HEATHEN
HIGH HEELER
FLESH STORM (A)
Wien, Viper Room
11.05.2010
Ganze 19 Jahre lang hat es gedauert, ehe man sich auch in Österreich erneut über ein Konzert der Bay Area-Institution HEATHEN freuen konnte, und von daher war auch mit dementsprechend regem Publikumsinteresse zu rechnen. Ein weiterer Grund dafür war selbstredend auch, daß die Herrschaften zu Beginn dieses Jahres mit »The Evolution Of Chaos« ein überaus formidables neues Album veröffentlichten, das logischerweise auch das Motto dieser Tournee darstellte.
Daß die Zuschauer jedoch an diesem Abend jede Menge Glück haben sollten, um überhaupt in den Genuß des Konzertes zu kommen, muß gleich zu Beginn angemerkt werden. Nahezu zeitgleich mit meiner Wenigkeit traf ein Bus mit rumänischem Kennzeichen vor dem "Viper Room" ein und diese entpuppte sich als verdammt spät, aber zum Glück über noch eingetrudeltes Bandgefährt, das kurzfristig ausgeliehen werden mußte. Der Tourtross war nämlich bei der Anreise aus Rumänien in einen Unfall verwickelt und hatte erhebliche Schwierigkeiten, in kurzer Zeit ein Ersatzgerät aufzutreiben. Als ob das nicht schon kompliziert genug gewesen wäre, wurde der Band im Trubel der Ereignisse auch noch ein Teil des Equipments geklaut, weshalb sich im Leihfahrzeug nebst Band und den wenigen Begleitern lediglich die Instrumenten befanden.
Das Konzert selbst beginnt aber dennoch nahezu pünktlich, und es ist an den Burschen von FLESH STORM, die Bühne einnehmen, um die Zuseher zu erfreuen. Pech für die Band, daß in jenen Minuten weniger ihre Musik schlicht und ergreifend ist, als daß man sich große Sorgen macht, ob denn der Headliner hier und heute gastieren kann. Den wenigen Anwesenden scheint es jedoch gefallen zu haben, weshalb FLESH STORM für ihren in Richtung Death Metal tendierenden, harschen Thrash Metal von Augenzeugen nach dem Konzert mit den Worten "Das war Euer bisher bestes Konzert!" geherzt werden.
Einige Zeit später legen dann HIGH HEELER los, um unter Beweis zu stellen, daß auch die österreichische Szene ihren Beitrag zur momentan grassierenden "80s-Retro Metal"-Welle liefern kann. Doch wer glaubt, das Quartett hätte sich erst vor kurzer Zeit zusammengefunden, um eben jene Sounds zum besten zu geben, irrt gewaltig, denn der Vierer, der sich mit den herrlichen Pseudonyme "Poison Poser", "C.C. Stiletto", "Andee Overtone" und "Dynamike" schmückt, existiert schon seit gut zehn Jahren. Ihrem Bandmotto getreu gibt es selbstredend keinerlei Keyboards oder Samples zu vernehmen, sondern schlicht und ergreifend Heavy Metal im Sinne der alten Schule. Wirklich imposant ist das eigene Material der Burschen zwar leider nicht, aber immerhin können die Jungs Sympathiepunkte mit einer soliden Vorstellung sammeln.
Danach gilt es eine längere Umbaupause samt Soundcheck zu überbrücken, doch das ist kein Problem, schließlich sind jede Menge bekannte Gesichter und "Veteranen" anwesend, so daß bei Smalltalk die Zeit ohnehin schneller vergeht als erwartet. Und als nach einem kurzen Intro vom Band dann die Herren Darren Minter (Schlagzeug), Jon Torres (Baß), Kragen Lum (Gitarre), Lee Altus (ebenso) und David White (Gesang) die Bühne betreten, um mit ›Dying Season‹, dem Opener ihres aktuellen Silberlings, loszulegen, ist ohnehin alles in Butter. Mehr noch, die Herrschaften entfachen von Anfang an ein wahres Feuerwerk im "Viper Room" und bringen den Club schon mit dem Opener zum Beben. Bewegungsfreude und gute Stimmung ist nicht nur vor der Bühne angesagt, sondern auch auf den Brettern, weshalb sich der Club binnen wenigen Minuten in eine Sauna verwandelt. Besagter Opener geht nahtlos in ›Control By Chaos‹ über, ehe David danach zum ersten Mal mit dem Publikum kommuniziert. Es folgt das nicht minder imposante ›Fade Away‹, bevor danach zum ersten Mal der glorreichen Historie in Form von ›Opiate Of the Masses‹ (vom 1991er Meisterstück »Victims Of Deception«) Tribut gezollt wird. Die Band genießt es, nicht nur ihre aktuellen Tracks darzubieten, sondern erweist sich auch bei sämtlichen Klassikern als überaus agil und motiviert.
Immer wieder ein besonderer Genuß ist die Mimik von Lee Altus, der ganz offensichtlich mit seinem Instrument fusioniert ist und selbst bei den technisch anspruchsvollen Passagen, derer es im Laufe des Gigs etliche zu vernehmen gibt, mit jeder Faser seines Körpers förmlich mitlebt. Mit ›Goblin's Blade‹ kommt danach zum ersten Mal auch das legendäre 1987er Debut »Breaking The Silence« zu Ehren, ehe es mit ›Mercy Is No Virtue‹ erneut einen Track von »Victims Of Deception« zu hören gibt. Mit dem Longtrack ›No Stone Unturned‹ sind HEATHEN danach erneut in der Gegenwart angelangt, wobei die Nummer live noch intensiver zur Geltung kommt als auf Konserve. Zum Abschluß des regulären Sets wird dann abermals ein Doppelpack dargeboten, wobei man dabei aktuelles und klassisches Material kombiniert. So geht ›Bloodkult‹ in ›Death By Hanging‹ vom Debut über, wobei letzteres frenetisch abgefeiert wird, ehe sich HEATHEN schweißgebadet von einem nicht minder triefendnassen Publikum verabschieden.
Doch dieses hat (ebenso wie auch die Band) noch lange nicht genug und bekommt in Form der, meiner Meinung nach ultimativen Hitsingle von »The Evolution Of Chaos« namens ›Arrows Of Agony‹ den Gnadenstoß verabreicht. Durch die doch schon "etwas" spätere Stunde verkrümelt sich meine Wenigkeit danach rundum zufrieden in Richtung Heimat, wodurch mir leider das "Finale Grande" entgeht.
HEATHEN holen dafür etliche Fans auf die Bühne, um zusammen mit diesen ›Hypnotized‹ zu zelebrieren. Augenzeugenberichten zur Folge überläßt David das Mikro einem Fans der Textsicherheit bewiesen kann, wie auch Lee plötzlich einem jungen Mann seine Klampfe umschnallt und geschätzte 20 Personen die Bühne im "Viper Room" in ein Tollhaus verwandeln.
Aber nicht genug, daß HEATHEN ohnehin vollends überzeugt haben, aufgrund der eingangs erwähnten Umstände muß man diesen Amis auch noch gesondertes Lob dafür aussprechen, unter diesen Voraussetzungen überhaupt aufgetreten zu sein! Deshalb ein herzliches Danke an die Jungs, einer Wiederholung sind wir jederzeit bereit erneut beizuwohnen!
Photos: Walter Scheurer
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© 1989-2024 Underground Empire |
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