THE HAUNTED
GANDALF
Helsinki (Finnland), Nosturi
12.05.2001
Das "Nosturi" liegt direkt am Hafen von Helsinki neben einer Werft, in der man zu diesem Zeitpunkt gerade an einem riesigen Pott rumschraubte. Raufschrauben mußten sich hingegen die Besucher des Konzertes, da der eigentliche Ort des Geschehens sich im zweiten Stock befindet. Wer hingegen das Vergnügen haben möchte, die Show von dem an zwei Seiten des Saals verlaufenden Balkons zu verfolgen muß gar noch einige Stufen mehr hinter sich bringen. Die Mühen sollten sich an diesem Abend allerdings voll und ganz lohnen: THE HAUNTED hatten zur Feier ihrer Rückkehr von der US-Tour zu einer kleinen Show geladen.
Schon die "Heimmannschaft" GANDALF lieferte vom Opener ›L8X Queen‹ (was wohl soviel wie "Latex Queen" bedeuten soll) an eine erstklassige Show. Dabei stach besonders Sänger Jari Hurskainen ins Auge, der einerseits wie ein anabolikageschwängerte Bodybuilder aussah und zugleich ein äußerst offensives Stageacting an den Tag legte. Zwar fuchtelte er manchmal ein bißchen zu viel rum, was aber immer noch besser ist als die zur Salzsäule erstarrten Fronter, die man manchmal ertragen muß.
Es war nicht zu übersehen, daß die Band seit unserem Demoreview große Fortschritte gemacht hat. Erfreulicherweise kommunizierte der Sangesmann sehr angeregt mit dem Publikum - aufgrund meiner Unkenntnis der finnischen Sprache konnte ich zwar nicht beurteilen, ob man sich über das Wetter oder die gestiegenen Kartoffelpreise auf dem Wochenmarkt unterhielt, aber zumindest hatte man sich etwas zu sagen, was nicht bei jeder Band und ihrem Anhang der Fall ist.
Die Hoffnung, daß THE HAUNTED als schwedische Truppe vielleicht mit der englischen Sprache aufwarten würde, wurde schnell zerstört: Da Sänger Marco Aro gebürtiger Finne ist, waren Sascha, der Gewinner der EDGUY-Verlosung vom ROCK HARD, der mich begleitet hatte, und ich ein weiteres Mal dem Kauderwelsching à la Finn ausgesetzt... Doch das tat der Freude an dem energiegeladenen Auftritt von THE HAUNTED keinen Abbruch. Sie dokumentierten mit ihrem hochklassigen Thrash auch live, daß sie weltweit eine der besten Bands auf diesem Sektor sind. Ehrlich - wenn SLAYER heute so klingen würden, würden wir sie bestimmt noch genauso lieben wie früher!
Erstaunlich war lediglich die Länge des Konzertes: GANDALF waren gerade mal etwas mehr als eine halbe Stunde auf der Bühne, und THE HAUNTED machten sich nach zirka 60 Minuten schon aus dem Staub. Doch angesichts der Spielzeiten der Bands am vorhergehenden Abend steht zu vermuten, daß dies Standard in Finnland ist. Die Gigs der beiden Bands waren ohnehin komplette Vollbedienung, so daß wir auch nach dieser Zeit mit einem wohligen Gefühl in der Magengrube die "Corner Bar" ansteuern konnten.
Photos: Stefan Glas
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