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Dave Meniketti ist einer der kreativsten Musiker, die die Metalszene in den letzten drei Jahrzehnten gesehen hat: Er ist mit einer außergewöhnlichen Stimme gesegnet und eine Gitarre in den Händen von Dave Meniketti klingt unverwechselbar, so daß er mit seiner Band Y&T erstaunliche Alben zauberte. Sein neues Soloalbum ist sehr viel blueslastiger ausgefallen, enthält aber auch hardrockiges Material. So ist ›I Remember‹ beispielsweise ein grandioser Song, der zugleich ins Ohr und unter die Haut geht.

Der Song ist meiner Mutter gewidmet. Sie ist vor einigen Wochen an Krebs gestorben und mußte einen langen Leidensweg gehen. Das war für unsere gesamte Familie eine sehr harte Zeit und ich habe das in diesem Song verarbeitet. Ich wollte einfach in Worte fassen, was sie mir bedeutet hat. Der Text kann prinzipiell für jede Person stehen, zu der man eine intensive Beziehung hatte, aber für mich persönlich handelt ›I Remember‹ von meiner Mutter.
Nach dem Tod meiner Mutter bin ich zusammen mit meiner Familie nach Italien gefahren, woher meine Familie abstammt. Meine Großeltern siedelten von Italien nach Amerika über und meine Mutter wollte immer das Heimatland ihrer Eltern sehen, aber hat es letztendlich nicht mehr geschafft. Daher habe ich zu meinem Vater gesagt, wir müssen dieses Vorhaben endlich in die Tat umsetzen so lange er noch gesund ist, so daß zumindest er sein Ursprungsland persönlich kennenlernen würde. Es war eine sehr interessante Reise und im Heimatort meiner Großeltern haben wir viele andere Menikettis getroffen. Es ist zwar nicht sicher, ob wir wirklich alle blutsverwandt miteinander waren, aber das war nur zweitrangig.

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Man kann Dich mit Fug und Recht als ein Unikat in der Metalszene bezeichnen. Sowohl Dein Gitarrenspiel als auch Deinen Gesang kann man problemlos unter Tausenden heraushören. Hattest Du jemals Gesangsunterricht?

Ich muß ehrlich sagen, daß ich mir nach und nach alles selbst angeeignet habe. Ich hatte lediglich ganz zu Anfang ein paar Stunden, in denen ich die wichtigsten technischen Dinge lernte, und vor allem erklärt bekam, wie ich mit meiner Stimme umgehen muß, um sie nicht kaputtzumachen. Ich glaube allerdings, daß ich mit einer sehr robusten Stimme gesegnet bin. Je älter ich werde, desto kräftiger wird meine Stimme nämlich, so daß mich die Stimmprobleme, die viele andere Rocksänger mit zunehmendem Alter hatten, zum Glück verschont haben.

Ist Dein urtümlicher Gitarrensound auf ein spezielles Equipment zurückzuführen?

Absolut nicht! Ich habe nur eine Handvoll Gitarren, spiele seit Jahren über den gleichen MARSHALL-Turm und benutze fast keine Effektgeräte. Mein Sound rührt einzig und allein von meiner Art her, wie ich meine Gitarre spiele. Neulich kam ein Fan zu mir und sagte mir völlig zerknirscht, daß er die gleiche Gitarre, die gleichen Saiten, den gleichen Amp und die gleichen Effekte benutzen würde und es trotzdem ganz anders klingen würde wie bei mir. Ich erklärte ihm, daß beim Gitarrespielen das wichtigste die eigene Persönlichkeit ist, die man mit Hilfe seines Instruments zum Ausdruck bringt. Daher wird ein und die selbe Gitarre immer anders klingen, wenn sie von einer anderen Person gespielt wird. Daher ermutigte ich ihn dazu, seine eigene Identität auf der Gitarre zu entwickeln.

Viele herausragende Gitarristen haben irgendwann ein "Varney-Album" gemacht, auf dem sie ihr technisches Können aufblitzen ließen. Von Dave Meniketti haben wir so etwas noch nicht serviert bekommen.

Weil so etwas mich nicht interessiert. Es war für mich nie ein Ziel, so viele Noten wie nur denkbar innerhalb einer möglichst kurzen Zeit zu spielen. Für mich ist es nur wichtig, meine Gefühle auf der Gitarre auszudrücken und dazu muß ich keine technischen Zirkusstückchen aufführen.

Daher ist Dein letztes Soloalbum »On The Blue Side« von 1998 auch ein reinrassiges Bluesalbum geworden. Was fasziniert Gitarristen eigentlich so sehr am Blues?

