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"Doom Shall Rise V"-Festival

Göppingen, Chapel

27.04.-28.04.2007

Erstaunlich! Was 2003 in der Turnhalle zu Crailsheim-Triensbach begonnen hatte und sich schnell zum wichtigsten Doomfestival der Welt mausern sollte, ging 2007 zum fünften Mal vonstatten: das "Doom Shall Rise". Zu dem kleinen Jubiläum hatten die Veranstalter einige der "Volltreffer" der bisherigen Veranstaltungen erneut eingeladen und mit einigen Neulingen ergänzt.

LOW MAN'S TUNE-Liveshot

Bereits die erste Band soll bereits zum zweiten Mal die Möglichkeit erhalten, sich beim DSR zu präsentieren: LOW MAN'S TUNE waren nämlich jene Band, die im letzten Jahr einfach nicht aufgetaucht war, so daß sie 2007 ein weiteres Mal gebeten wurden, den Reigen zu eröffnen. Erfreulich, denn der relativ klassische Doom der Combo, der allenfalls mal mit etwas extremerem, grunzigeren Gesang gesegnet ist, strömt galant durch die Gehörgänge und sorgt für einen guten DSR-Auftakt. Lediglich einmal sind LOW MAN'S TUNE von der Rolle: Drummer Alex S. verhaut sich beim dritten Song gewaltig und legt ein schwer undoomiges Tempo vor, so daß die Band den Song abbrechen muß und nach dem Zurückschalten um einige Gänge den Song nochmal startet.

MY SHAMEFUL-Liveshot

Es folgt das multinationale Projekt MY SHAMEFUL, bei dem finnische und deutsche Mucker zusammenspielen. An der Gitarre trifft man übrigens auf Mario Hahn, der früher bei MYSTIC ALLIANCE und TOKKATA gespielt hatte. Die Truppe zelebriert guten Doom-Death, der teilweise gar leicht Funeral Doom-artig ist und somit dafür sorgt, daß am rundum abwechslungsreichen ersten DSR-Abend eine Extrem-Doom-Variante zum Zug kommt. Allerdings hat man am Anfang des Sets mit einigen technische Problemen zu kämpfen: Der Baß versagt seinen Dienst, so daß die Band den ersten Song ohne Tieftöner bestreiten muß, was dazu führt, daß die Nummer recht undoomig klingt und daß zudem eine leichte Verzögerung aufgrund der anschließenden "Reperaturarbeiten" aufkommt.

MAEL MÓRDHA-Liveshot

Schon beim Auftakt verkündet eine Flöte, daß der Abend ganz anders weitergehen soll: Die irische Band MAEL MÓRDHA beehrt das "Doom Shall Rise" mit ihrer intensiven Musik. Sicherlich ist es schwierig, die Truppe als reine Doomband anzusehen (allein schon weil die meisten Songs sehr flott unterwegs sind), sondern man kann MAEL MÓRDHA treffender als folklastige Battle Metal-Formation ansehen, was dadurch unterstrichen wird, daß die Jungs mit blauer Kriegsbemalung auflaufen. Das Fazit steht auf jeden Fall schnell fest: Klasse Musik, außergewöhnliches Auftreten - MAEL MÓRDHA sind definitiv eine der stärksten Bands des Festivals, die zudem für Abwechslung sorgt.

MEMORY GARDEN-Liveshot

Dann soll jene Band folgen, die beim diesjährigen "Doom Shall Rise" am ehesten auch "Normalmetallern" geläufig sein sollte: MEMORY GARDEN, denn die Schweden hatten dank eines Deals mit METAL BLADE in der Vergangenheit sicherlich eine ordentliche Verbreitung gefunden. Zudem sind MEMORY GARDEN die powermetallastigste Truppe des Festivals. Leider krebst die Band seit der Veröffentlichung ihrer 2001er Platte »Mirage« mehr oder minder vor sich, doch demnächst soll eine neue Platte erscheinen. Nimmt man den Titeltrack ›Carnage Carnival‹, den MEMORY GARDEN beim DSR live vorstellen, als Maßstab, darf man sich auf eine tolle Platte freuen! Auch live hat die Band nichts von ihrer Anziehungskraft verloren, legt einen überzeugenden Gig hin und sorgt für beste Stimmung beim Publikum - zu dem sich auch FORSAKEN-Sänger Leo Stivala zählt, der in der ersten Reihe ordentlich mitmacht und sich somit auf etwas ungewöhnliche Weise für seinen späteren Auftritt beim "Doom Shall Rise" warmmacht. Daher können wir uns nur dem abschließenden Statement von MEMORY GARDEN-Sänger Stefan Berglund anschließen: "Doom forever!"

