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SLEDGE LEATHER-Logo

Zwanzig Jahre war sie abgetaucht, doch ihre gigantische Stimme klingt bis heute in unseren Ohren: die ehemalige CHASTAIN-Sängerin Leather Leone. Es mußte erst ein trauriges Ereignis stattfinden, bevor sie ihren Weg zu uns zurückfand: Der Tod ihres Idols Ronnie James Dio ließ sie aus ihrer kreativen Trance erwachen, so daß sie mit ihrer einstigen Kollegin Sandy Sledge das Projekt SLEDGE LEATHER aus der Taufe hob. Natürlich ließen wir uns die Möglichkeit nicht entgehen, Leather vors Mikro zu zerren und zugleich auch Sledge etwas auszuquetschen.

SLEDGE LEATHER-Headline

Es folgt ein ausführlicher Talk über die Vergangenheit und Zukunft der wahrscheinlich besten Sängerin, die der Metal jemals gekannt hat!

Leather, erzähl' uns doch bitte etwas über Deine Anfänge als Sängerin! Hattest Du ein spezielles Training, dem Deine unglaubliche Stimme entsprang?

Leather: Ich habe in der Kirche angefangen zu singen. Sie gaben mir damals die Möglichkeit, solo ›Stairway To Heaven‹ zu singen, und ich war Feuer und Flamme. Ich war damals 3 Jahre alt. [lacht lauthals] Ernsthaft: Ich war in Wirklichkeit 11 Jahre alt gewesen. Ich habe mir alles selbst beigebracht, obwohl ich fast mal eine spezielle Ausbildung erhalten hätte, da ich eine Zulassung zur "Eastman School Of Music" in New York erhielt. Aber sie hatten keinen Ausbildungszweig, der sich Metal-Techniken widmete, so daß ich mich entschloß, nicht auf diese Schule zu gehen. Zudem wollte ich ohnehin weg aus New York.

SLEDGE LEATHER-Shot: Leather Leone als Kind

Natürlich interessieren sich viele dafür, ob der ungewöhnliche Name Leather Dein echter Name ist oder ob es sich um einen Künstlernamen handelt.

Leather: Meine Eltern haben mich nicht Leather getauft, es ist aber trotzdem mein echter Name. Von meinen Eltern habe ich einen urtypischen katholischen und italienischen Namen bekommen. Ich wurde aber Leather genannt, seit ich im College angefangen habe, in Coverbands zu singen. Als ich dann nach Kalifornien zog, wo ich Sledge traf, blieb es dabei, weil der Name einfach hängenblieb. Und ich überlasse es der Phantasie eines jeden, meinen Geburtsnamen herauszufinden. (Maria? Angela? - Red.)

Wie hast Du Deinen unverkennbaren Stil entwickelt, der sehr rauh, aber doch melodisch ist?

Leather: Als ich in den Achtzigern nach San Francisco zog und dort die Band RUDE GIRL traf, fragten sie mich, ob ich so ähnlich wie Bon Scott singen könne. Nach einiger Zeit entdeckte ich jedoch Ronnie James Dio, und mir wurde klar, daß dies der natürliche Stil für mich ist.

Erzähl' uns doch bitte etwas über Deine erste Banderfahrung. War RUDE GIRL, wo auch Sandy Sledge spielte, die heute wieder Deine Partnerin ist, Deine erste Band? Wenn ich mir die entsprechenden Bilder auf MySpace anschaue, dann mußt Du damals noch recht jung gewesen sein.

Leather: Wie erwähnt sang ich während meiner Zeit im College bei einigen Coverbands, doch RUDE GIRL waren meine erste ernsthafte Band. Ich war damals in der Tat erst 16 Jahre alt.

SLEDGE LEATHER-Shot: Sandy Sledge als Baby - mit Pommesgabel...

Was sollte man über RUDE GIRL wissen? Schließlich ist die Band nicht sonderlich bekannt geworden.

Leather: RUDE GIRL klangen wie Metal-Butter; wie BLACK SABBATH, bei denen Bon Scott singt. RUDE GIRL waren heavy und hatten Songs mit starken Hooks. Wir traten in zerfetzten Shirts und Leder auf. Unsere Gitarristin Lumbi (da ist wohl Lois LaRue gemeint - Red.) spielte eine fette Les Paul, Eden Unger ballerte ihren Baß durch einen riesigen AMPEG-SVT-Verstärker, und Sledge hämmerte ihre Drums von den Ständern runter. Ja, wir paßten problemlos in die damalige Metalszene in San Francisco.

Gab es von RUDE GIRL eigentlich Aufnahmen? Der Song, den man auf MySpace findet, klingt verdächtig nach einer rohen Proberaumaufnahme.

Leather: Wir hatten ein paar 4-Spur-Demos aufgenommen, doch das war's auch schon. Als wir nämlich anfingen, live aufzutreten, bekamen wir umgehend Angebote für Plattenaufnahmen von verschiedenen Labels. Der Song auf MySpace stammt vom Soundcheck für unsere erste Platte, der in einem zu dieser Zeit sehr bekannten Studio in San Francisco namens "The Automatt" stattfand.

Warum wurde diese Platte nie veröffentlicht, oder wurde sie nicht mal fertiggestellt?

Leather: Es war eine aufregende, eine überwältigende Zeit. Es gibt viele Version von dieser Story. Ich glaube, es war einfach nicht die richtige Zeit und der richtige Ort. Sledge und ich haben jetzt begonnen, das zu beenden, was wir damals angefangen hatten. Wir haben viel mehr Erfahrung und Erkenntnis bezüglich unseres Platzes hier auf Erden. Wir wissen, was wir wollen, und diesmal sind wir bereit!

