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  UE-Home → History → Online Empire 30 → Interview-Übersicht → PROTOTYPE (US, CA)-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

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Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts krähte in den Vereinigten Staaten kaum ein Hahn nach Heavy Metal, schon gar nach nicht einer Band, die stilistisch irgendwo im Dunstkreis von Speed, Power und Thrash Metal musizierte. Dennoch ließen sich auch in jenen Tagen einige unentwegte Musiker nicht von ihrer Intention abhalten, exakt solche Klänge von sich zu geben. Eine der rühmlichen Ausnahmen in jener sehr stark vom Trend "Grunge" infizierten Epoche stammte aus dem Großraum Los Angeles, wurde von den Gründern PSYCHOSIS genannt und konnte sowohl mit einem Demo anno 1990 mit dem Titel »Pavement Bound«, als auch knapp zwei Jahre darauf mit einem mitreißenden Debut namens »Lifeforce« aufhorchen lassen. Doch leider war danach auch schon wieder Schicht im Schacht und PSYCHOSIS ein weiteres Kapitel für die Geschichtsbücher des Heavy Metal.
Doch vom Ende der Band konnte keine Rede sein, denn zwei der bei PSYCHOSIS involvierten Musiker, namentlich Kragen Lum (g) und Vince Levalois (v), hatten nur wenige Wochen später mit PROTOTYPE eine neue Band am Start, die seit den Anfängen musikalisch ein wenig akzentuierter und abgefahrener zu Werke geht als der Vorgänger, im Endeffekt aber die direkte Nachfolge von PSYCHOSIS antreten konnte.
Mehr als zehn Jahre später sind PROTOTYPE noch immer in jenen musikalischen Gefilden unterwegs und haben in jener Zeit ein Demo, eine EP und zwei Longplayer in Umlauf gebracht. Nicht besonders viel, ich weiß, aber der Grund dafür kann wohl in erster Linie mit "verlorener Zeit" erklärt werden. Der aktuelle Silberling der Truppe mit dem Titel »Continuum« hat eben erst einige Monate auf dem Buckel und war für mich Grund genug, die Band selbst zu Wort kommen zu lassen, um das Wesentlichste der Bandgeschichte und einiges zu besagter Scheibe zu erzählen.
Vince Levalois, inzwischen nicht nur Sänger, sondern auch Gitarrist und offenbar Sprachrohr von PROTOTYPE, hatte reichlich Interessantes auf Lager.

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Über die Tatsache, daß PROTOTYPE aus PSYCHOSIS hervorgegangen sind, wissen wir Bescheid, über die Gründe weshalb, jedoch nicht wirklich!:

Zum einen paßte der Namen nicht mehr zu uns, da sich unser Stil im Laufe der Zeit einigermaßen verändert hatte und außerdem existierte damals einen weitere Band mit dem Namen PSYCHOSIS (die 1993 über MASSACRE ein sehr Groove-lastiges Metal-Album mit dem Titel »Squirm« in Umlauf brachte und dann leider wieder in der Versenkung verschwunden ist - ws). Eigentlich wäre die Umbenennung gar nicht notwendig gewesen, da sich jene PSYCHOSIS kurz nach der Veröffentlichung ihres Debuts ebenso aufgelöst haben, doch PROTOTYPE fanden wir als Name ohnehin passender.

Und nahezu im Anschluß an die Umbenennung ging es auch gleich so richtig los. Doch leider waren PROTOTYPE nicht unbedingt vom Glück verfolgt, denn seit damals habt Ihr unzählige Musiker im Line-up gehabt.

Das ist leider richtig. Als Kragen und ich damals, also 1994, den Namen änderten, hatten wir bereits einen anderen Bassisten und Drummer an Bord. Unsere Intention war es in erster Linie, Thrash Metal und Progressive Metal auf einem möglichst hochstehenden Level zu kreieren, dabei aber dennoch möglichst kraftvoll zu klingen.
Durch die Umbesetzungen ergaben sich logischerweise auch immer wieder kleine stilistische Veränderungen: Pat Magrath (ex-STEEL PROPHET), der auf »Trinity« hinter dem Schlagzeug gesessen hat, brachte mehr technische Einflüsse mit, während Damion Ramirez, der schon auf »Seed«, unserem 1995er Demo, dabei war, auf »Continuum« wesentlich dazu beigetragen, daß die Musik wieder ein wenig zugänglicher geworden ist, ohne jedoch dabei auf progressive Anteile zu verzichten. Was den Baß betrifft, so muß ich gestehen, daß es eine Ehre war, in der Vergangenheit mit einem technisch ungemein versierten Mann wie Mike Bear gespielt zu haben, doch Kirk Scherer spielt dagegen wesentlich banddienlicher und auch effektiver, da es kaum ein Bassist besser versteht, für Grooves in abgedrehten Momenten zu sorgen. Mit ihm sind wir so richtig glücklich! Leider hat uns die Tatsache, daß wir uns vor allem immer wieder nach einem Drummer umsehen mußten und im Prinzip nie wirklich ein festes Mitglied in der Band hatten, ziemlich aufgehalten. Aber ich denke, daran wird sich etwas ändern, zumindest hoffe ich das.

