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Einmal ganz ehrlich: Wer denkt beim Erwähnen der Namen Edorta (d), Azkue (g), Ekaitz (g) und Xanti (v, b) an Musiker? Zugegeben, auch ich dachte zunächst eher an Fußballspieler, aber dem ist definitiv nicht so, denn die vier baskischen Musiker sind unter ihrem Bandnamen LEGEN BELTZA bereits längere Zeit im Geschäft, wenn auch von einem Durchbruch noch nichts zu merken war. Auch ihre Heimat ist nicht unbedingt als Hochburg für Heavy Metal bekannt, aber das Baskenland ist sehr wohl auch Heimat von sehr talentierten Bands.
LEGEN BELTZA, was übrigens nichts anderes bedeutet als "Lepra" auf baskisch, haben mit ihrem aktuellen Album »Dimension Of Pain« ein hammerhartes Thrash Metal-Album veröffentlicht, dem weder die Abwechslung, noch der nötige Punch fehlen und dem es schon gar nicht an Abwechslung mangelt.
Xanti nahm sich Zeit um die an ihn übermittelten Fragen zu beantworten.

Einleitend muß festgehalten werden, daß eure bisherigen Veröffentlichungen wohl am Großteil der hiesigen Metal-Fans, mich inkludiert, leider vorbeigerauscht sein dürften. Aber nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, daß »Dimension Of Pain« derart mächtig aus den Boxen donnert, wird es nun endlich Zeit, mehr über LEGEN BELTZA in Erfahrung zu bringen.

So wie die meisten anderen Bands, haben auch wir in unserer Jugend damit begonnen, Songs unserer Lieblingsbands nachzuspielen. Von daher besteht wohl kein großer Unterschied zu unzähligen anderen Formationen. Nach kurzer Zeit haben wir dann begonnen, eigene Songs zu schreiben. Unser erstes Demo nannte sich »Ziztu bizian« und erschien im Jahre 1999. Im Jahr darauf nahmen wir zu Promozwecken ein weiteres mit den Titel »Istorio triste bat« auf und verschickten dieses Demo 2001 an Plattenfirmen weltweit. Erst 2003 erschien unser erstes, offiziell erhältliches Album »Insanity«. Um auch international agieren zu können, sangen wir darauf erstmals in englischer Sprache; produziert hat die Scheibe übrigens Jeff Waters. Jetzt stehen wir mit »Dimension Of Pain« am Start und haben nicht nur ein stabiles Line-up am Start, sondern auch ein Album, von dem wir überzeugt sind, daß damit einiges zu erreichen sein sollte.

Das mit den Line-up-Wechseln zieht sich durch die Branche wie ein roter Faden, da seid Ihr nicht wirklich ein Einzelschiksal. Aber es gibt doch noch etwas aus der Vergangenheit der Band, das wir unbedingt wissen müssen. Da wir die älteren Werke nicht kennen, würden wir gerne etwas mehr über etwaige musikalische und stilistische Veränderungen im Laufe der Zeit erfahren!

Da muß ich erst ein wenig nachdenken. Am Anfang spielten wir einen Stil, der ziemlich genau in der Schnittmenge aus Power und Thrash Metal gelegen ist. Vor allem der Gesang war damals noch wesentlich melodiöser und speziell »Insanity« hatte sogar einen dezenten Hang zum Happy Metal. Kurz nach der Veröffentlichung entschieden wir uns aber, ab sofort nur noch 100 Prozent Thrash Metal zu machen, da uns diese Art von Musik wesentlich mehr am Herzen liegt. Ich denke, auf dem neuen Album kann man das auch sehr gut nachvollziehen.

Ja, das kann man! Haben sich denn auch die musikalischen Einflüsse in irgendeiner Form geändert? Und wer stand denn Pate für »Dimensions Of Pain«?

Diesbezüglich hat sich eigentlich kaum etwas verändert. Man könnte als Paten wahrscheinlich Hunderte von Bands und Alben nennen und wäre immer noch nicht fertig. Aber wenn wir über unsere wichtigsten Einflüsse sprechen, müssen auf jeden Fall die Namen TESTAMENT, ANNIHILATOR, EXODUS, DEATH, KREATOR, METALLICA, CANNIBAL CORPSE und STRAPPING YOUNG LAD erwähnt werden. Ich denke, das sollte reichen, um sich ein Bild machen zu können.

In den Anfangszeiten habt Ihr noch in Eurer Muttersprache gesungen, später aber nicht mehr. Weshalb diese Veränderung? Wolltet Ihr Euren Exotenbonus bewußt ablegen?

