus Online Empire 2)
PAIN OF SALVATION – Heavy, oder was!? 65-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2002)
PAIN OF SALVATION – Online Empire 11-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2002)
PAIN OF SALVATION – Online Empire 12-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2002)
PAIN OF SALVATION – Online Empire 21-Interview (aus dem Jahr 2004)
PAIN OF SALVATION – Online Empire 36-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2008)
PAIN OF SALVATION – Online Empire 39-"Eye 2 I"-Artikel: »Ending Themes - On The Two Deaths Of PAIN OF SALVATION« (aus dem Jahr 2009)
PAIN OF SALVATION – News vom 22.02.2006
PAIN OF SALVATION – News vom 29.04.2007
PAIN OF SALVATION – News vom 07.12.2008
PAIN OF SALVATION – News vom 22.06.2009
PAIN OF SALVATION – News vom 22.10.2011
PAIN OF SALVATION – News vom 24.12.2011
PAIN OF SALVATION – News vom 05.01.2012
Soundcheck: PAIN OF SALVATION-Album »BE« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 78" auf Platz 42
Soundcheck: PAIN OF SALVATION-Album »Remedy Lane« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 62" auf Platz 17
Soundcheck: PAIN OF SALVATION-Album »Road Salt Two« im "Soundcheck Heavy 137" auf Platz 39
Soundcheck: PAIN OF SALVATION-Album »Scarsick« im "Soundcheck Heavy 98" auf Platz 4
Soundcheck: PAIN OF SALVATION-Album »The Perfect Element« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 54" auf Platz 22
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