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  UE-Home → History → Online Empire 69 → Interview-Übersicht → CRYSTAL BALL (CH)-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

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Als die Eidgenossen 2012 mit Steven Mageney endlich einen neuen Mann am Mikro vorstellten und im Jahr darauf mit »Dawnbreaker« ihre mehrjährige Veröffentlichungspause beendet war, entlockte das nicht nur den Fans ein überaus zufriedenes Gurren. Offenbar ging in dieser Phase auch ein gehöriger Ruck durch die Band, auch wenn es zu jenem Zeitpunkt noch keineswegs vorhersehbar war, daß sich die Konstellation als überaus nachhaltig herausstellen würde. Der Grundstein für weiterhin erfolgreiches Rocken war aber auf jeden Fall gelegt, und die Herrschaften gingen ambitioniert wie schon lange nicht mehr ans Werk.
Gitarrist und Gründungsmitglied Scott Leach blickt entsprechend positiv gestimmt auf jene Tage zurück, als wir ihn am Telefon erwischen.

CRYSTAL BALL (CH)-Bandphoto 1

Bei Euch scheint es momentan wieder verdammt gut zu laufen. Gerade einmal 16 Monaten sind vergangen, seit wir »Liferider« kredenzt bekommen haben und schon steht »Déjà-Voodoo« in den Startlöchern. Da scheint ja gehörig was los gewesen zu sein bei Euch?

Das kann man wohl sagen! Nichts zu tun hatten wir zwar ohnehin noch nie, dermaßen motiviert und vor allem als Einheit konnten wir aber in der Tat schon sehr lange nicht mehr loslegen. An der Tatsache, daß wir seit dem Einstieg von Steven einen gewaltigen Tritt in den Allerwertesten erhalten haben und seit damals entsprechend produktiv sind, gibt es nichts zu rütteln. Er war genau der Mann, den wir brauchten, um die Entwicklung der Band voranzutreiben. Und außerdem trat er zum bestmöglichen Zeitpunkt in Erscheinung.

So ganz "nebenbei" steht nun erneut Promotionarbeit für eine Scheibe an. Das stelle ich mir ein wenig mühsam vor, wenn nur so wenig Zeit zwischen zwei Alben vergangen ist. Hat sich diesbezüglich etwas geändert seit dem letzten Jahr? Oder haben inzwischen alle mitbekommen, daß Steven nicht nur aushilfsweise bei Euch ist?

Zum Glück ja! [lacht] Aber die Vorzeichen und Voraussetzungen haben sich inzwischen verändert. Für »Dawnbreaker« mußten wir in erster Linie den Grund für unsere fast sechsjährige Veröffentlichungspause erörtern, und auch wie wir überhaupt an Steven herangekommen sind, war immer wieder Thema. Jetzt wird wohl in erster Linie die Frage nach der Gefahr, mit der neuen Platte einen Schnellschuß fabriziert zu haben, eine der häufigsten Fragen in Interviews sein. Aber mir machen Interviews generell Spaß, und von daher stellt es auch kein Problem dar, mehrmals am Tage dieselben, oder zumindest ähnlich geartete, Fragen zu beantworten.

Das Thema "Motivation" braucht bei Euch jedenfalls inzwischen nicht mehr hinterfragt werden, sondern kann wohl inzwischen auf Workshops von Euch selbst behandelt werden.

Nette Idee. [lacht] Da bräuchten wir wohl nur Steven vorstellen, der nicht nur uns, sondern noch vielmehr sich selbst tagtäglich motiviert, und wie auch noch! Abgesehen von seiner begnadete Stimme, ist sein Wesen mindestens ebenso wichtig für uns, und nicht zuletzt deshalb stellt er inzwischen auch eine der fünf Säulen der Band dar. Unsere Euphorie war für die Fans auf »Dawnbreaker« vielleicht noch nicht in jenem Ausmaß nachzuvollziehen, spätestens seit »Liferider« sollte aber zu spüren sein, welch' ein Ruck durch die Band gegangen ist.

CRYSTAL BALL (CH)-Headline

Der hat sich auch nachhaltig auf »Déjà-Voodoo« ausgewirkt, keine Frage. Hatte Steven denn auch Einfluß auf Eure zwar nur dezente, aber dennoch auf Anhieb spürbare Stiländerung?

Klar, er war ja auch am Songwriting beteiligt. Es war auch durchaus unsere Intention, uns etwas moderner zu geben, zugleich behielten wir unsere Wurzeln immer im Auge, um nicht völlig vom Weg abzukommen. Ein Teil des zeitgemäßeren Klangbildes ging aber eher auf die Kappe von Stefan Kaufmann, der von Anfang genau wußte, wie er uns bei unseren Ideen unterstützen konnte.

Der gute Mann war schon für die halbe Rockwelt aktiv und gilt zudem als ausgeglichener, unkomplizierter Typ. Seine Erfahrung dürfte wohl ebenso mit ein Grund für die abermalige Kooperation gewesen sein, wie seine Kompetenz als Produzent. Allerdings muß man bei diesem Thema sehr wohl nachhaken, denn in einigen Tracks vermeine ich durchaus Gitarrenpassagen zu vernehmen, die auch auf den letzten U.D.O.-Veröffentlichungen hätten stehen können...

Durch die gute Erfahrung, die wir mit Stefan gemacht haben, war es logisch, ihn wieder zu kontaktieren und ihn auch für unser neues Album als Produzenten ins Boot zu holen. Für seinen Input sind wir ebenso dankbar wie für die Tatsache, daß er sich einmal mehr bereiterklärte, an einigen Tracks persönlich mitzuwirken. Dabei blieb er aber zumeist im Hintergrund, selbst wenn er uns manchmal sehr wohl und ganz bewußt gestoppt hat, oder in anderen Momenten dazu motiviert hat, etwas zu wagen. Ich kann es daher durchaus nachvollziehen, wenn man sich in manchen Passagen ein wenig an neuere U.D.O.-Scheiben erinnert fühlt, auch wenn wir keineswegs im Sinn hatten, uns unmittelbar an U.D.O., oder einem anderen seiner früheren Betätigungsfeldern zu orientieren.