Nicht ausschließlich. Der Grund liegt viel eher darin, daß wir mit der baskischen Sprache zu sehr limitiert waren. Der Markt im Baskenland ist einfach sehr klein, und um auch über die Grenzen hinaus bekannt zu werden, bedurfte es auch einer internationalen Sprache. Abgesehen davon, ist es auch einfacher, mit Songs in englischer Sprache in Spanien erfolgreich zu sein, denn dort wird englischsprachige Musik wesentlich höher geschätzt als jede andere. Ich denke, so haben wir die Vorraussetzung, auch international Fans zu finden.

Mit Sicherheit! Aber auch Gigs wären von Vorteil, um den Namen LEGEN BELTZA bekannt zu machen. Geht da was?

Unsere bisherigen Highlights waren bestimmt ein Auftritt beim "Lorca Rock"-Festival, wo wir unter anderem vor DREAM THEATER und IRON MAIDEN spielen konnten, aber auch das "Festimad" war ein sehr gut besuchtes Festival. Dort waren übrigens SLAYER und Marylin Manson die zugkräftigsten Acts. Ich persönlich bevorzuge aber eher kleinere Gigs in Clubs, da ist mir die Atmosphäre und die Mosh-Pits vor der Bühne dort einfach lieber sind. Demnächst dürfen wir zusammen mit vier spanischen Thrash Metal-Bands beim "Thrash Attack Festival" spielen, das wird bestimmt wieder ein sehr tolles Erlebnis für Fans und Bands.

Vielleicht läßt sich ja auch außerhalb der iberischen Halbinsel etwas machen. Euer Label MAUSOLEUM wird euch diesbezüglich bestimmt tatkräftig unterstützen. Wie kam es überhaupt zum Kontrakt bei den Belgiern?

Das war sehr einfach. Wir hatten das neue Album fertig aufgenommen, verschickten Demos und hatten schon sehr bald einige Vertragsangebote in der Hand. MAUSOLEUM zeigten sich sehr interessiert an einer Zusammenarbeit, weshalb es uns auch nicht sonderlich schwergefallen ist, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Hoffentlich bleibt es sehr lange bei dieser Kollaboration, denn wir sind stoltz darauf, bei einem so renommierten Label unter Vertrag zu stehen.

»Dimension Of Pain« ist auf jeden Fall ein sehr guter Beginn dieser Liasion. Liegt der Scheibe denn ein Konzept zu Grunde? Die Texte scheinen doch sehr eindeutig in eine Richtung zu gehen.

Ich weiß, was du meinst. Vor allem ›War Of Wars‹, der Zwei-Teiler am Ende der Scheibe beinhaltet eine Menge Kritik an der aktuellen Weltsituation. Politiker und die Oberhäupter der wichtigsten Religionsgemeinschaften sind dabei, unsere Welt mehr oder weniger in den Abgrund zu führen. Vor allem George Bush, dessen Antlitz wir ja auch im Booklet der Scheibe ein wenig verunstaltet haben, zählt zu diesen Charakteren, von denen die Welt eigenlich geschützt werden sollte. Diese Kritik an den Systemen der Welt zieht sich aber generell durch das Album und darf so gesehen durchaus konzeptionell interpretiert werden.

›War Of Wars‹ zeichnet sich aber nicht nur durch die kritischen Lyrics aus, sondern auch durch eine sehr üppige Gästeliste. Wie habt Ihr all die Herrschaften zur Mitarbeit bewegen können?

Das war in der Tat nicht ganz einfach. Wir hatten unsere Idee vor Augen und starten einen Rundruf über das Internet, ob denn einige mehr oder weniger bekannte Musiker, die wir ins Boot holen wollten, überhaupt Interesse an einer Mitarbeit hätten. Wir erhielten daraufhin zwar sehr unterschiedliche Antworten. Aber jene Musiker, die im Endeffekt auch mitgewirkt haben, waren von Anfang an begeistert und haben nicht lange gefackelt, sondern sehr unkompliziert agiert. Es war eine tolle Erfahrung für uns mit solch unterschiedlichen Musikern wie Johan Liiva, Patrick Savelkoul oder Norman Skinner zusammenzuarbeiten. Dem Song an sich hat dieser externe Input sehr gut getan, ich denke, wir können sehr stolz auf diese Komposition sein.

Mit Sicherheit, denn ›War Of Wars‹ stellt ohne Zweifel das Highlight dieser an sich schon sehr gelungenen Scheibe dar. Ist denn die gegewärtige Situation der Erde Anstoß genug um Texte zu kreieren, oder inspiriert Dich auch noch etwas anderes?