EARTHRIDE-Liveshot

Bei EARTHRIDE ist der erste "bekannte Name" angesagt, denn die Formation schart sich um Dave Sherman von SPIRIT CARAVAN. Musikalisch eindeutig dem Schweine-Biker-Rock'n'Doom zuzuordnen, kommen EARTHRIDE assig und prollig rüber, was besonders auf Daves Ansagen zurückzuführen ist - und zwar nicht erst nachdem ihm einer der Zuschauer einen merkwürdig verbreitert aussehenden Glimmstengel gereicht hat... Doch seine "Animation" und der Sound der Band sind genau das richtige Mittel, um Ekstase im Publikum auszulösen. Allerdings wird es dann doch des Breiten ein bißchen zu viel als Dave bei einem Song ankündigt, er würde sich um sein Faible für Motorräder drehen, und er dann während des gesamten Songs hinter seinem Mikro den Moppedfahrer markiert...

FORSAKEN [M]-Liveshot

FORSAKEN waren der Überraschungsgewinner des ersten DSR gewesen, der seither seine Qualitäten beim "Headbangers Open Air" und beim "Keep It True" beweisen durfte, so daß die "Doom Shall Rise"-Veranstalter unseren Malteser Freunden nun den verdienten Platz als Headliner einräumen, was FORSAKEN mit einem großartigen Auftritt rechtfertigen, so daß die Truppe sicherlich nicht fehlplaziert ist. Zwar ist es der Band noch nicht gelungen, sich hundertprozentig in das Bewußtsein der Szene hineinzuspielen, denn FORSAKEN gehören derzeit unbestritten zu den zehn besten Doombands der Welt. Diesbezüglich noch ein paar Fakten: FORSAKEN-Sänger Leo Stivala ist ein extrem charismatischer Frontmann, der sich rein physikalisch gesehen zwar problemlos hinter Messiah Marcolin verstecken könnte, dies aber keinesfalls zu tun braucht. Außerdem ist die FORSAKEN-Nummer ›Via Crucis‹ zu den besten Doomsongs ever zu zählen. Tja - und all' dies - mal abgesehen davon, daß die Musiker allesamt supernett sind - mußte einfach mal gesagt werden! Und so dürfen sich die DSR V-Besucher über eine mitreißende Show zum Abschluß des ersten Tages freuen, für die man sich geschlossen bei Geburtstagskind Leo mit einem spontanen Ständchen bedankt.

Der Klimawandel ist derzeit das beherrschende Thema in den Medien (Komisch, denn Forscher weisen schon seit Jahrzehnten darauf hin, daß genau dies passieren werde, aber man hat sie stets geflissentlich ignoriert...) und auch der Doom kann einen Beweis dafür liefern: Mußte man sich beim ersten "Doom Shall Rise" 2003 noch durch fast meterhohe Schneewände pflügen, so war es beim kleinen DSR-Jubiläum so hochsommerlich wie noch in keinem Jahr zuvor. Zugegeben - das erste Festival hatte noch Anfang Februar stattgefunden, aber: Hatten wir in diesem Jahr zu diesem Zeitpunkt etwa Schnee!?

THE LAST SUPPER-Liveshot

Anyway - aufgrund der Temperaturen hat sich Keyboarder Christian von THE LAST SUPPER einen Campingstuhl mitgebracht, den er gleich zu seinem Keyboardhocker umfunktioniert, so daß er als erster tiefergelegter Tastendrücker in die Geschichte eingeht. Doch es gibt keinen Mantafahrer-Doom zu hören, sondern vielmehr waren Klänge zwischen BLACK SABBATH und SAINT VITUS mit deutlich verbesserungswürdigem Stageacting angesagt. Doch danach ist das letzte Doomsüppchen bei weitem noch nicht geschlürft, denn auf die Doomhungrigen wartet noch viele Stunden Zähfluß.

