UNDERGROUND EMPIRE 3-Datasheet |
Contents: HEATHEN-Interview |
Date: 1990 (created), 11.12.2009 (revisited), 22.01.2022 (updated) |
Origin: UNDERGROUND EMPIRE 3 |
Status: published |
Task: from paper to screen |
Availability: original printed issue sold out! Several later issues still available; find details here! |
Comment: In Zeiten, in denen es üblich ist, daß Interviews nur noch aus Anlaß eines neuerschienenen Albums gemacht werden, mutet eine solche Story mehr als obskur an: HEATHEN waren damals gerade dabei, wieder in die Gänge zu kommen und ihr zweites Album vorzubereiten - der zeitliche Abstand von letztlich vier Jahren zwischen beiden Scheiben war sicherlich ein Grund, weshalb HEATHEN nicht jenen Erfolg einstreichen konnte, den man ihnen zugetraut hatte. Doch von diesem Problem konnte sich die Truppe bis heute nicht losmachen, denn das "echte" Comebackalbum »The Evolution Of Chaos« ist mittlerweile auch schon seit Jahren angekündigt. Natürlich war es etwas schwierig, eine solche Story layouttechnisch zu gestalten, denn aktuelles Photomaterial gab es nicht, so daß die Story in UNDERGROUND EMPIRE 3 unbebildert blieb. Heuer haben wir jedoch einen Shot von Oliver hinzugefügt, der sicherlich weit davon entfernt ist, ein "offizielles Promophoto" zu sein, aber gerade deshalb über einen gewissen Kultfaktor verfügt: David Godfrey beim Autofahren aus der Perspektive des Beifahrers. Auch das Logo haben wir wie seinerzeit einfach mal vom »Pray For Death«-Demo runtergekratzt, da es dort besser freizustellen war als vom Cover des »Breaking The Silence«-Debuts. Tja, und das neue Logo von »Victims Of Deception« - wie die Platte dann letzten Endes heißen sollte - wäre natürlich ein wenig verfrüht gewesen... |
Supervisor: i.V. Stefan Glas |
Ich weiß noch ganz genau, welche Euphorie herrschte, als Buffo (heute Schreiber beim METAL HAMMER und TANKARD-Manager) damals das HEATHEN-Demo »Pray For Death« in Deutschland promotete. "Bester Newcomer", "eine der hoffnungsvollsten Bands überhaupt", die Liste könnte beliebig fortgesetzt werden. Dann war es endlich soweit! »Breaking The Silence«, das Debutalbum von HEATHEN erschien auf COMBAT/MUSIC FOR NATIONS und sollte die Speed-Szene revolutionieren. Zur großen Überraschung vieler schlug aber dann die LP von Mastermind Piercy (g, Ex-Mitglied der legendären ANVIL CHORUS und CONTROL) nicht ganz so ein wie erwartet. Die Noten lagen in fast allen Mags deutlich niedriger als die für TESTAMENTs Premiere, was ich einfach nicht verstehen kann. Für mich ist »Breaking The Silence« einer der Speed-Highlights der letzten Dekade, no doubt! Als sich dann für mich die Chance ergab, mit David Godfrey ein Interview zu führen, war ich natürlich Feuer und Flamme. Schließlich gab es ja genug Gesprächsstoff für eine lange Konversation. An dieser Stelle möchte ich, kurz bevor ich zum eigentlichen Interview komme, erwähnen, daß Dave wohl zu den nettesten, aufgeschlossensten und ehrlichsten Musikern der gesamten Bay Area zählt. Er zeigte uns beispielsweise bereitwillig Berkeley (auf einer coolen Sightseeing-Tour). Aber dann war es endlich soweit - Diktiergerät an und Frage reihte sich an Frage.
Dave, erzähl uns doch erst einmal, was sich seit dem Release von »Breaking The Silence« getan hat!
Oh, das ist verdammt viel. Wir hatten einige Probleme mit unseren Bassisten. Dann haben wir ja unseren LP-Deal gekündigt. Von da an haben wir unsere Demos den Plattenfirmen angeboten. Außerdem haben wir unser altes Material perfektioniert. Wir haben auch sehr viel live gespielt. Wir waren im Februar für fünf Dates in Washington, nur um nicht in Vergessenheit zu geraten. Außerdem helfe ich persönlich noch der Lokalband LAUGHING DEAD. Hauptsächlich war ich in der Zeit aktiv, als wir mit HEATHEN etwas auf Eis lagen. Ich wollte nicht untätig herumsitzen, und somit spielte ich einige Shows mit LAUGHING DEAD, um die Jungs etwas in der Underground-Szene zu etablieren. HEATHEN ist allerdings meine erste Band. Ich finde es sehr interessant, in zwei Bands zu spielen und verschiedene Dinge auszuprobieren. Das Material von LAUGHING DEAD ist straighter als das von HEATHEN. Nicht so komplex, sondern viel direkter.
