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"Doom Over Vienna IV"-Festival

Wien, Escape Metalcorner

07.11.2009

Der November hielt Einzug in unseren Breitengraden und mit ihm natürlich auch das dazugehörige Wetter. Wie könnte sich der Mensch auf diese Bedingungen besser einstellen, als mit einer amtlichen Ladung hingebungsvoll dargebotener Dosis schwermütiger Klänge unterschiedlicher Machart?

[[NAVTILVS°]]-Liveshot

Gewonnen: Gar nicht! Von daher fanden sich auch zahlreiche Besucher ein, um das mittlerweile zur Institution gewordene "Doom Over Vienna"-Festival im "Escape" zu besuchen. "Zahlreich" klingt geradezu untertrieben, denn schon bei meiner Ankunft, als der Opener, die einheimischen ((NAVTILVS°)) ihren Auftritt eben beendet hatten, war der Laden verdammt gut gefüllt. Keine Ahnung, ob diese Tatsache nur an dieser Truppe gelegen hat, doch auffällig war obendrein, daß das Auditorium bereits bestens aufgewärmt wirkte und die Stimmung prächtig war.

SHEVER-Liveshot

Danach folgte in SHEVER eine All-Girl-Truppe, die sich dem Doom in recht aggressiver, aber auch mannigfaltiger Version. Als ob es nicht schon ungewöhnlich genug gewesen wäre, vier junge Damen zu bestaunen, die sich jener Machart von Musik hingeben, muß man den Schweizerinnen auch noch attestieren an diesem Abend die wohl abwechslungsreichste Gestaltung der Spielzeit abgeliefert zu haben. Die SHEVER-Variante von Doom enthält nämlich neben jeder Menge Death Metal - Frontwusel Alexandra growlte sich desöfteren in Regionen hinab, die auch einer Angela Gossow würdig waren - auch gefühlsbetonte, abgefahrene gen Post-Rock tendierende Sequenzen, bei denen Bassistin Nadine zur Geige greift, um die Chose auch entsprechend atmosphärisch umzusetzen. Eine wahrlich imposante Vorstellung, während der die Spielzeit wie im Flug verging.

OMEGA MASSIF-Liveshot

Den Stimmungspegel konnte das überaus sympathische Quartett, daß sich im Anschluß flugs ins Auditorium begab, um die weiteren Bands zu begutachten, auf jeden Fall noch weiter anheben, so daß es für die nun folgenden, offenbar von zahlreichen Besuchern sehnsüchtig und gespannt erwarteten OMEGA MASSIF keine allzu schwere Aufgabe gewesen sein dürfte, noch einen draufzusetzen. Ganz im Gegenteil, denn auch wenn die Würzburger aufgrund des Umstandes, daß sie ohne Sänger antreten und dadurch an sich für eine Live-Performance mit einem gewissen "Stimmungsmacher-Handicap" an den Start gehen, waren bislang ausschließlich positive Konzertberichte über diese Formation zu vernehmen. So konnten die Jungs beispielsweise sowohl beim "Doom Shall Rise"- wie auch beim "Roadburn"-Festival reüssieren, und im nachhinein muß man der Truppe attestieren, auch in Wien spätestens nach diesem Auftritt jede Menge an Fans zu haben. Der atmosphärisch ungemein intensive Sound, mit dem die Burschen ihrem Bandnamen mehr als nur gerecht werden, wußte nämlich problemlos, für Verzücken zu sorgen. Zugegeben, man muß sich als Zuhörer/Zuseher schon auf das Unterfangen OMEGA MASSIF einlassen, um in die musikalische Welt einzutauchen. Doch ein "Tauchgang" lohnt sich hier in der Tat, zumal die von der Band mit spartanisch, aber ungemein effizient angelegter, unifarbener "Lichtshow" in blaustichigem weiß die Performance perfekt zu unterlegen wußte. Allerdings sei doch auch darauf hingewiesen, daß es einer gewissen Gewöhnungsphase bedarf, um überhaupt etwas mit den Klänge dieses Quartetts anfangen zu können. Doch die Jungs konnten problemlos auch zunächst eher skeptische Zuschauer wie meine Wenigkeit durchaus beeindrucken, denn ihr dezent psychedelischer, wabernder Sound wußte in Summe sehr wohl zu gefallen. Nicht unbedingt "partykompatibel", aber ungemein effizient.