CENTURIONS GHOST-Liveshot

Dann ist der Inselbeitrag an der Reihe: CENTURIONS GHOST, die mit einem ungewöhnlichen Anblick dienen können: Bei den Briten ist Federica Gialanzè für eine Gitarre verantwortlich und bekanntlich wimmelt die Doomszene nicht gerade vor lauter Ladies... CENTURIONS GHOST spielen Thrash-Doom, schnell, hart und voll auf die Fresse, bei dem der Gesang des sandalenbewehrten Sängers Mark Scurr eindeutig Geschmackssache ist: Er bellt mit permanent heraustretenden Halsvenen ins Mikro, wodurch er der Band einerseits ordentlich Durchschlagkraft verleiht, andererseits allerdings die Mucke von CENTURIONS GHOST ein wenig einförmig einscheinen läßt.

SERPENTCULT-Liveshot

Die Belgier SERPENTCULT sind die zweite Band (und das auch noch in Folge!) mit weiblicher Beteiligung, womit Benelux mal wieder beweist, daß diese Region in Sachen musizierender Mädels einfach die Nase vorn hat, und also auch in Sachen Doom diesbezüglich mithalten kann. Darüber hinaus ist SERPENTCULT-Fronterin Michelle noch ausgesprochen hübsch, singt gut und legt ein ausgezeichnetes Stageacting an den Tag, wobei sie hier teilweise ein wenig an Angela von ARCH ENEMY erinnert. Kurz: Ein echtes Goldstück, das die ehemaligen THEE PLAGUE OF GENTLEMEN-Mucker für ihr neues Projekt aufgetan haben; die potentielle Traumfrau eines jeden Doomers... Ihr Auftreten dominiert den Auftritt von SERPENTCULT derart, so daß man versucht ist, alles andere zu ignorieren, doch man kann nicht überhören, daß sich die Band auch musikalisch keinesfalls zu verstecken braucht.

STEREOCHRIST-Liveshot

Waren bei WALL OF SLEEP schon Gabor Holdampf, Sándor Fuleki und Marek Ferenc von den einstigen ungarischen Doomikonen MOOD beim DSR aufgetreten, so schließt sich ihm nun der ehemalige MOOD-Mann Kolos Hegyi mit seiner aktuellen Kapelle STEREOCHRIST an: Die Band geht sehr heavy und schnell zur Sache, so daß man auch hier nicht von purem Zähfluß sprechen kann. Doch dadurch sorgt die Band nicht nur für Abwechslung beim 2007er "Doom Shall Rise", sondern kann generell mit hervorragendem Songmaterial glänzen, so daß man die nächste sehr gute Band in der Göppinger "Chapel" beklatschen darf.

OUR SURVIVAL DEPENDS ON US-Liveshot

OUR SURVIVAL DEPENDS ON US gehen sehr dynamisch zu Werke: von schnellen Parts bis hin zu Funeral Doom-Passagen, mal still und dann wieder lärmend, von fast hardcorelastigen Episoden bis zu atmosphärischen Ausflügen - alles ist bei den Österreichern möglich. Über allem schwebt zwar sicherlich der Geist von NEUROSIS, aber dennoch dürfen sich OUR SURVIVAL DEPENDS ON US, bei denen sich die beiden Gitarristen Mucho und Thom, die beide früher bei SOULSEARCH gezockt hatten, den Gesang teilen, zu den Gewinnern des Festivals zählen.

FAITH [S]-Liveshot

FAITH schaffen es, die zuvor zustandegekommene Verzögerung glatt wettzumachen: Da hier ein längere Umbaupause eingeplant gewesen war, die jedoch nicht komplett gebraucht wird und die Schweden zudem kürzer als geplant spielten, ist man am Ende des Gigs sogar vor dem Zeitplan. Auf jeden Fall sind FAITH die vielleicht ungewöhnlichste Band des Festivals und definitiv eine Bereicherung, da sie nicht nur tolle Musik bieten, sondern auch für Abwechslung sorgen. FAITH, die einzige skandinavische Band des heutigen Tages, spielt eine Mischung aus Epic und Folk Metal auf teildoomiger Grundlage, bei der Streichinstrumente eine große Rolle spielen; im einzelnen sind das eine Geige - und zwar so 'n Sparmodell, bei dem man sich anstelle eines "richtigen" Corpus einfach auf den Rahmen beschränkt hat; doch noch viel eigentümlicher sieht das geigenähnliche Instrument aus, das ebenfalls zum Einsatz kommt, bei dem es mir bis dato allerdings nicht gelungen ist, den Namen in Erfahrung zu bringen. Da FAITH bereits 1984 unter dem Namen STORMBRINGER gegründet worden waren, verwundert es nicht, daß die Musiker zum Teil in die "Alte Herren"-Riege einzuordnen sind, wobei Sänger Christer Nilsson vom Aussehen her ein wenig an den ehemaligen COUNT RAVEN-Basser Wilbur erinnert. FAITH sind zweifelsohne einer der Höhepunkte des Festivals und definitiv eine Bereicherung, da sie nicht nur tolle Musik bieten, sondern auch für einen neuen stilistischen Input beim DSR 2007 sorgen.