Es ist die Sprache auf der Gitarre, mit der man am besten sein Innerstes nach außen kehren kann, und die nie ihre Gültigkeit verliert. Wenn ich heute Bluesgitarristen aus den Fünfzigern höre, fährt es mir immer noch bis ins Mark, ganz gleich ob die Aufnahmen schon 50 Jahre alt sind.

Dennoch sind auf Deinem neuen Album neben klassischen Bluesnummern einige Songs dabei, die auch auf einem Y&T-Album hätten stehen können.

Das ist genau die Mischung, die mir momentan behagt. Ich liebe es, Bluesstücke zu komponieren und zu spielen. Dennoch hatte ich das Bedürfnis, keine reine Bluesplatte zu machen, sondern auch einige Lieder zu schreiben, die die typischen Y&T-Trademarks haben.

Einer dieser Songs ist der Opener ›Messin' With Mr. Big‹. Soll der Titel ein kleiner Seitenhieb auf die gleichnamige Band sein?

Nein, absolut nicht. Es geht in dem Text um die Machenschaften der Mächtigen dieser Welt und was passieren kann, wenn man sich mit ihnen einläßt. Trotzdem hat der Song einen gewissen Bezug zu der Band MR. BIG, weil der Engineer, mit dem ich für meine neue Platten zusammengearbeitet habe, schon verschiedene Sachen mit MR. BIG aufgenommen hat. Mein Song sollte zunächst einfach nur ›Mr. Big‹ heißen, doch er bat mich schelmenhaft, ich solle ihn doch bitte in ›Messin' With Mr. Big‹ umbenennen. Diesen Gefallen habe ich ihm natürlich gern getan.

Beim Großteil der Texte handelt es sich hingegen um Liebestexte. Werden solche Standardthemen nicht mal zu ausgelutscht?

Ich würde nicht sagen, daß es Liebestexte sind, sondern daß sie sich generell um Beziehungen handeln. Und wenn Du genau überlegst, wirst Du feststellen, daß es das Thema ist, um das sich nahezu das ganze Leben dreht - egal ob es die Beziehung zu einer Geliebten, Freundin oder Ehefrau, einem anderen Familienmitglied, einem Freund, zu einem Vorgesetzten oder einem Haustier ist. Solche Dinge werden Dich Dein ganzes Leben lang beschäftigen. Ich möchte, daß sich meine Hörer möglichst leicht mit meinen Texten identifizieren können, so daß ich gerne solch ein universelles Thema wähle.

Gestatte uns bitte einen Sprung zurück in die Vergangenheit. Wie seid Ihr damals auf den Namen YESTERDAY AND TODAY gekommen?

Die Idee stammte von unserem Drummer Leonard Haze. Wir waren damals schon seit einiger Zeit zusammen und brauchten schnell einen Bandnamen, weil Liveauftritte anstanden und wir uns bei Plattenfirmen bewerben wollten. Daher schlug Leonard vor, wir sollten uns YESTERDAY AND TODAY nennen, weil er kurz zuvor das BEATLES-Album mit diesem Titel gehört hatte. Tja - und schon war es passiert...

Und warum wurde der Name nach den ersten beiden Alben (»Yesterday And Today«, 1976 und »Struck Down«, 1978) zu Y&T verkürzt?

Es waren ein paar Jahre seit diesen Platten ins Land gezogen und wir hatten uns musikalisch gewandelt, so daß wir das Gefühl hatten, eine Umbenennung durchaus angebracht sei. Außerdem war unsere neue Plattenfirma A&M RECORDS mit dem Namen YESTERDAY AND TODAY nicht sonderlich glücklich, weil er marketingtechnisch nicht sehr gut war. Uns war aber bewußt, daß wir schon einen gewissen Bekanntheitsgrad hatten, so daß wir keinen vollkommen neuen Namen wollten. Bei unseren Fans war es schon längst üblich, daß sie als Zugaberufe immer "Y and T" brüllten. Also war die Entscheidung bezüglich des neuen Bandnamens nicht schwer zu treffen.

Als ich Y&T Mitte der Achtziger kennenlernte, war oft zu lesen, daß Y&T der ewige Supportact seien. Hat Dich ein solches Statement geärgert?