Wie war es eigentlich damals für eine All-Girl-Band unter all den anderen Metalbands? Wurdet Ihr akzeptiert?

Leather: Ich kann mich noch erinnern, daß wir ab und zu ein paar blöde Bemerkungen ernteten, was uns aber nicht die Bohne interessierte. Wir fühlten uns immer wohl, mit anderen Bands zusammen aufzutreten, und der Großteil der Jungs war total cool. Mit Ausnahme von Lars...

Äh, Lars? Meinst Du den Lars?

Leather: ...irgendjemand mit dem Namen Lars...

Aha... Zu diesen Zeiten war die Szene noch deutlich chauvinistischer eingestellt, und Musikerinnen wurde meist auf ihr Aussehen reduziert. Ist Euch das auch passiert?

Leather: Wir hatten unsere Vision und unser Ziel. Also haben wir unser Ding durchgezogen! Wir haben nicht großartig drüber nachgedacht, was andere wohl über uns denken würden, sondern uns ausschließlich unserem Projekt gewidmet.

damaliges offizielles RUDE GIRL-Promophoto: Leather Leone, Lois LaRue, Sandy Sledge, Eden Unger [im Uhrzeigersinn, oben links beginnend], ]

Konntet Ihr damals den kreativen Sturm, der in der Bay Area losbrach und die ganze Welt eroberte, so daß dieser Ort heute eine Legende für den Thrash Metal ist, miterleben?

Leather: Ja, RUDE GIRL waren mittendrin, und wir wurden sogar ein Teil davon, denn unsere Songs wurden schneller und intensiver. Wir spielten beispielsweise mit EXODUS und vielen anderen Bands im "Ruthie's Inn", mit MEGADETH im "Keystone Korner" und bestritten sogar eine Show mit SLAYER. Aber genauso traten wir auch mit melodischeren Metalbands auf. Auf alle Fälle war die Thrashwelle sehr belebend. Es war wie Los Angeles mit Eiern! Ich lebe heute noch in San Francisco und warte sehnlichst auf die Rückkehr! [lacht schallend]

RUDE GIRL und die Nachfolgeband MALIBU BARBI, aber auch LEATHER ANGEL, eine All-Girl-Band, die zeitgleich existierte, wurden kommerziell gesehen nie erfolgreich. Worin siehst Du die Gründe dafür? Es gab übrigens durchaus Verstrickungen zwischen den Bands, so daß ich es für passend halte, sie an dieser Stelle zusammen zu nennen: LEATHER ANGEL-Gitarristin Debbie Wolf spielte mit Sandy bei MALIBU BARBI; LEATHER ANGEL benannten sich später in JADED LADY um, wo dann Lori Linstruth einstieg, die dann später mit Sandy WARBRIDE gründete.

Leather: Da Sledge der gemeinsamer Nenner ist, muß sie wohl schuld daran sein... [lacht] Nein, ich kann Dir da leider keine passende Antwort liefern, aber es ist nun mal so, daß nur ein ganz geringer Prozentsatz aller Musiker - ganz gleich ob männlich oder weiblich - es schafft, erfolgreich zu werden. Ich weiß allerdings, daß Sledge immer noch Kontakt zu Lori und mit Joann Rebel, der Bassistin von MALIBU BARBI, hat.

Sledge, hast Du auch noch Kontakt zur ehemaligen LEATHER ANGEL-Gitarristin Debbie Wolf?

Sledge: Leider nein, obwohl wir mal enge Freunde waren. Wo bist Du, Wolf?!? Ich bin aber immer noch in Kontakt mit LEATHER ANGEL-Drummer Krissi North, mit der ich mich toll verstehe. Aber niemand scheint zu wissen, wo Debbie ist.

RUDE GIRL-Singleshot: Leather Leone

Die »We Came To Kill«-EP von LEATHER ANGEL ist nicht nur legendär, sondern auch ein gesuchtes Sammlerstück. Da Du heute noch Kontakt zu einem der Lederengel hast, kannst Du dann auch etwas über LEATHER ANGEL erzählen?

Sledge: RUDE GIRL hätte sollen eine Halloween-Show mit ihnen in Los Angeles bestreiten, doch wir lösten uns kurz zuvor auf. Leather und ich ging trotzdem zu der Show; ich sah LEATHER ANGEL mehrmals live. Sie hatten einen Manager, der so ein bißchen wie Kim Fowley war (der berühmt-berüchtige Manager der RUNAWAYS, der auch als Musikproduzent, Songwriter und Musiker sein Glück probierte - Stefan Glas). Ich glaube mich zu erinnern, daß es einige Probleme mit der Produktion der EP gab. Vielleicht war vieles zu schnell gegangen. Ich weiß es wirklich nicht, denn sie sprachen überhaupt nicht gerne darüber.

Du hast später - wie erwähnt - bei WARBRIDE mit Lori Linstruth zusammengespielt, die bei LEATHER ANGEL zu jenen Zeiten gespielt hatte, als sie schon JADED LADY hießen. Ihr wart also Mitglieder der wenigen All-Girl-Bands, die es damals gab!

Sledge: Oh ja, ich hatte völlig vergessen, daß LEATHER ANGEL sich umbenannt hatten und daß Lori damals bei ihnen war. [lacht] Wir kannten uns gegenseitig sehr gut: Wir MALIBU BARBI-Mädels, Jo, Heidi und ich, waren gut mit Debbie und Chrissy von LEATHER ANGEL befreundet. Aber letzten Endes kannten sich damals alle Musikerinnen aus San Francisco und Los Angeles gegenseitig, denn es war ein sehr kleiner Kreis gewesen.

