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  UE-Home → History → Online Empire 73 → Interview-Übersicht → L.A. GUNS [III]-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

L.A. GUNS [III]-Logo

Die abermalige Zusammenarbeit von Slash und Axl Rose hat die Rock-Gemeinde im letzten Jahr zu Freudensprüngen veranlaßt, schließlich war damit nicht unbedingt zu rechnen. Und auch bei einer der beiden Ursprungsformationen von GUNS N' ROSES, den legendären L.A. GUNS, scheint nach jahrelangem Zwist endlich wieder Frieden eingekehrt zu sein.
Denn auch der in den Anfängen zum Line-up der "Gunners" zählende Tracii Guns, der sich bekanntermaßen noch vor den ersten Demo-Aufnahmen wieder von Axl & Co. trennte, um wieder unter dem früheren Banner loszulegen, und sein zunächst kongenialer Partner, der aus England stammende Sänger Philip Lewis, der sich in späterer Folge jedoch als heftiger Widersacher von Tracii in vielen Belangen entpuppen sollte, scheinen nach jahrelangen Querelen das Kriegsbeil endgültig begraben zu haben.

L.A. GUNS [III]-Headline

»The Missing Peace« wurde die Comeback-Scheibe betitelt, zu der uns Philip am Telefon ebenso Auskunft gab, wie selbstredend auch zu den Umständen, daß es überhaupt dazu gekommen ist.

So wirklich gerechnet hat die Rockwelt mit dieser Kooperation nicht mehr. Was genau hat Euch denn dazu veranlaßt?

Das ist ein etwas längere Geschichte. Aber ganz ehrlich: Es hatte sich abgezeichnet und mußte einfach sein! Anders wäre es wohl auch gar nicht möglich, über ein neues, gemeinsames Album zu sprechen. [lacht] Es ist schon richtig, daß wir uns im Lauf der Jahre immer wieder mal gehörig ins Gehege gekommen sind, aber das ist wohl nicht nur bei uns so. Ohne Außenstehende wäre es aber wahrscheinlich nicht so weit gekommen.
Los ging es damit, daß Tracii vor knapp zwei Jahren in Las Vegas an einem Charity-Gig teilnahm, für den auch ich auf der Gästeliste stand. Allerdings wußten weder der Promotor, der mich einlud, noch Traciis Management, wer hier noch eingeladen war. Und so kam es, daß an jenem Abend eine unangekündigte, spontane "Reunion" der L.A. GUNS über die Bühne ging.

L.A. GUNS [III]-Bandphoto 1

Das klingt ja fast wie das Happy-End eines Hollywood-Streifens, war aber wohl nicht mehr als der entscheidende Anlaß, oder?

Genau. Auch wenn böse Stimmen behaupten, daß wir unter einem Vorwand wieder zusammengebracht wurden, um damit zu verdienen und im Nachhinein möglichst viel Publicity für diesen Event zu bekommen. Dennoch verspürte ich schon seit längerer Zeit das Gefühl, irgendwann einmal wieder mit Tracii zusammenarbeiten zu wollen. Und offenbar nicht nur ich, denn dieser Abend sollte es wahrlich in sich haben!

Getreu dem Motto "alte Liebe rostet nicht", oder wie?

Ungefähr. Denn es war nicht nur so, daß wir uns auf der Bühne nebeneinander sofort wieder wohlfühlten, ich denke, man konnte im gesamten Saal eine ganz spezielle Atmosphäre fühlen. Nach dem Auftritt, bei dem wir einige unserer gemeinsamen Lieblings-L.A. GUNS-Tracks zockten, setzten wir uns noch zusammen, um uns zu unterhalten. Geendet hat die Sache mit einer ziemlich langen Aussprache, die sich jedoch gelohnt hat. Zum einen, weil wir uns für einige Zeit später zum Jammen verabredeten, und zum anderen, weil mir Tracii Songs vorstellte, für die ihm meine Stimme bereits beim Komponieren vorschwebte.

So kam der sprichwörtliche "Topf" dann nach langen Jahren endlich wieder zu seinem "Deckel", korrekt?

Jawohl! [lacht] Diese Nummern haben mich von Anfang an begeistert, und es war in der Tat unglaublich, wie perfekt unsere Zusammenarbeit klappte. Was ich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht wußte, war, daß Tracii mit Rohfassungen der Songs bereits bei einigen Plattenfirmen vorstellig geworden war und wir daher - als etwa zwei Drittel der Nummern von »The Missing Peace« fertig waren - schon bald einen Deal mit FRONTIERS unterzeichnen durften.

Das heißt jetzt im Klartext, daß »The Missing Peace« eigentlich ein Tracii-Solo-Dreher mit Deiner nachträglichen Beteiligung geworden ist?