Das ist bestimmt nur die Meinung einzelner Journalisten gewesen. Ich kann mich nicht entsinnen, das jemals gelesen zu haben. Wir haben sehr wohl Headlinertourneen bestritten; es gab mehrere in den USA, in Japan und sogar eine in England. Ich kann allerdings verstehen, wenn in Europa dieses Bild aufgekommen ist, weil wir bei Euch nur als Opener für AC/DC und Ozzy Osbourne getourt haben und darüber hinaus lediglich eine Handvoll Headlinershows spielen konnten. Ich bedauere es heute noch sehr, daß wir nach 1983 nicht mehr nach Europa gekommen sind, aber irgendwie sollte es einfach nicht mehr klappen. Entweder bot sich keine passende Gelegenheit oder aber es gab Zoff diesbezüglich innerhalb der Band. Es gab nämlich Musiker, die nicht so sonderlich erpicht darauf waren, auf Tour zu gehen und schon gar nicht in Übersee. Außerdem vertraten einige die Meinung, wir sollten doch erst mal zusehen, daß wir vor unserer eigenen Haustür, in Amerika, Erfolg haben, bevor wir uns um andere Kontinente kümmern. Das war letztendlich auch einer der Gründe dafür, daß es bei Y&T irgendwann Besetzungswechsel gab.

Ich denke, diese Aussage bezog sich auch darauf, daß Y&T der ganz große Durchbruch stets verwehrt geblieben war.

Ich muß Dir ehrlich sagen, daß für mich Erfolg nicht bedeutet, Millionen von Platten zu verkaufen. Wieviele Bands gab es, die ein Album auf den Markt brachten, davon Unmengen verkauften und genau so schnell wieder in der Versenkung verschwanden. Wir konnten uns über Jahre hinweg eine treue Anhängerschaft erspielen und konnten einige Hunderttausend Scheiben verkaufen, wenn Du alle Y&T-Platten zusammenrechnest. Deswegen kann ich heute immer noch Musik machen und Y&T sind nachwievor begehrt, so daß wir jetzt wieder auf Tour gehen können. Ich kann nur sagen, daß ich alle Träume, die ich als Musiker hatte, mit Y&T erreicht hatte.

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Die Geschichte der Band wurde sehr durch stilistische Veränderungen geprägt. Nach den ersten beiden Alben, die weitgehend normalen Rock enthielten, hat sich die Band von »Earthshaker« (1981) bis »In Rock We Trust« (1984) dem Heavy Metal bis Heavy Rock zugewandt. Ab Mitte der Achtziger wurden Y&T immer kommerzieller. Wie siehst Du diese Wandlungen von heute aus betrachtet?

Als sich das damals ereignete, bemerkte ich es nur teilweise. Heute ist mir alles sehr viel klarer. Als wir die ersten beiden Platten einspielten, waren wir im Grunde Kids, die wild drauflosjammten. Im Studio gab uns niemand eine Richtung vor, sondern man stellte einfach Mikros auf und schaltete die Bandmaschinen an. Die Veränderung zu »Earthshaker« rührte vor allem daher, daß wir uns als Band besser aufeinander eingeschossen hatten. Wir hatten in den Anfangstagen nur Einzelshows gespielt und jetzt konnten wir mehrfach auf Tour gehen. Der Stilwandel Mitte der Achtziger hatte zwei Gründe: Zum einen veränderte sich der generelle Geschmack des Publikums und zum anderen veränderte sich unser Songwriting, weil wir als Komponisten sicherer wurden und uns bewußt wurde, wie wichtig einprägsame Hooks und Melodien sind. Natürlich werde ich nicht verschweigen, daß diese Entwicklung von unserer Plattenfirma mit Wohlwollen betrachtet wurde, denn jede Firma wollte damals Material, das radiotauglich war, um so die Umsätze anzukurbeln.

In Amerika mag das funktioniert haben, aber in Europa habt Ihr dadurch immer mehr Fans verloren.

Das kann ich nur schwer beurteilen, aber ich habe auch schon von vielen Fans gehört, daß sie gerade die eingängigen Songs am meisten mochten und sie deswegen heute immer noch Y&T-Alben hören. Ich kann allerdings jedem Y&T-Fan versprechen, daß wir in unserem Proberaum nie bewußt versucht haben, Hitsingles zu schreiben. Aber andererseits waren wir natürlich auch nicht immun gegen all diese Einflüsse von außen, die die Plattenfirma oder der Zeitgeist an uns herantrugen.

»Black Tiger« ('82), »Mean Streak« ('83) sowie »In Rock We Trust« ('84) hatten Cover die stilistisch sehr ähnlich waren. Warum seid Ihr für drei Alben dem gleichen Künstler treu geblieben?