Leather, 1984 hast Du Dich CHASTAIN angeschlossen. Wie kam es dazu, daß sich ein Gitarrist aus Cincinnati, Ohio, ein Mädel aus dem fast 4.000 Kilometer entfernten Kalifornien als Sängerin für seine neue Band aussucht?

Leather: Mike Varney von SHRAPNEL RECORDS, der dann auch die ersten CHASTAIN-Platten auf seinem Label veröffentlicht hat, brachte uns zusammen. Es war damals nicht so ungewöhnlich, daß Musiker große Strecken zurücklegten, um an ihren Projekten zu arbeiten.

Trotzdem denke ich mal, daß es für Dich in Deinem Alter ein großer Schritt war, nahezu ans andere Ende des Kontinents zu gehen. Was hat diesen Entschluß bei Dir bestärkt?

Leather: Es war eine tolle Möglichkeit für mich, bei einer Band einzusteigen, deren Musiker schon einen gewissen regionalen Erfolg hatten. Am wichtigsten war aber, daß ich von den Songs, die David Chastain geschrieben hatte, begeistert war und mich angezogen fühlte.

Was sind Deine besten Erinnerungen an Deine Zeit bei CHASTAIN?

Leather: Für KISS in der "Ohara Arena" zu eröffnen war echt der Hammer gewesen! [schreit fast] Und es war super, mit Alice Cooper zu spielen.

RUDE GIRL-Shot: Sandy Sledge & Leather Leone

Warum hatten CHASTAIN seinerzeit Europa mehr oder minder ignoriert? Einige der Alben erschienen erst mit deutlicher Zeitverzögerung in Europa, und die Band war hier nie auf Tour. War Dir damals überhaupt bewußt, daß viele Fans auf dieser Seite des Ozeans Dich für die beste Metalsängerin überhaupt hielten?

Leather: Damals hatte ich meine Karriere leider in die Hände von anderen gelegt. Ich hätte sicherlich niemals den Beschluß gefaßt, nicht nach Europa zu gehen. Von so manchen dieser Fehlentscheidungen habe ich sogar erst in letzter Zeit erfahren. Sledge und ich sind deswegen heute ganz anders drauf und treffen alle Entscheidungen selbst.

In Sachen CHASTAIN waren damals viele Leute der Meinung, daß David einfach zu viel machte. Es gab CHASTAIN mit fünf Alben zwischen 1985 und 1990, sein CJSS-Projekt, das 1986 gleich zwei Platten veröffentlichte, und dann hatte David noch sein Soloprojekt, mit dem er bis 1993 drei Scheiben veröffentlichte. Ich persönlich finde alle CHASTAIN-Alben gut, aber wäre es nicht sinnvoller gewesen, sich auf CHASTAIN zu konzentrieren, um die Platten noch besser zu machen und dadurch vielleicht erfolgstechnisch den nächsten Schritt machen zu können? Letzten Endes blieb CHASTAIN der große Durchbruch ja verwehrt.

Leather: Ich konzentrierte mich nur auf die CHASTAIN-LPs. David komponierte permanent, und ich war genauso darauf bedacht wie er, daß immer genügend Material zur Verfügung stand. Warum wir nicht erfolgreicher wurden, kann ich leider nicht beurteilen.

War »For Those Who Dare« eigentlich als "kommerzielleres" Album geplant? Zumindest befindet sich die einzige Coverversion, die CHASTAIN je aufgenommen haben, darauf: ›Barracuda‹ von HEART. Solche Nummern sind meist dafür ausgelegt, um ins Mainstream-Radio zu kommen.

Leather: Wenn ich mich noch recht entsinne, bat uns unsere damalige Plattenfirma ROADRUNNER darum. Wir dachten niemals über etwas anderes nach, als darüber jene Musik zu machen, die wir liebten.

Bei CHASTAIN gab es die eine oder andere Änderung in der Rhythmusmannschaft: Von »Mystery Of Illusion« ('85) zu »Ruler Of The Wasteland« ('86) wurde der spätere CINDERELLA-Drummer Fred Coury gegen Ken Mary ausgetauscht. Von »The 7th Of Never« ('87) zu »Voice Of The Cult« ('88) kam für Mike Skimmerhorn, der mit David schon bei SPIKE und CJSS gespielt hatte, der spätere KING DIAMOND-Bassist David Harbour. Schließlich gab es von »Voice Of The Cult« zu »For Those Who Dare« ('90) einen weiteren Wechsel am Schlagzeug, denn Ken Mary verließ die Band, und John Luke Hebert, später ebenfalls bei KING DIAMOND, kam hinzu. Inwiefern hatte dies das Bandklima und die Musik beeinflußt?

Leather: Ich glaube kaum, daß diese Veränderungen entscheidenden Einfluß hatten, denn es waren immer David und ich, die die grundlegende Arbeit gemacht haben. Kurz: Sofern die neuen Musiker talentiert genug waren, was stets der Fall gewesen war, dann war alles okay. Ich denke, daß die Musik von CHASTAIN einfach sehr auf meiner Stimme und Davids Gitarrenspiel aufbaute, so daß es egal war, wer als Rhythmusgruppe fungierte.

RUDE GIRL-Shot: Sandy Sledge, Leather Leone, Howie Klein [von CBS RECORDS], Lois LaRue, Eden Unger, Billie [kurzzeitige zweite Gitarristin]

Wie gerade erwähnt spielten einige bekannte Musiker bei CHASTAIN, aber einer von ihnen sticht doch noch hervor: Ken Mary. Er war damals einer der gefragtesten Drummer der ganzen Szene, der irgendwann komischerweise komplett verschwunden ist. Wie konntet Ihr ihn bei CHASTAIN halten, und wie war es, mit ihm zu spielen?