Inwiefern haben sich diese personellen Veränderungen auf Eure Musik ausgewirkt?

In erster Linie hat uns das ständige Suchen nach Musikern Zeit und Nerven gekostet. Allerdings haben wir uns dadurch nicht entmutigen lassen und fest an diese Band geglaubt. Die Musik an sich hat sich gut entwickelt, wir sind an den Instrumenten besser geworden und konnten unsere stilistische Intention perfekt umsetzen. Wenn ich an unsere neuesten Kompositionen denke, bin ich wirklich stolz auf das, was PROTOTYPE vollbracht haben.

Wenn Du das Rad der Zeit zurückdrehst und Eure bisherigen Alben nochmals begutachtest, bist du dann mit der musikalischen Entwicklung der Band von »Seed« hin zu »Continuum« zufrieden?

Ja. »Seed« war ein Neuanfang und wir mußten uns erst richtig finden, da PROTOTYPE neu in der Szene waren. Die Platte hat aber den Test der Zeit problemlos überstanden! Deshalb sind ja auch sämtliche Songs dieses Demos in überarbeiteter Form auf den anderen Releases verewigt worden. Der Titeltrack ist auf »Continuum« zu hören, während ›Shine‹ und ›Dead Of Jericho‹ auf »Trinity« neu veröffentlicht wurden. Unsere musikalische Entwicklung läßt sich kurz und prägnant damit beschreiben, daß wir unseren Stil in Richtung epischer und komplexer, aber auch intensiver Kompositionen hin verändert haben. In Zukunft werden wir uns wohl noch ein wenig weiter in Richtung konzeptioneller, komplexer Alben bewegen.

War auf »Continuum« auch bereits ein konzeptioneller Ansatz vorhanden?

Nicht wirklich, aber gib' mir ein paar Tage Zeit und reime mir einen zusammen. [lacht] Die Songs wurden im Prinzip nicht wie üblich aneinandergereiht, sondern in unserem Fall so verändert, daß wir mit dem Opener ›The Way It Ends‹ quasi einen "Rausschmeißer", zumindest thematisch, an den Beginn setzten, da sich der Titel »Continuum« dadurch besser vermitteln läßt.

Eure Texte an sich dürften ebenfalls nur bedingt in Zusammenhang stehen.

Das ist korrekt. Meine Inspirationen sind derart unterschiedlich, daß sich das logischerweise auch auf die Texte niederschlägt. Ich beschäftigte mich mit mannigfaltigen Themen und daraus ergeben sich Texte zu Themen wie Religion, Science-Fiction, Frustration, Schmerz und Emotionen. Nichts besonderes im Prinzip, aber dennoch sehr verschiedenartig.

Dazu paßt auch das Artwork der Scheibe, das den Titel sehr gut wiedergeben kann.

Das denken wir auch. Travis Smith hat einmal mehr perfekte Arbeit geleistet! Er hat sich unsere Ideen und Texte zu Gemüte geführt und das Cover daraus entworfen. Es ist immer inspirierend, mit einem Künstler wie Travis zu arbeiten.

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Wo wir gerade bei Inspirationen sind, welche Größen der Szene gelten denn für PROTOTYPE als Einfluß?

Da gibt es viele Bands. Angefangen bei alteingesessenen Thrash Metal-Heroen wie EXODUS, alten METALLICA oder MEGADETH, über Prog-Helden wie RUSH bis hin zu genrefremden Musikern wie Sting reicht die Palette. In letzter Zeit haben mich vor allem MESHUGGAH und SOILWORK beeindruckt, während Kragen schon immer ein Faible für technischen Death Metal hatte. Da auch Kirk einen sehr ausgeprägten und eigenständigen Musikgeschmack mitbringt, ergibt die Summe dieser Einflüsse einen Teil der Mannigfaltigkeit unseres Sounds.