Unsere Plattenfirma machte uns den Vorschlag, John Taylor Dismukes für das Coverdesign zu verpflichten. Sie schickten uns Rohentwürfe von ihm nach England, wo wir die Platte aufnahmen, und wir waren völlig von den Socken. Sein Stil gefiel uns so gut, daß wir ihn auch für die beiden nachfolgenden Cover engagierten.

Und wer hat das geniale »Ten«-Cover von der Vinylplatte photographiert?

Die Idee stammte erneut von der Plattenfirma. Sie schlugen uns das Konzept vor, ein unbekleidetes Mädchen von hinten zu photographieren und heuerten einen Photographen an, der die Idee umsetzte.

Leider hat es dieses geniale Photo nicht auf die CD geschafft. Zwar gab es ein Foldoutcover, das aber ein anderes Bild zeigte, das nicht mal ansatzweise die gleiche Wirkung hatte. Bestand zwischen Cover und Titel auch jene Verbindung, die man aus dem berühmten Film "10 - Die Traumfrau" ableiten kann: daß man einer perfekten Frau die Note 10 gibt?

Nein, diese Interpretation ist zwar durchaus naheliegend, aber der Titel rührte allein daher, daß es unser zehntes Album war.

Ihr habt während dieser Zeit mit einer Menge berühmter Produzenten gearbeitet. Es war fast ein "who is who" der Produzenten der damaligen Zeit: Max Norman, Chris Tsangarides, Tom Allom und Kevin Beamish. Mit wem hast Du am liebsten gearbeitet und von wem konntest Du am meisten für Deine heutige Tätigkeit als Produzent lernen?

Sie hatten sehr unterschiedliche Arbeitsweisen. Max Norman, der »Black Tiger« produziert hat, war wie ein Tyrann, der dir ständig zugesetzt hat und dich zu immer mehr Leistung angestachelt hat. Ich glaube, das war damals nicht schlecht für uns, daß uns jemand die Sporen gab, denn Y&T waren damals zu nachlässig und schlampig. Andererseits war es nicht sehr inspirierend und man konnte sich nicht einfach mal gehen lassen. Chris Tsangarides und Tom Allom, mit denen wir »Mean Streak« beziehungsweise »In Rock We Trust« gemacht haben, waren völlig anders: Sie ließen den Dingen einfach ihren Lauf und wollten sehen, was aus uns herauskam. Das war ein sehr kreatives Arbeiten, denn man kann sich einfach nicht treiben lassen und seinen Inspirationen folgen, wenn man genau weiß, daß da einer hinter einem steht, der einen zur Minna macht, wenn einem dabei ein kleiner Fehler unterläuft. Auf lange Sicht gesehen war allerdings die Zusammenarbeit mit Kevin Beamish am wichtigsten für mich. Wenn ich analysiere, wie ich mein eigenes Material produziere, merke ich, daß ich viel bei Kevin gelernt habe. Er hatte ein unübertroffenes Gespür für kleine, aber enorm wichtige Details. Er konnte Dir hervorragend erklären, warum man hier ein wenig die Harmonien ändern sollte, warum da der Beat ein wenig angezogen werden oder warum dort ein Part minimal gekürzt werden mußte. Das ist genau das, was ein Produzent machen sollte: Kleinigkeiten ausbessern und Unebenheiten im Arrangement ausbügeln. Es sollte aber nicht so abgehen wie bei "Mutt" Lange, der alle Songs komplett zerpflückt und nach eigenen Vorstellungen wiederzusammensetzt, so daß anschließend alles gleich klingt. Er hat es sogar geschafft, daß die Platte seiner Frau Shania Twain wie DEF LEPPARD klingt. Wenn Du also einen Produzenten willst, der Deine Songs komplett neu schreibt und sie anschließend selbst einspielt, dann solltest Du zu "Mutt" Lange gehen, nicht jedoch wenn Du ein eigenständiger Künstler sein willst. Ein Produzent sollte einen gesunden Abstand bewahren, die Musiker animieren und dort eingreifen, wo es nötig ist.

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Warum hast Du Dich eigentlich nicht einer großen Band angeschlossen, mit der Du vielleicht schneller zu Erfolg und Ruhm hättest gelangen können?