OBIAT-Liveshot

Für die "Party" waren die danach aufspielenden OBIAT zuständig. Das in England ansässige, multinationale Unternehmen präsentierte nämlich nicht nur einen überaus unterhaltsamen Mix aus Doom, Stoner Rock, Sludge und Psychedelic Rock der 70er Jahre, der das Publikum in Bewegung versetzte, sondern hatte zudem in Laz Pallagi einen echten Entertainer am Mikro, der auch bei jeder Party-Rock-Band gute Figur abgeben würde. Mimik, Gestik und auch sein Gehabe erinnerten mich ein wenig an POWERWOLF-Frontmann Attila Dorn, wenn auch in Summe logischerweise deutlich "untergrundiger". Die Burschen hatten mit »Eye Tree Pi« ein brandaktuelles Werk zu präsentieren, griffen aber auch auf ihr in Eigenregie aufgelegtes 2005er Werk »Emotionally Driven Disturbulance« zurück und zockten sich gekonnt durch ihr bisheriges Schaffen. Die Resonanz im Publikum war dabei ganz gut, wenn auch nicht ganz so euphorisch wie bei OMEGA MASSIF. Auch wenn es für ein Doom-Festival eigenartig anmuten mag, waren OBIAT hinsichtlich des Unterhaltungswertes waren OBIAT mit Sicherheit die Gewinner an diesem Abend.

COUNT RAVEN-Liveshot

Trotz fortgeschrittener Stunde war nun aber keineswegs ein Lichten der Reihen festzustellen, stattdessen scharrten die Besucher gespannt in den Startlöchern, um den Auftritt des Headliners beklatschen zu dürfen. Kein Wunder, denn mit COUNT RAVEN konnten die Veranstalter auch eine wahre Legende des Doom Metal-Genres verpflichten. Das von Mastermind Dan Fondelius umgekrempelte Trio, zu dem neben ihm nunmehr der ehemalige ABRAMIS BRAMA-Bassist Fredrik Jansson und Schlagzeuger Jens Bock zählen (wo letztgenannter - zumindest an diesem Abend - von einem jungen, in Australien ansässigen Schweden namens Patrick Lundin vertreten wurde), hat mit »Mammons War« nicht nur ein neues Album anzubieten, sondern obendrein auch eines der absoluten Highlights des Jahres und das nicht nur im Doom-Genre.
Fast schon logisch, daß die Erwartungshaltung der Doom-Lunatics riesengroß war. Das Dreigestirn stieg mit dem vom Debut stammenden, ›Count Raven‹ genannten, etwas verlängerten Intro ein und machte mit dem anschließenden Titelsong des brandneuen Scheibchens klar, was die Zuseher erwarten würde. Die momentan wiedergefundene Top-Form des Trios konnte im Verlauf der Spielzeit amtlich untermauert werden, und mit dem in Folge präsentierten "Best Of-Programm" konnte aber auch gar nichts falsch laufen. Einmal wurde der Beweis dafür erbracht, weshalb man "Fodde" schon seit Urzeiten als jenen Barden unter der Sonne preist, der als einzig legitimer Nachfolger von Ozzy gehandelt wird. Kein anderer kommt dem unnachahmlichen Timbre des "Madmans" zu Frühzeiten so nahe wie dieser "alte Schwede". An Programm-Highlights mangelt es dieser Doom Metal-Institution ohnehin nicht, weshalb die Stimmung auch trotz fortgeschrittener Stunde durchweg auf höchstem Niveau gehalten werden konnte.
Nach gut zwei Stunden, in der auch meine ganz persönlichen Band-Favoriten ›Leaving The Warzone‹ und ›Hippies Triumph‹ zu vernehmen waren, entließen uns COUNT RAVEN in eine dunkle, kühle Novembernacht. Daumen hoch für diese wiedererstarkte Band und natürlich auch für das Veranstalterteam, dem es nicht nur gelungen war, ein interessantes Billing zusammenzustellen, sondern auch für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen.
Man sieht sich auf dem "Doom Over Vienna V"!


Walter Scheurer

Photos: Willi Winter [Soundwall Entertainment]


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