Du selbst hast HEATHEN einmal verlassen und Paul Baloff (ex-EXODUS) war für kurze Zeit in der Band. Warum hast Du die Band damals verlassen?
Nachdem wir COMBAT verlassen haben, nahmen wir ein neues 2-Track-Demo auf, das wir den verschiedenen Companies anboten. Leider war die Reaktion nicht so toll. Aus diesem Grunde meinte die Band, man brauche einen anderen Sänger, einen Schreihals, der der Band einen aggressiveren Touch verleiht. Paul kam dann in die Band, doch es klappte mit ihm gar nicht. Jeder war dieser Meinung. Als ich nicht mehr in der Band war, merkten sie erst einmal, was ich für die Band wert war. Kurze Zeit später stieß ich dann wieder zur Band - auch aus dem Grunde, daß wir sehr gute Freunde sind.
Wie sieht's denn mit neuen Songs aus? Was können wir erwarten?
It's heavy, real melodic! The guitar work is really amazing. »Opium Of The Masses« sollte die Platte eigentlich heißen. Dieser Song handelt von allen Dingen, die uns Individuen beeinflussen, beispielsweise Drogen oder Fernsehen. Karl Marx sagte, daß Religion Opium für die Massen sei. Macht ist für mich das ultimative Opium, neben Geld natürlich. ›Hypnotized‹ wurde schon dreimal umgeschrieben. Dann gibt es noch einige neuere Stücke wie ›Fear The Unknown‹ (handelt von Geistern und Aberglaube). Lee hat die meisten Songs geschrieben, und ich schrieb meistens die Lyrics. Der Song ›Morbid Curiosity‹ (ein Song über die Schaulustigkeit der Menschen) wurde allerdings von Doug und mir geschrieben.
Meinst Du, daß Euer neues Label ROADRACER, Euch mehr unterstützen wird?
Ja, hoffentlich! Wenn ich sehe, wie das Label beispielsweise Bands wie KING DIAMOND pusht, glaube ich doch, daß ROADRACER ein gutes Label ist. Außerdem wissen ROADRACER noch von unseren alten Tagen, als wir auf COMBAT waren, zu was wir fähig sind. Wir verkauften beispielsweise fast 100.000 LPs auf COMBAT ohne große Tourneen und Promotion.
Wir wissen ja bereits, daß die Bay Area sehr viele gute Bands hervorgebracht hat. Welche Band, HEATHEN ausgenommen, könnte es denn Deiner Meinung nach eventuell schaffen, einmal so groß wie METALLICA zu werden?
Well, ich mag TESTAMENT sehr. Aber DEATH ANGEL sind meine Favoriten. Sie klingen wirklich total originell. Die neue EXODUS ist ja auch 'raus - die Produktion ist wirklich super. Die Bay Area braucht mehr Bands wie METALLICA.
Was denkst Du über die Tatsache, daß Deutschland nun wiedervereinigt ist?
Es ist super. Ich kann es nicht glauben, daß ich dies noch miterleben darf.
Meinst Du, die UdSSR ist immer noch Amerikas größter Feind?
Auf keinen Fall. Die Situation hat sich wirklich sehr verbessert. Lee ist ja aus der UdSSR. Er kam aus diesem Land, als er 15 war. Er erzählt mir immer sehr viel über das Leben in der UdSSR. Erst letzte Woche waren wir bei ihm zum Essen. Wir öffneten den Kühlschrank und waren echt überrascht, wie viele Lebensmittel er darin hat. In der UdSSR konnte er dies alles nicht bekommen und genießt es hier nun in vollen Zügen.
Hast Du noch etwas zu sagen, bevor wir das Diktiergerät ausschalten?
Unser Album erscheint im Januar 1991. Ich hoffe, wir können bald nach Deutschland kommen. Beschäftigt Euch bitte mit unserer neuen Platte! Manchmal braucht es eben ein wenig länger, bis Platten so richtig zünden.
Ich hoffe, Ihr befolgt Daves Rat. Das neue HEATHEN-Material ist echt super, und ich kann es kaum erwarten, die LP in den Händen zu halten.
Photo: Oliver Jung