CRYSTAL BALL (CH)-Bandphoto 2

Durch Euer imposantes Arbeitstempo muß auch noch die Frage gestattet sein, ob Ihr tatsächlich ausschließlich "frische Ware" präsentiert?

Ganz ehrlich: Mit dieser Frage habe ich gerechnet! Es ist wohl wirklich ungewöhnlich, binnen so kurzer Zeit mehrere Alben zu veröffentlichen. Daher verstehen wir es auch, wenn man uns damit konfrontiert, ob denn die neue Scheibe nicht zum Teil aus Ideen und Fragmenten besteht, die bereits für den Vorgänger vorgesehen waren. Doch, nein, das ist definitiv nicht der Fall!

Wann genau habt Ihr mit Schreiben der neuen Tracks begonnen?

An sich gingen wir schon recht bald nach der Veröffentlichung von »Liferider« wieder an die Arbeit und waren dermaßen motiviert, daß die Songideen nur so geflossen sind. Hinzufügen muß man aber noch, daß die Besetzung momentan schlichtweg perfekt harmoniert. Ganz so klar war das vor allem zu jenem Zeitpunkt, als sich unser alter Kumpel und Gitarrist Markus Flury nach »Liferider« aus der Band verabschiedet hatte, nicht, doch mit Tony Castell, der schon mehrfach bei KROKUS die Sechssaitige und kurzfristig auch mal den Baß bediente, konnten wir kurzfristig den idealen Mann finden, um sämtliche Ideen auch problemlos umsetzen zu können.

Die neue Scheibe läßt - trotz diverser moderner Gitarrenparts und -sounds - aber dennoch wieder ein bißchen mehr an den groovigen CRYSTAL BALL-Sound der Frühzeit denken. Absicht?

Nicht wirklich. Allerdings war schon als die ersten Tracks in Rohfassung vorlagen klar, daß es für uns einen weiteren Schritt nach vorne gehen würde, auch wenn wir dafür auch den einen oder anderen Blick zurück wagen mußten. Ich bin so frei zu behaupten, daß »Deja-Voodoo« unsere alten Stärken beinhaltet, nur eben in einem moderneren Mantel.

Ihr seid ja schon lange Jahre Teil der Szene und habt Euch mit Eurem ureigenen Sound eine treue Fanbase erspielt. Ist Euch der Rest der Rockwelt eher egal, oder nehmt Ihr Modeerscheinungen zumindest wahr?

Wir sind über Erscheinungen in der Szene, selbst über solche die der sogenannte "Zeitgeist" mit sich bringt, immer ganz gut informiert, bevorzugen selbst aber eher Bands der älteren Generation. Ich für meinen Teil bin nun mal eingeschworener WHITESNAKE-Anhänger und werde das auch immer bleiben! Bands wie ihnen halten wir schon lange Jahre die Treue und freuen uns immer noch wie junge Kids, wenn Konzerte anstehen.

Apropos: Zu diesem Thema habt Ihr auf ihrem aktuellen Dreher auch einen Song verfaßt, korrekt?

Exakt! ›Reaching Out‹. Die Nummer ist vom Stil und der Struktur her ganz klar als Hymne angedacht gewesen, weshalb es mich um so mehr freut, daß die Nummer auch offenbar genauso empfunden wird. Der Text handelt von diesem unnachahmlichen Gefühl, das einen als Fan überkommt, wenn ein Konzert seiner Lieblingsband ansteht. Ich hab' darüber zwar bisher noch keine tiefschürfenden Gespräche mit unseren Fans geführt, hoffe aber doch, daß es auch Menschen gibt, die bei CRYSTAL BALL ein solches Gefühl empfinden.

http://www.crystal-ball.ch/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

Photos: MD9 Photography

CRYSTAL BALL (CH) (neue Besetzung) im Überblick:
CRYSTAL BALL (CH) – 2020 (Rundling-Review von 2019 aus Online Empire 80)
CRYSTAL BALL (CH) – Dawnbreaker (Rundling-Review von 2014 aus Online Empire 58)
CRYSTAL BALL (CH) – Déjà-Voodoo (Rundling-Review von 2016 aus Online Empire 68)
CRYSTAL BALL (CH) – Liferider (Rundling-Review von 2015 aus Online Empire 63)
CRYSTAL BALL (CH) – Secrets (Rundling-Review von 2008 aus Online Empire 34)
CRYSTAL BALL (CH) – Timewalker (Rundling-Review von 2005 aus Online Empire 25)
CRYSTAL BALL (CH) – Heavy, oder was!? 56-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2001)
CRYSTAL BALL (CH) – Online Empire 13-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2002)
CRYSTAL BALL (CH) – Online Empire 69-Interview (aus dem Jahr 2016)
CRYSTAL BALL (CH) – News vom 05.05.2004
CRYSTAL BALL (CH) – News vom 15.06.2005
CRYSTAL BALL (CH) – News vom 06.01.2006
CRYSTAL BALL (CH) – News vom 23.11.2007
CRYSTAL BALL (CH) – News vom 23.11.2010
CRYSTAL BALL (CH) – News vom 07.10.2012
CRYSTAL BALL (CH) – News vom 06.05.2015
Soundcheck: CRYSTAL BALL (CH)-Album »Hard Impact« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 55" auf Platz 21
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