Leider ist der Zustand der Welt Anreiz genug, um mir den Frust von der Seele schreiben zu müssen. Aber es sind nicht nur die Feindbilder aus der Politik und der Kirche, die mich zum Stift greifen lassen, um Texte niederzuschreiben. Mitunter, wie für ›Fucking Dawn Of The Dead‹, reichen auch Horrorfilme aus, um mich inspirieren zu lassen.

Das bereits erwähnte Booklet samt Artwork kann sich ebenfalls sehen lassen und rundet das Gesamtbild eines gelunges Albums ab.

Danke, ich denke auch, das unser Cover sehr gelungen ist. Matt Hughes, ein sehr angesehener Künstler, hat es entworfen. Er ist ein Fachmann auf diesem Gebiet und ich denke, er hat wahrlich beste Arbeit geleistet. Andere Illustrationen und Kunstwerke aus seiner Hand sind auf seiner Homepage zu bestaunen.

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So weit, so schön. Was wird denn nun unternommen, um »Dimension Of Pain« auch an den Fan zu bringen?

Genau daran arbeiten wir im Moment. Wir sind in Spanien auf einer flächendeckenden Tournee und spielen so ziemlich jedes Wochende. Und das, um unsere alten Fans zu erfreuen, aber natürlich auch, um neue Fans gewinnen zu können. Natürlich wäre es phantastisch, auch außerhalb der Landesgrenzen auftreten zu können, aber zunächst müssen wir erst einmal mehr Erfahrung auf der Bühne sammeln und außerdem bedürfte es auch jeder Menge an Geld, das wir nicht so schnell zusammen haben. Deswegen werden wir aber keineswegs verzweifeln, denn wenn es nicht mit diesem Album klappt, auf Europa-Tournee gehen zu können, dann vielleicht mit dem nächsten.

Läßt sich denn überhaupt schon sagen, in welchen Regionen es aufgrund von etwaigen Verkaufsahlen oder zumindest von Fanfeedback, Sinn machen würde, auf Tour zu gehen?

Zwar gibt es logischwerweise noch keine Verkaufszahlen, aber unser wichtigster Markt wird nach wie vor Spanien bleiben. Danach könnte jedoch schon Deutschland folgen, denn MAUSOLEUM und SKYDRA, unser Management, versuchen alles Menschenmögliche, um LEGEN BELTZA in Deutschland und darüber hinaus zu promoten. Auch wenn es nicht einfach sein dürfte, hoffen wir dennoch, bald in ganz Europa einen guten Namen zu haben.

Interessant ist es für uns, auch ein wenig mehr über die baskische Metal-Szene zu erfahren, denn dieser "Exotenbonus" existiert ja noch immer.

Es gibt eine Menge Bands hier und manche davon sind richtig gut. Allerdings hat es noch kein Musiker aus unserer Heimat weit über die Grenzen hinaus geschafft. Ich weiß aber, daß einige Bands sehr sohl auch schon Reviews und positive Kritiken aus Mitteleuropa erhalten haben. SU TA GAR und BERR TXARRAK sind wohl die bekanntesten Metal-Bands, die das Baskenland im Moment zu bieten hat. Ach nein, ich habe da noch eine sehr geniale Band vergessen - LEGEN BELTZA. [lacht]

Genau und zudem sollten auch AZKEN GARRASIA nicht vergessen werden, deren aktuelles Album auch ein sehr feines Werk geworden ist.
Aber zurück zu dieser, zum Schluß von Dir noch erwähnten Band namens LEGEN BELTZA. Was dürfen wir denn, jetzt wo »Dimension Of Pain« veröffentlicht ist, in den kommenden Monaten erwarten?

Wir haben bereits mit dem Songwriting für ein weiteres Album begonnen. Einge Passagen sind auch schon fertig und ein paar Songs sogar schon produziert. Wir werden jenen Weg, den wir mit »Dimension Of Pain« eingeschlagen haben, konsequent fortsetzen. Macht Euch für 2007 auf ein weiteres Album von LEGEN BELTZA gefaßt, das zu 100 Prozent Thrash Metal enthalten wird!

Und genau darauf warten wir auch schon, denn wer weiß schon, wann es das nächste Mal eine satte Dröhnung mit 100 Prozent Thrash Metal geben wird.

http://www.legenbeltza.com/

band@legenbeltza.com

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

LEGEN BELTZA im Überblick:
LEGEN BELTZA – Dimension Of Pain (Rundling-Review von 2006 aus Online Empire 28)
LEGEN BELTZA – Need To Suffer (Rundling-Review von 2011 aus Online Empire 47)
LEGEN BELTZA – Online Empire 29-Interview (aus dem Jahr 2006)
Soundcheck: LEGEN BELTZA-Album »Dimension Of Pain« im "Soundcheck Heavy 95" auf Platz 51
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