In etwa. Ich persönlich konnte zu den Nummern bis dahin nämlich nichts beitragen, war jedoch von Anfang an von der Musik überzeugt und versuchte, bei der Fertigstellung meinen Gesang so hinzubekommen, daß ich mit Traciis Klampfe mithalten kann.

Gab es da nicht doch ein gewisses Unsicherheitsgefühl, bevor alles aufgenommen wurde?

Nein, wir waren davon überzeugt, daß unsere abermalige Zusammenarbeit funktionieren würde und so folgte als nächster Schritt die Produktion. Dazu haben wir uns erst zum Schluß mit Greg Wurth in den "Patagonia Studios" getroffen, der uns als Engineer und Mixer zur Verfügung stand und auch das Mastering übernahm, während sich davor jeder selbst um seinen Kram zu kümmern hatte.
Im Prinzip hatten wir auch von FRONTIERS freie Hand und konnten ohne Druck und Zwang an die Scheibe herangehen. Wir wußten zwar nicht wirklich, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln würde, waren uns aber sicher, daß nichts anderes als ein "klassisches" L.A. GUNS-Album, und zwar eines der "Band-Alben" im eigentlichen Sinne, dabei herauskommen kann!

Auch eine Option für weitere Zusammenarbeit ist Deinen Worten nach gegeben, oder?

Korrekt! Da wir regelrecht darauf brannten, endlich wieder zusammen loslegen zu können, kam es, daß Tracii und ich uns fühlten, als ob wir unsere ersten Scheiben erneut aufnehmen würden. Mit »The Missing Peace« sollte uns auf jeden Fall mal ein Anfang gelungen sein. Aber nicht nur die Songs, auch der Titel sollte vieles aussagen, schließlich ergab sich dieser fast von selbst und bezieht sich auch auf uns als Personen.

Das dachte ich mir, denn dieses Wortspielchen ist einfach nur perfekt und paßt ebenso wie das Artwork. Von stammt es denn?

Von meiner Frau! Als ich ihr den Titel mitgeteilt habe, begann sie sofort, sich Gedanken über ein passendes Cover zu machen. Da sie im graphischen Bereich tätig ist, fällt ihr so etwas natürlich leicht, und da sie mir ohnehin seit den ersten Annäherungsversuchen zwischen Tracii und mir damit in den Ohren gelegen ist, mich der Band wieder anzuschließen, war sie natürlich sofort Feuer und Flamme. Da sie unsere Vorgeschichte ohnehin genau kennt und auch den Titel ansprechend empfand, kam sie sehr rasch mit der Idee für das Artwork auf uns zu. Es ist super geworden und bringt die Bandsituation exakt auf den Punkt. Mit dem Cover und dem Titel wurden schließlich die letzten fehlenden Puzzle-Teile zum aktuellen L.A. GUNS-Bild hinzugefügt, und es war uns wirklich wichtig, daß alles zusammen ein einheitliches Bild ergibt, viel wichtiger als Verkaufszahlen oder dergleichen.

L.A. GUNS [III]-Bandphoto 2

Gutes Stichwort: Wie hoch sind denn die Erwartungen der Band selbst an »The Missing Peace«?

Um eines klarzustellen: Großartige finanzielle Hoffnungen macht sich bei L.A. GUNS niemand mehr. Dazu sind wir viel zu lange im Geschäft. Wir wissen, daß die Zeiten der Millionenverkäufe längst Geschichte sind und man wesentlich kleinere Brötchen backen muß. Hoffnungsvoll in die Zukunft blicken dürfen wir aber dennoch. Nicht zuletzt, weil wir einige Songs bereits auf der Bühne getestet haben und die Resonanz verdammt gut war. Völlig egal, welche der neuen Nummern wir gespielt haben, die Fans waren begeistert.

Das klingt in der Tat sehr bodenständig und schürt zudem die Hoffnung, Euch eventuell in dieser Besetzung auch hier bei uns mal sehen zu können, oder?

Auf jeden Fall! Als Liveband sehen wir uns ohnehin immer schon, deshalb sind die L.A. GUNS auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufgetreten, unabhängig von der jeweiligen Besetzung. Logisch, daß es nun auch auf diese Weise weitergehen soll. Außerdem sollte die Band in Europa viel mehr Präsenz zeigen, aber das ist wohl noch eher Zukunftsmusik und hängt in erster Linie davon ab, wie das Album ankommt. Doch auch dafür bin ich sehr zuversichtlich, schließlich waren alle bisher vorliegenden Reaktionen darauf mehr als nur positiv. Es war offenbar tatsächlich an der Zeit für uns, wieder zusammenzuarbeiten!

https://www.lagunsmusic.com/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

Photos: Dustin Jack [Photo 1], Ron Lyon [Photo 2]

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