DREAMING-Liveshot

DREAMING sind eine weitere Band, die schon beim ersten DSR aufgetreten waren, bei denen erneut ein Loch in der Bühnenmitte angesagt ist, da hier nur ein Trio operiert, bei dem sich zudem Gitarrist Sandro Uhlmann und Basser Thomas Schulz den Gesang teilen, so daß jeder darauf bedacht ist, sich nicht zu sehr von "seinem" Mikro zu entfernen. Musikalisch ist die Leistung von DREAMING indes makellos, so daß man sich genüßlich der etwas sludgigeren Version von SAINT VITUS aus Traumfabrikation hingeben kann.

OFFICIUM TRISTE-Liveshot

Weiter geht's mit dem Wiederholerabgang: Nach den 2003er Teilnehmern DREAMING folgen die Holländer OFFICIUM TRISTE, die ebenso wie alle nachfolgenden Bands schon einmal die DSR-Ehre gehabt hatten. OFFICIUM TRISTE hatten sich ebenfalls beim ersten, dem "Turnhallen-DSR" als Wiederholer qualifizieren können, da sie seinerzeit rundum überzeugen konnten. Und so wird auch die Show an diesem Abend ein einziger Triumphzug, bei dem die Truppe auch einen Song ihrer neuen Platte vorstellt, die erst vor wenigen Tagen erschienen ist, so daß sich OFFICIUM TRISTE bei einem musikalisch verdammt starken "Doom Shall Rise" zu den besten Bands des Festivals zählen dürfen. Tja, die großen Namen wollten den DSR-Veranstaltern in diesem Jahr einfach nicht an die Angel gehen - eine Qualitätseinbuße mußte das Festival dadurch keineswegs erleiden!

MIRROR OF DECEPTION-Liveshot

Dies trifft auch auf MIRROR OF DECEPTION, die Band um DSR-Mitveranstalter Jochen Fopp, zu. Mittlerweile darf man die Truppe als die größte deutsche Doomband ansehen - womit die Jungs aber immer noch recht weit von eventuellen Chartplazierungen entfernt sind... - was besonders daran liegt, daß die die Formation on stage immer für Vollbedienung sorgt; und dies trifft besonders zu seit sich die aktuelle Besetzung hervorragend aufeinander eingedoomt hat. So spielen MIRROR OF DECEPTION zum dritten Mal beim "Doom Shall Rise" und tragen sich erneut mit einem herrlichen Gig in die Annalen des Festivals ein. Als Besonderheit sei vermerkt, daß sich heuer bei einem Song ein Gastdrummer zur Band gesellt, so daß der eigentliche MIRROR-Drummer Jochen Müller die Nummer gemeinsam mit Michael Siffermann schmettert.

THE GATES OF SLUMBER-Liveshot

Wie schon erwähnt, muß das fünfte DSR ohne die ganz großen Namen auskommen und so hat man THE GATES OF SLUMBER, die 2005 noch "mittendrin" gespielt hatten, zum Headliner befördert. Doch man spürt sofort, daß die Band auch ohne jegliche "Namedroppingmöglichkeit" aufgrund involvierter bekannter Musiker jenen Kultflair hat, der zu einem ganz besonderen Festivalausklang notwendig ist. Die Stimmung beim DSR V erreicht ein weiteres Mal den Siedepunkt, so daß sich Musiker und Publikum gegenseitig nochmal zu einem prächtigen Doom-Schmelztiegel hochkochen. Und: Nicht nur meine Wenigkeit freut sich schon jetzt auf die sechste "Doom Shall Rise"-Auflage!


Stefan Glas

Photos: Stefan Glas


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