Leather: Letztendlich war Ken nur ein bezahlter Musiker, den wir angeheuert hatten. Er machte seinen Job und stand uns immer zur Verfügung, wenn wir ihn brauchten.

Was ist im Rückblick Dein Lieblingssong und Dein Lieblingsalbum von CHASTAIN?

Leather: Die Frage nach meinem Lieblingssong ist echt schwer, und ich kann sie nicht beantworten, aber mein Lieblingsalbum ist »Ruler Of The Wasteland«.

Noch ein letzter Rückblick: Was denkst Du über Davids CHASTAIN-Version mit Kate French, die momentan inaktiv zu sein scheint, während Kate immer noch bei VAINGLORY singt? Hast Du überhaupt noch Kontakt zu David?

Leather: Ich bin regelmäßig mit ihm seit der Geburt des SLEDGE LEATHER-Projekts in Kontakt. Es ist interessant, Erfahrungen auszutauschen. Ich habe es weit gebracht...

Während Deiner Zeit bei CHASTAIN hast Du zwei Songs für Deine alte RUDE GIRL-Bandkollegin Sandy Sledge und ihre neue Band MALIBU BARBI aufgenommen, aus der dann später die 2-Song-EP »Rude Girls« werden sollte. Wie kam es dazu? Soweit ich es verstanden habe, warst Du nie ein festes Mitglied der Band, sondern nur eine Gastmusikerin. Weißt Du, wer auf den anderen beiden MALIBU BARBI-Aufnahmen gesungen hat, dem Demo von 1986 sowie der EP von 1992?

Leather: Ja, ich war in der Tat nur eine Gastsängerin bei MALIBU BARBI. Was die anderen Sänger betrifft, habe ich leider keine Ahnung, aber da kann Sledge Dir bestimmt weiterhelfen.

Sledge: MALIBU BARBI waren damals was mit Sylvia Massy im Studio. Wir hatten die Songs aufgenommen und ließen mögliche Sänger direkt im Studio vorsingen. Leather kam damals gerade von einer CHASTAIN-Tour zurück und rief mich an, um Hallo zu sagen. Da kam mir die Idee, daß es cool wäre, wenn wir ausprobieren würden, wie sie zu unseren Songs klingt. Es klang - natürlich - unglaublich! Leather zog wieder mit CHASTAIN los, und ich fragte Lumbi, die ehemalige Gitarristin von RUDE GIRL, ob sie ins Studio kommen wolle. Sie sagte zu und spielte ein paar Leadgitarren ein. Jo Rebel, unsere Bassistin und Produzentin zusammen mit Sylvia, schnürte das Bündel zusammen und veröffentlichte die EP. Jo entschied sich für den Titel »Rude Girls«, weil sie wußte, daß Leather, Lumbi und ich es haßten, wenn jemand ein "s" an "Rude Girl" anhängte. RUDE GIRL war eine Idee, ein Konzept, eine Gang. Es war, als würde man ein "s" an METALLICA anhängen. Dann entwarf sie diese Spielzeug-Albumcover, bei dem ich in einem Fluß aus Blut, der sich aus einem gebrochenen Herzen ergießt, treibe - lächerlich! Aber die Musik war wirklich sehr amtlich. Näher sind wir einer RUDE GIRL-Produktion nie gekommen - zumindest bislang. Diesbezüglich haben wir noch ein paar Überraschungen im Ärmel!

CHASTAIN-Bandphoto: Ken Mary, Leather Leone, David Chastain, Mike Skimmerhorn

Du redest hier schätzungsweise von der bekannten Produzentin Sylvia Massy, die beispielsweise mit TOOL zusammengearbeitet hat, oder? War sie eigentlich "nur" Eure Produzentin, oder war sie ein Mitglied von MALIBU BARBI?

Sledge: Exakt! Syl schuf diese Meisterwerke mit TOOL kurz nachdem wir beide nach Los Angeles gezogen waren. Unsere Freundschaft geht lange zurück: Syl, ich und Jo Rebel spielten vor MALIBU BARBI in einer Melodic Rock-Band namens FINE PRINT zusammen mit der mittlerweile verstorbenen Amy Atchison, die auch Tontechnikerin und Produzentin war. Amy und ich hatten am College gemeinsam bei RIFF RAFF gezockt, und anschließend wurden Amy und Syl Partner für Produktionen. Syl ist eine tolle Sängerin und auch eine großartige Songschreiberin. Sie war kein Musiker von MALIBU BARBI, aber sie, Jo und ich haben vor und nach MALIBU BARBI gemeinsam Songs komponiert.

Um jetzt nochmal auf die beiden anderen MALIBU BARBI-Veröffentlichungen zurückzukommen...

Sledge: Steve Gelardi von der Bay Area-Band RIGHTEOUS SIRE sang in der MALIBU BARBI-Liveband und auf dem Demo von 1986, auf dem sich übrigens der Song ›Rip It Out‹ befand: Für die MALIBU BARBI-EP haben wir den Song zu Ehren des verstorbenen Cliff Burton, der ein Freund von Jo Rebel gewesen war, zu ›When The Lightning Strikes‹ umgeschrieben. Wegen der '92er EP von MALIBU BARBI habe ich Jo gefragt: Sie sagt, daß die Sängerin Melanie Law hieß. Aber es war eine völlig andere Version von MALIBU BARBI, die mit Metal nichts zu tun hatte.