Es war für mich immer wichtig, meinem Schicksal zu folgen. Und mein Schicksal hieß zwei Jahrzehnt lang Y&T. Ich hatte zwar einige Angebote, aber ich lehnte sie alle ab. Ozzy beispielsweise hatte mich gebeten, bei ihm einzusteigen oder ich hatte das Angebot, bei WHITESNAKE vorzuspielen. Auch nach der Auflösung von Y&T gab es ähnliche Offerten, die ich jedoch ebenso ablehnte, weil ich einfach mich stärker persönlich ausdrücken wollte. Das wäre jedoch nie möglich gewesen, wenn ich mich in einer großen Band hätte unterordnen müssen. Ich wollte nie ein Backgroundmusiker sein, sondern es war immer maßgeblich, daß ich zugleich singen und gitarrenspielen konnte.

Ich habe gehört, daß Du nach dem Split von Y&T Musik für Werbespots produziert hast. Ist das korrekt?

Nicht ganz. Unser Gitarrist Stef Burns, der »Ten« mit uns einspielte, erledigte viele Studiojobs nebenher. So spielte er beispielsweise viele Jingles für Radio- und Fernsehwerbespots ein. Er empfahl mich einem der Produzenten, bei dem ich mich vorstellte und der mich anheuerte. Daher habe ich über Jahre hinweg gelegentlich zu solchen Spots den Gesang beigesteuert. Es war einfach verdientes Geld und ich war geschockt, wieviel ich damit verdiente. Es war fast so, daß ich fünf Minuten sang und dafür mehr Kohle bekommen habe, als ich über Jahre hinweg mit Y&T verdient hatte.

Hat Dich diese Erfahrung nicht frustriert?

Eigentlich nicht, denn das waren Gelegenheitsjobs. Es hat mich ein paar Mal im Jahr zwei oder drei Stunden gekostet und das hat es mir ermöglicht, weiterhin meinen Lebensunterhalt mit der Musik zu bestreiten.

Und womit hast Du Deine Zeit totgeschlagen, wenn Du nicht arbeiten mußtest?

Meine Frau und ich gehen sehr gerne wandern. Außerdem fasziniert mich Astronomie: Wir beobachten oft mit unseren Teleskopen den Himmel. Es gibt zweimal im Jahr sehr rege Meteortätigkeit; zu diesem Termin laden wir immer unsere Freunde ein und wir suchen einen Ort abseits der Städte, an denen der Himmel dunkel genug ist, um diese zu beobachten. Die Natur ist sehr wichtig für mich. Es macht mich verrückt, wenn ich zu lang in einem Raum eingeschlossen bin.

Was sagt Deine Frau eigentlich dazu, daß Ihr Ehemann, der schon weit jenseits des Teeniealters ist, immer noch den Rocker markiert?

Diesbezüglich hatte ich großes Glück gehabt, denn sie hat mich nie versucht von der Musik abzubringen. Bei uns ging das Spielchen sogar in die andere Richtung: Meine Frau hat vor einiger Zeit eine Band gegründet, obwohl sie auch schon 42 Jahre alt ist. Die Formation heißt ELECTRIC ANGEL und wir haben gerade in meinem Studio ihre erste CD produziert.

Wann seid Ihr auf die Idee gekommen, mit Y&T wieder live aufzutreten?

Wir hatten in den Neunzigern bekanntlich nochmal zwei Platten gemacht, bevor wir dann endgültig die Segel strichen. Etwa vier Jahre lang haben wir nichts zusammen gemacht, doch im letzten November haben wir etwa drei Wochen lang live in der Besetzung Phil Kennemore, Leonard Haze, Stef Burns und Dave Meniketti gespielt. Das hat so viel Spaß gemacht und die Fans haben so super reagiert, daß wir uns entschlossen, weiterhin aufzutreten. Die nächsten Shows stehen nun in den kommenden Wochen an. Bei den ersten Auftritten spielten wir nur Songs bis »In Rock We Trust«, also jenen Alben, bei denen Leonard in der Band war, doch bei den kommenden Shows werden wir Songs von allen Y&T-Alben spielen.

Besteht denn auch eine Chance, daß es irgendwann einen neuen Y&T-Rundling geben wird?

Im Moment nicht, denn wir haben noch nicht ernsthaft darüber gesprochen. Ich liebe es, gelegentlich Y&T-Shows zu spielen und das alte Material aufzuführen, aber derzeit konzentriere ich mich auf mein eigenes Projekt, denn die Jungs, die in meiner Band spielen, sind großartig. Im Grunde sehe ich mein neues Album fast als eine neue Y&T-Platte an.

http://www.meniketti.com/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

Meniketti im Überblick:
Meniketti – Online Empire 13-Interview (aus dem Jahr 2002)
Playlist: Meniketti-Song »I Remember« in "Playlist Heavy, oder was!? 66" auf Platz 2 von Stefan Glas
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