Gab es PROTOTYPE denn auch schon auf den Bühnen dieser Erde zu bestaunen?

Klar doch. Im Umkreis von Los Angeles haben wir schon mit sehr vielen Bands gespielt als diese gerade hier Station machten. Unsere besten Erfahrungen haben wir dabei mit DEATH gemacht, als diese 1998 im "Whisky-A-Go-Go" aufgetreten sind. Ein ganz wichtiger und eindrucksvoller Auftritt für uns war auch jener, als wir die Ehre hatten, auf dem allerersten "Headway-Festival" in Amsterdam mit dabei sein zu dürfen.

Ist es denn ein Ziel von Euch, desöfteren in Europa zu spielen?

Ja klar, Europa ist im allgemeinen definitiv mehr an Metal interessiert als der Rest der Welt. Obwohl wir offenbar Fans auf der ganzen Welt haben, scheint in Europa eine wesentlich höhere Zahl an PROTOTYPE-Fans zu existieren als in den Vereinigten Staaten oder sonst wo.

Nicht unwesentlich daran dürften wohl auch Eure Business-Partner gewesen sein. Mit METAL AXE RECORDS und NIGHTMARE RECORDS habt ihr zwar relativ kleine Plattenfirmen als Partner, doch mit INTROMENTAL eine der wohl umtriebigsten Management-Firmen überhaupt in diesem Geschäft.

Das ist sicher richtig. NIGHTMARE arbeiten als Label für uns in den Staaten und METAL AXE in Europa. INTROMENTAL kümmern sich jedoch um die Promotion und, was wesentlich wichtiger ist, um sämtliche kommunikativen Angelegenheiten zwischen Band, Labels und all den anderen Businesspartnern.

Was sicher sehr hilfreich für PROTOTYPE ist, denn in der Vergangenheit wart Ihr ja nicht unbedingt gesegnet mit der Unterstützung Eurer Labels.

Genau. Wir sind sehr dankbar dafür, bei INTROMENTAL unter Vertrag zu stehen. Claus und Lars haben uns unterstützt, wo immer sie nur konnten, um den Namen PROTOTYPE auch in Europa einigermaßen bekannt zu machen. Es ist eine Ehre, mit derart kompetenten und motivierten Kollegen zu arbeiten.

Darf man da auch darauf hoffen, Euch eines Tages auf einer Tournee hierzulande zu Gesicht zu bekommen?

Das wird eher schwierig, da wir ja noch immer keinen festen Drummer haben. Deshalb befinden wir uns diesbezüglich ein wenig im Ruhezustand. Es gibt noch nicht einmal einen Drummer, den wir für lokale Shows schnell rekrutieren könnten. Aber PROTOTYPE liegen deshalb keineswegs auf Eis. Wir befinden uns gerade im Endstadium, um unseren dritten Longplayer zu komplettieren. Es wird ein sehr episch angelegtes Konzeptalbum gespickt mit technisch hochstehendem Metal werden! Wir können es kaum erwarten, das Teil endlich fertig aufzunehmen und damit durchzustarten. Zudem werden wir parallel auch unsere Auditions für einen neuen Drummer am Laufen halten - irgendwann muß sich doch ein geeigneter Schlagzeuger finden lassen! Zudem arbeiten wir aber auch noch ein wenig an einer Nebenbaustelle, denn im Moment ist die gesamte Besetzung von PSYCHOSIS wieder zusammen, also auch der damalige Basser Jason Mirza, und wir hoffen, demnächst in dieser Besetzung sogar wieder Gigs spielen zu können.

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Egal unter welchem Namen, wichtig ist wohl in erster Linie ein Drummer...

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Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

PROTOTYPE (US, CA, Los Angeles) im Überblick:
PROTOTYPE (US, CA, Los Angeles) – Continuum (Rundling-Review von 2006 aus Online Empire 28)
PROTOTYPE (US, CA, Los Angeles) – Seed (Demo-Review von 1995 aus Y-Files)
PROTOTYPE (US, CA, Los Angeles) – Online Empire 30-Interview (aus dem Jahr 2007)
PROTOTYPE (US, CA, Los Angeles) – News vom 13.07.2008
PROTOTYPE (US, CA, Los Angeles) – News vom 04.06.2009
Soundcheck: PROTOTYPE (US, CA, Los Angeles)-Album »Continuum« im "Soundcheck Heavy 92" auf Platz 17
Soundcheck: PROTOTYPE (US, CA, Los Angeles)-Album »Trinity« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 74" auf Platz 29
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