War der Name MALIBU BARBI eigentlich als sarkastischer Saitenhieb gegen die aufgedonnerten Musikerinnen bei Bands wie VIXEN gedacht? Ich könnte mir zumindest etwas ähnliches aus der Kombination dieser beiden Worte zusammenreimen: Malibu als Domizil der Strandschönheiten, und die Barbie-Puppe als die perfekte Plastikschönheitskönigin. Oder hatte der Name eine andere Bedeutung für Euch?

Sledge: Es ging nicht gegen VIXEN, sondern der Name beruhte auf Sarkasmus gegen den Hair Metal ganz allgemein - ganz gleich, ob er von Männern oder Frauen gemacht wurde. Darauf hatte ich noch nie gestanden. Wie Leather schon gesagt hatte, standen RUDE GIRL für Leder und zerrissene T-Shirts, so daß ich dies auch für mich bei MALIBU BARBI übernahm. Als ich herausgefunden hatte, wie die Musikindustrie läuft, machte ich sogar den Vorschlag, daß wir die Band "Chicken Ranch", nach dem berühmten Bordell in Texas, nennen sollten, doch die anderen stimmten für MALIBU BARBI. Ich hatte nie beabsichtigt gehabt, daß es wirklich mal der Name für die Band werden sollte, aber letzten Endes machten wir uns dann doch einen Spaß daraus. Demzufolge ist Deine Vermutung bezüglich der Bedeutung des Bandnamens MALIBU BARBI völlig korrekt. Es gab von MATTEL übrigens wirklich eine "Malibu Barbie". Ich konnte damals nicht glauben, daß sie eine Puppe mit eigenen Markennamen einführten, nur weil sie sonnengebräunt war! Na ja, wir waren nicht braungebrannt. Sie fuhr eine pinkfarbene Corvette, wir fuhren Datsun 280Z-Schleudern. Wir waren Metal, sie war wohl, äh..., vermutlich ein Speedball-Junkie, der immer noch Discomusik hört. [lacht schallend]

MALIBU BARBI-Bandphoto

Leather, 1989 hast Du Dein Soloalbum »Shock Waves« veröffentlicht. Warum kam es dazu, denn Du warst eigentlich nie ein großer Songschreiber, so daß Du auf »Shock Waves« auch nur etwa die Hälfte der Texte geschrieben hast, während die andere Hälfte der Texte sowie die komplette Musik von anderen Musikern stammten. Zudem klang »Shock Waves« nicht so deutlich anders als die CHASTAIN-Platten!

Leather: Es war einfach eine Möglichkeit, die sich auftat, so daß ich sie genutzt habe. Zu dieser Zeit traf mein musikalischer Geschmack genau das, was wir auch mit CHASTAIN machten, so daß meine Soloplatte auch in diese Richtung ging. Es war allerdings super, daß ich das Sagen hatte und alles so arrangieren konnte, wie ich es mir vorstellte.

Für einen der Songs von Deinem Soloalbum hat Pat O'Brien, der heutige CANNIBAL CORPSE-Gitarrist, die Musik beigesteuert. Wie konnte das funktionieren? War er damals noch nicht ganz so kannibalisch drauf?

Leather: Ja, das war vor seiner Zeit bei CANNIBAL CORPSE. Er kannte David Chastain, und hatte sogar eine Tour mit uns bestritten. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob es die Tour zu »Ruler Of The Wasteland« oder zu »The 7th Of Never« war. Er gehörte also gewissermaßen ohnehin zur Familie.

Außerdem hat Mark Shelton von MANILLA ROAD den Titelsong zu »Shock Waves« verfaßt. Eine ebenfalls ungewöhnliche Kombination!

Leather: Auch hier lief es über David, der Mark kannte. Daher legte Mark mir den Song vor. Glaub' mir, sein Original klang völlig anders als das Resultat auf »Shock Waves«.

Was war der Grund für das Ende Deiner Mitarbeit bei CHASTAIN, und warum bist Du dann einfach im wahrsten Sinne sang- und klanglos verschwunden?

Leather: Diese Frage wird oft gestellt, und es gibt viele verschiedene Antworten. Ein Mentor sagte mir mal, daß ich finden würde, wonach ich suche, während ich aufwachse. Daher ging ich weg, ohne daß mir bewußt wurde, wieviel Zeit verging. Aber ich fand ein neues Gespür für Inspiration. Deswegen gibt es nun SLEDGE LEATHER!

Und was hast Du in den letzten..., ähm..., 20 Jahren so getrieben? Hast Du es mit Al Bundy gehalten und bist "married with children"?

Leather: Oh, ich habe verdammt viele Dinge gemacht. Aber Hochzeit? Kinder? Nein!

Warum hast Du Dich nach einer derart langen Zeit entschlossen, wieder Musik zu machen? Du hattest seinerzeit erwähnt, daß es mit dem Tod von Ronnie James Dio zusammenhing.

Leather: Ja, Ronnies Tod war der ausschlaggebende Moment, denn ich fühlte eine einzigartige Verbindung zu ihm. Ich liebe und vermisse Ronnie wie es jedermann auf der Welt tut.

MALIBU BARBI-Singleshot: Sandy Sledge

War es schwierig, wieder in Gang zu kommen? Hattest Du Probleme, die CHASTAIN-Songs zu singen, denn Deine Parts dürften die Stimmbänder von Normalsterblichen vor nahezu unüberwindliche Probleme stellen.

Leather: Sledge und ich haben uns gemeinsam mit kleinen Schritten vorwärtsbewegt. Ich habe zugleich anfangen, wieder zu trainieren - sowohl körperlich als auch gesangstechnisch. Ich bin in dieser Hinsicht gesegnet. Man spricht da vom "Muskulaturgedächtnis". Einmal eine Metalsängerin, immer eine Metalsängerin.

