Lana Lane & Erik Norlander
Karlsruhe, Substage
04.05.2001
Das "Substage" in Karlsruhe trägt seinen Namen zu recht: Der Club wurde dereinst in eine stillgelegte Fußgängerunterführung reingebastelt, so daß die Decke den Besuchern nur wenige Zentimeter über der Perücke schwebt. Das wäre dem heutigen Konzert fast zum Verhängnis geworden: Erik Norlander hatte seinem obersten Prinzip "My keyboards are my castle" Folge geleistet, so daß sein Equipment nur mit Mühe und Not auf die "Substage"-Stage gequetscht werden konnte. Vorne links und rechts befanden sich zwei Keyboardstapel, die fast so groß wie Erik selbst waren und hinter ihm ragte eine Effektwand von etwa zwei mal vier Metern auf, deren Geräte für den Unwissenden allenfalls ein farbenfrohes Lichtermeer oder eine zusätzliche Lightshow abgaben. Den Abschluß vorne zentral bildete ein APPLE-Notebook als neu gepflanztes kleines Apfelbäumchen - frei nach dem Motto "wenn ich groß bin, will ich ein Big Tower werden..." - oder sollte es die hochgeklappte Zugbrücke besagter Keyboard-Burg symbolisieren?
Doch solche Überlegungen waren sofort passé als die Musiker auf die Bühne kamen: Neben Eriks ROCKET SCIENTISTS-Kollegen Don Schiff am Baß hatte man Peer Verschuren (g, VENGEANCE) und Ed Warby (d, ehemals GOREFEST, heuer AYREON) verpflichtet. Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, daß Lana Lane dennoch keine Probleme hatte, sich gegen diese Anhäufung von Extrakönnern zu behaupten: Ihre Stimme ist eine der faszinierendsten Erfahrungen, die man auf dem Sektor der härteren Musik machen kann und live gewinnt sie gar noch an Ausdruckskraft hinzu. So hatte sie auch keine Probleme, gelassen zu bleiben, als man kollektiv ›Rome Is Burning‹ vermasselte, was die Band allerdings zurechtbog, indem sie den Song am Ende des Sets nochmals performte.
Lana und Erik spielten keine getrennten Sets, sondern warfen ihr Material zusammen zu einem einzigen Freudenfest. Dabei wurden natürlich auch Songs von Eriks Band ROCKET SCIENTISTS berücksichtigt: So hüllte man ›Oblivion Days‹ von ROCKET SCIENTISTS in PINK FLOYDs ›In The Flesh‹ von »The Wall« und gab das ›Prog-Medley‹ zum Besten, bei dem es sich um alle ROCKET SCIENTISTS-Instrumentals handelt, die zu einem wahrhaft progressiven Medley verbunden wurden. Ein weiteres Bonbon war das Chapman Stick-Solo von Don Schiff: Weltberühmte Musiker aus Jazz, Pop oder Rock legen Unmengen Geld hin, daß Don mit seinen Fingern deren CDs veredelt, während die Besucher dieses Konzerts es als kostenlose Zugabe live und in Farbe erhielten.
Erst nach fast zweieinhalb Stunden wurde die musikalische Pracht beendet, die von den leider nur wenigen Gästen stürmisch bejubelt wurde.
Photos: Stefan Glas
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