✗Erinnert sich noch jemand an die Band BLACKENED, jene süddeutsche Formation, die uns vor einigen Jahren mit »A Jester's Tale« ein durchaus beachtliches Album abgeliefert hat? Nun, diese Band wurde bereits vor einiger Zeit zu Grabe getragen, um als Brutstätte für EVERTALE zu dienen, sind mit Matthias Schwanz und Johannes Schuhmacher doch zwei ehemalige BLACKENED-Musiker nun bei EVERTALE aktiv. Vom BLIND GUARDIAN-infiltrierten Sound der Vergangenheit, der BLACKENED einst auch die Rolle des Openers beim BLIND GUARDIAN-Open Air in Coburg anno 2003 einbringen konnte, haben sich die Musiker trotz ihrer neuen Band aber nicht allzu weit entfernt, wie anhand von »The Chronicles Chapter I« nachzuvollziehen ist.
Wie aufgrund des Titels unschwer zu erkennen ist, haben sich die Jungs an ein epochales Unterfangen herangewagt, genauer gesagt an die Umsetzung eines Konzepts. EVERTALE versuchen sich an der Vertonung des Fantasy-Zyklus "Die Chronik der Drachenlanze", wobei vorliegende EP quasi den Appetitanreger für das in Kürze zur Veröffentlichung anstehende Album »War Of The Dragonlance« darstellt. Die Truppe aus Baden-Württemberg hat ein vielschichtiges Spektrum an Heavy Metal zu bieten, wobei als Basis die melodiöse Ausführung davon dient, zu der jede Menge an regelrecht heroisch hymnischen Passagen ebenso addiert wurden, wie auch reichlich Uptempo-Gebretter. Gleich im Einstieg ›In The Sign Of Valiant Warrior‹ haben die Jungs das Gaspedal ordentlich durchgetreten und lassen uns wissen, daß sie sich keineswegs vor etwaigen Mitbewerbern zu verstecken brauchen, die sich ebenso an den frühzeitlichen BLIND GUARDIAN orientieren. Wesentlich bombastischer ist ›The Everman‹ angelegt, das von einem MANOWAR-lastigen Intro eröffnet wird und in Folge zu einem vielschichtigen, von akustischen Gitarrenläufen gespickten Epos gedeiht, das nicht nur die Eigenständigkeit der Band beweist, sondern obendrein auch die Reife dieser Burschen, wenn von Arrangements und Spannungsmomenten die Rede ist. Die angenehm rauhe Stimme von Frontmann Matthias kommt in den eher getragenen, epischen Passagen für meinen Geschmack am besten zur Wirkung, nachzuhören im folkloristisch eingeleiteten ›The Last Home‹. Sehr positiv für das Gesamterscheinungsbild hat sich auch die Tatsache ausgewirkt, daß es EVERTALE geschafft haben, alle ihre - im Übermaß vorhandenen - Ideen unterzubringen und dennoch niemals "überladen" zu klingen.
Ebenso muß dieser Truppe attestiert werden, daß sich die Jungs an die Umsetzung eines Konzepts herangewagt haben, mit dem sie geradezu prädestiniert gewesen wären, die Kitschschublade umfassend zu füllen, doch genau diese Gratwanderung haben EVERTALE mit Bravour bestanden, und so gibt es auf »The Chronicles Chapter I« anstelle dessen herrlich intonierten und durchweg kraftvollen Heavy Metal zu hören.
Das Langeisen darf nachgereicht werden, die Herrschaften, für meine Geringfügigkeit wäre es eine Ehre, abermals die Lauscher dafür opfern zu dürfen.