Sandy scheint dagegen in musikalischer Hinsicht immer aktiv geblieben zu sein. Was waren Deine wichtigsten Stationen neben MALIBU BARBI und WARBRIDE?

Sledge: Zu erlernen, wie man einen MICROSOFT-PC immer und immer wieder repariert. [lacht] Ich habe einfach jene Kenntnisse eingesetzt, die ich damals an der Musikhochschule gelernt habe, indem ich als Sessionmusiker gearbeitet oder Musikproduktionen für meine Radiowerbefirma FUNNY FARM RADIO gemacht habe. Ich habe in einigen Musicals mitgewirkt und zudem mit dem Singer/Songwriter Gary Hempsey Stücke für unsere Band NEIGHBORHOOD WATCH geschrieben und aufgenommen. Ich habe meine eigene, Piano-orientierte und psychedelisch angehauchte Musik kreiert oder das Libretto sowie die Musik für mein Rockmusical "Silhouettes" entwickelt, bei dem ich dann auch Regie geführt habe. Außerdem habe ich mit Jo Rebel und Sylvia Massy Popsongs komponiert und aufgenommen. Schließlich und endlich habe ich mich darum gekümmert, meine Werbeagentur und Internetrundfunkfirma aufzubauen.

Kannst Du uns etwas mehr über die Geschichte von WARBRIDE erzählen? Soweit ich es verstanden habe, wurde die Band 1987 von Dir und Lori gegründet, was in etwa die gleiche Zeit ist, zu der die MALIBU BARBI-EP erschien. Hattest Du damals MALIBU BARBI verlassen?

Sledge: Ich zog 1987 nach Los Angeles, um an einer Musikhochschule zu studieren. Während dieses Jahres an der Schule bin ich oft nach San Francisco zurückgefahren. Das war die Zeit, als die Produktion der MALIBU BARBI-EP lief, aber wir traten nicht mehr live auf. Als ich 1988 meinen Abschluß machte, hatten sich MALIBU BARBI bereits in eine unmetallische Version gewandelt. Zu diesem Zeitpunkt bekam ich ein Tape von Lori, und ich hörte, wie wahnsinnig großartig sie spielte. Daher entschloß ich mich, mit ihr zusammen etwas in Los Angeles aufzuziehen, anstatt nach San Francisco zurückzugehen. Sie hatte ihre Band schon fast komplett, denn da waren schon Keyboarderin Velia, Bassistin Jana und Sängerin Nancy. Es gab genügend Gründe, die für Los Angeles sprachen, denn Leather war kein Mitglied von MALIBU BARBI, Sylvia war damals schon nach Los Angeles gezogen, und Debbie Wolf war verschwunden. Zudem war die Metalszene in San Francisco in einem jämmerlichen Zustand.

WARBRIDE-Bandphoto: Nancy Huff, Jana James, Velia Garay, Sandy Sledge, Lori Linstruth

In den Neunzigern gab es dann eine Version von WARBRIDE, in der Suzanne Hearts, deren richtiger Name Morovic lautete und die die ehemalige Sängerin der supercoolen New Yorker Band DEATHSLAYER war, und Samantha Taylor, die später zu PHANTOM BLUE ging, mitmischten. Damals warst Du aber nicht an Bord, oder? Warum bist Du später dennoch zu WARBRIDE zurückgekehrt, und warum gibt es von der Band nicht mehr Aufnahmen als diese drei Demos?

Sledge: Richtig, als Suzanne und Samantha bei WARBRIDE spielten, war ich nicht mit von der Partie gewesen. Ich liebte WARBRIDE, und wir spielten vor ausverkauften Häusern, aber es blieb nie Kohle hängen. Außerdem erhielten wir keinen Plattenvertrag oder sonstige Unterstützung. Im Zuge meiner Bemühungen, die Band irgendwo unterzubringen, versuchte ich, Lori dazu zu bewegen, daß wir auf eine Besetzung mit Jo Rebel am Baß und Leather als Sängerin umsteigen sollten - selbst wenn es nur für Studioaufnahmen gewesen wäre, da Leather immer noch mit CHASTAIN eingespannt war. Doch Lori wollte das nicht, so daß ich irgendwann meine Zielstrebigkeit einbüßte und wir uns trennten. Einige Monate später rief sie mich an und bat mich, das zweite Demo der Band einzuspielen, und ich freute mich, das tun zu können. Aber es stellte sich schnell heraus, daß sich nichts geändert hatte, denn es war die gleiche Band und das bedeutete, daß es auch keinen Deal gab. Lori ist eine absolute Perfektionistin, und das bedeutete zu dieser Zeit, daß eine richtige Veröffentlichung nur mit dem Geld eines Majorlabels möglich gewesen wäre. Es ist wirklich eine Schande, daß WARBRIDE das nicht geschafft haben.

Apropos: Wie war es später eigentlich möglich, WARBRIDE am Leben zu erhalten, nachdem Lori nach Euopa umgezogen war?

Sledge: Einfach Antwort: Internet! Aber ehrlich gesagt hat es doch nicht wirklich funktioniert. Als mein Vater starb habe ich mir von dem Geld, das er mir hinterließ, ein High-End-Schlagzeug von ROLAND gekauft. Wir dachten, es würde funktionieren, daß ich meine Drumparts auf die Spuren drauflegen würde, die Lori mir schickt. Doch es sollte nicht so klappen, wie wir es uns vorgestellt hatten, und es kamen weitere Probleme hinzu, so daß Lori irgendwann an dem Punkt war, daß sie nicht weitermachen wollte. Ich vermute mal, daß sie einfach eine Pause braucht. Sie ist eine großartige Gitarristin und Songschreiberin, und ich liebe es, mit ihr Musik zu machen. Sie war auch die erste, die ich angerufen hatte, als wir SLEDGE LEATHER ins Leben riefen.

Blöde Zwischenfrage: Wie heißt Euer Projekt denn nun eigentlich wirklich? Auf Facebook steht "THE SLEDGE\LEATHER PROJECT", in Eurem elektronischen Pressekit steht "SLEDGE LEATHER", aber man kann genauso die Varianten "SLEDGE|LEATHER", "SLEDGELEATHER" oder "SLEDGE/LEATHER PROJECT" erspähen. Das ist etwas verwirrend...

Sledge: SLEDGE LEATHER ist der offizielle Name. Die anderen Namen rühren von der Abkürzung "SLP" her, denn Leather fährt einen Camaro. Sie hat zwar keinen, der von der berühmten SLP-Tuningschmiede aufgemotzt wurde, aber wir dachten, das sei eine coole Querverbindung, so daß wir es quasi als Spitznamen für die Band genommen haben.

Was ist eigentlich mit der ersten Inkarnation der Band passiert, von der Ihr im Frühjahr 2011 ein Bild veröffentlicht hattet? Wer waren die anderen beiden Musiker, und warum sind sie nicht mehr dabei?

Sledge: Es waren Betze Stephens und Brat Bagh, von denen wir dachten, daß sie in die Band gehören. Sie spielten mit uns beim "Keep It True", aber wir beschlossen dann, daß diese Besetzung niemand von uns glücklich macht. Betze ist eine großartige Bassistin, aber sie mußte aus der Stadt wegziehen.

SLEDGE LEATHER-Bandphoto: Scott Warren, Sandy Sledge, Rick Lambert [Livemusiker], Leather Leone, Matthew Weisheit, Christopher Davidsson [Livemusiker]

Ihr habt mittlerweile einen neuen Gitarristen namens Matthias "Matthew" Weisheit, der aus Deutschland stammt. Wie kam es dazu?

Leather: Wir hielten über eine Musikhochschule eine internationale Audition ab. Matthias hat am besten abgeschnitten und den Job gekriegt.

Wie wirkt es sich auf die Bandarbeit aus, einen Gitarristen zu haben, der von der anderen Seite des Erdballs stammt?

Sledge: Er wohnt jetzt auf der anderen Seite des Hausflurs in meinem Haus. Metal! [lacht]

Matthias, kannst Du uns etwas über Deine ehemaligen Bands erzählen, die Du in Deinem Lebenslauf erwähnst: OSIRIS, die sich dann in MANDRAKE umbenannten, sowie HATRED.

Matthias: Die Band OSIRIS beziehungsweise MANDRAKE, die ich meine, war ein Projekt ebenfalls mit einer Metalsängerin, das in Kassel beheimatet war, und in Nachbarschaft von Bands wie TOXIN, VOLLRAUSCH und REAPER existierte. Zufälligerweise war die Musik stilistisch ähnlich wie jene von SLEDGE LEATHER: ziemlich straighter Heavy Metal mit ähnlich klassischen Einflüssen. Wobei SLEDGE LEATHER eine größere Bandbreite aufweist, mit Hard Rock- und Thrash-Einflüssen, Pianoballaden und epischen Hymnen - wie bald zu hören sein wird.
HATRED wurden im hessischen Winterscheid bei Schwalmstadt ins Leben gerufen mit dem großartigen und unvergessenen Andreas "Henner" Allendörfer, der bei diesem Projekt das Schlagzeug bediente. Er gründete später mit Axel Fischer, dem damaligen Gitarristen und Songwriter von SQUEALER, das Label AFM RECORDS. Andreas war später hauptsächlich Sänger von SQUEALER, war dann aber auch bei BORN WILD, bei denen ich ebenfalls Gitarre spielte. Bei HATRED war später auch Tobias Exxel von EDGUY mit von der Partie. Genauer gesagt ersetzte er mich an der Gitarre, als ich nach Los Angeles ging, um an der G.I.T.-Abteilung der Musikhochschule "Musicians Institute" in Hollywood zu studieren. HATRED war eine straighte Thrash-Band, mit der wir viel Spaß hatten, viel Apfelwein-Cola getrunken hatten und über die es viele Geschichten zu erzählen gibt; so nahm Andy mal eigenhändig den Gipsverband von seinem gebrochenen Bein ab, damit wir einen Gig nicht absagen mußten. Veröffentlicht wurden seinerzeit zwei meiner Songs, ›Torment Of Hell‹ und ›Shadows‹, auf dem legendären »Oma im Koma«-Sampler von ZUN RECORDS.

Du erwähnst im Zusammenhang mit OSIRIS beziehungsweise MANDRAKE auch Bands wie TOXIN, VOLLRAUSCH und REAPER. Heißt das, daß Musiker dieser Band auch bei OSIRIS/MANDRAKE mitmachten?

Matthias: Nein, zu meiner Zeit nicht. Wir probten im gleichen "Bunker" in Kassel und tauschten Verstärker und ähnliches untereinander. Die Szene damals war recht eng beieinander, und die Entfernung zwischen Kassel und Schwalmstadt ist bekanntlich nicht sehr groß. Somit trommelte Mike Kramer (Drummer von TOXIN und auch VOLLRAUSCH) zeitweise bei SQUEALER, und VOLLRAUSCH selbst waren seinerzeit bei AFM RECORDS unter Vertrag.

Wann existierten diese Bands etwa, oder wann wurden sie gegründet?

Matthias: Beide Bands existierten ab Ende der Achtziger und ich war bis 1993 an Bord, als ich in die USA ging. OSIRIS/MANDRAKE löste sich meines Wissens später, etwa Mitte der Neunziger, auf, was auch auf HATRED zutrifft, die noch weitere lobenswerte Konzerte spielten und auch sehr gute Kritiken erlangten. Andy spielte mit dem Gedanken, HATRED bei AFM unter Vertrag zu nehmen, da die Band und die schnörkellose Musik viel positives Feedback bekam.

Was gibt es sonst noch über Deinen musikalischen Werdegang zu sagen?

Matthias: Zu erwähnen wäre noch meine Mitarbeit als Gitarrist, Bassist und Songwriter bei dem Projekt SYRIA, das irgendwo zwischen Wave, Gothic Metal, Electro und Psychedelic einzuordnen war. Wir hatten zwei CD-Veröffentlichungen »A Gift From Culture« und die »Voodoo Highway«-EP, die beide 1996 erscheinen, und spielten eine Tour Mitte der 90er Jahre. Weiteres Songmaterial von mir, welches sich stilistisch im Industrial Metal-Bereich bewegt, wurde später auf der 4-CD-Box-Compilation »Not A Nice Party. A Collection« von 2008 veröffentlicht, inklusive der Neukomposition ›A. Lincoln. Simulacrum‹, weiterhin auf »Yesterday With Logical Visitors. Best Of 1993-2000«, die 2009 erschien, sowie auf dem Re-Release als Doppel-CD von »A Gift From Culture. Expanded & Re-Mastered« von 2010.
Ansonsten hatte ich in Deutschland ein weiteres eigenes Projekt namens GASOLINE, mit dem ich Hard-Country-Rock machte.

Danke für die Auskunft, Matthias. Zurück zu Euch, Mädels! Habt Ihr eigentlich schon einen neuen Bassisten gefunden?

Leather: Ja, sogar mehrere, aber einer hat uns am meisten inspiriert, und wenn Ihr herausfinden werdet, um wen es sich handelt, dann werdet Ihr begeistert sein!

Leather Leone & Ronnie James Dio 1990

Ach, komm' schon! Laß' uns nicht so zappeln!

Leather: Okay, die großartige Neuigkeit lautet also, daß der großartige Jimmy Bain, der ehemals Mitglied bei DIO oder RAINBOW war, den Baß auf unserer neuen CD »Imagine Me Alive« einspielen wird. Wir planen, daß er auch bei Livekonzerten sowie unseren zukünftigen Platten an Bord sein wird. Das war einer meiner Träume seit langer, langer Zeit, und ich danke dem Geist und der Magie von Dio, daß er uns zusammengebracht hat! Ich habe Jimmy immer und immer wieder zufällig an den verschiedensten Orten getroffen, nachdem Ronnie gestorben war. Irgendwann habe ich mir dann ein Herz genommen und ihn gefragt, ob er nicht auf unserer CD spielen möchte. Unser Keyboarder Scott Warren, der ebenfalls bei DIO oder auch HEAVEN & HELL gespielt hat, kam auf die gleiche zufällige Art zu uns. Das liegt alles nur an Dios magischer Kraft, und wir sind wahrlich überdankbar, sie in der Band zu haben. Es ist eine Gnade, die uns widerfährt!

Leather, Du hast erwähnt, daß Eure ersten Aufnahmen demnächst abgeschlossen sind. Was können wir in stilistischer Hinsicht erwarten?

Leather: Angesichts der unzähligen Stilbeschreibungen und Schubladen, die es heute gibt, ist es schwer zu sagen, was für uns passen würde. Ihr werdet all die Elemente finden, die wir lieben - neue und alte. Es ist Metal!

Wie sehen Eure Pläne und Ziele für das Projekt aus?

Sledge: Welt, wir kommen! Wir wollen touren, touren, touren! Wir haben die nächsten beiden Alben schon komplett durchgeplant, und das Drehbuch für RUDE GIRL liegt auch in der Schublade.

Habt Ihr eigentlich schon mal über eine Setlist für Liveshows nachgedacht? Welche CHASTAIN-Songs werdet Ihr spielen?

Sledge: Wir planen momentan auf eine 50-minütige Show hin, die hauptsächlich die MALIBU BARBI- und CHASTAIN-Songs enthält, die wir auch beim "Keep It True" gespielt hatten, unter denen sich ›Ruler Of The Wasteland‹, ›For Those Who Dare‹, ›Angel Of Mercy‹, ›Voice Of The Cult‹ oder ›When The Lightning Strikes‹ von MALIBU BARBI befanden. Hinzu kommt unsere neue EP, die ein Konzeptwerk ist, so daß wir sie am Stück spielen werden. Wir haben einige Überraschungen in Bezug auf Musiker auf der EP und bei der Liveshow in der Hinterhand. Ihr werdet sie bestimmt erkennen, und Ihr werdet nicht enttäuscht sein. Wir haben viel zu lange warten müssen, und jetzt geht es endlich los!

Lassen wir uns also überraschen, wie die Voice Of The Cult mit ihrer neuen Combo klingen wird!

http://www.sledgeleather.com/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

Photos: Jim Schumacher [offizielles RUDE GIRLS-Promophoto], Alex Solca [Leather + Ronnie James Dio], Rest: Privatarchive der beiden Musikerinnen

SLEDGE LEATHER im Überblick:
SLEDGE LEATHER – Heavy 140-Interview (aus dem Jahr 2012)
SLEDGE LEATHER – Online Empire 52-Interview (aus dem Jahr 2012)
unter dem ehemaligen Bandnamen THE SLEDGE\LEATHER PROJECT:
THE SLEDGE\LEATHER PROJECT – News vom 01.01.2011
THE SLEDGE\LEATHER PROJECT – News vom 18.03.2011
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