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SPENCER DAVIS GROUP

Kaiserslautern, Stiftsplatz

06.05.2006

Als Eröffnung des "Kultursommer Rheinland-Pfalz 2006" gab es an diesem Wochenende jede Menge Kultur draußen & umsonst: Kleinkunst, Straßentheater und eben auch eine richtige Bühne auf dem Stiftsplatz. Dort spielten elf Bands (zehn davon sind mir noch nicht mal vom Hörensagen bekannt...), die die elf Teilnehmer-Nationen der Fußball-WM repräsentieren sollten. Als "Headliner" für England dabei: die SPENCER DAVIS GROUP. Der namensgebende, singende Gitarist Spencer Davis (*1942) ist Waliser, der fast genauso viel singende Gitarist Miller Anderson (*1945) ist Schotte, da Gründungsmitglied und Engländer Pete York (*1942) nicht mehr zur Verfügung steht, sitzt nun ein Deutscher am Schlagzeug. Sorry, sein Name scheint ein Geheimnis zu sein, auf irgendwelchen Websites ist er jedenfalls nicht zu erfahren (Ich hatte etwas mehr Glück als Du: Sein Name ist Steff Porzel und er hat sogar eine eigene Webseite: - Wikipedia rules! - sg) Aber zumindest die Ab-und-zu-auch-mal-Singenden, Bassist Colin Hodgkinson (*1945) und Organist Eddie Hardin (*1949), der immerhin anno 1968/'69 und 1974 schon mal mit an Bord war, sind Engländer... Falls es hier noch größere Fußball-Ignoranten als mich gibt: ja, England, Schottland, Wales und Nord-Irland haben getrennte Fußball-Nationalmannschaften!
Die Story der SPENCER DAVIS GROUP hier darzustellen, würde klar den Rahmen sprengen! Um sie wenigstens kurz anzureißen: die Besetzung, die im Laufe der Jahre 1964 bis 1967 ein paar Hits hatte, bestand aus Spencer Davis, Pete York und den Gebrüdern Winwood. Für "Little Stevie Winwood" (der hat dann eine ganz nette Solo-Karriere hingelegt) kam dann Eddie Hardin, der allerdings schon bald wieder mitsamt Pete York ausstieg, um Hardin & York zu gründen. Die Karriere von Spencer Davis selbst wurde dann, gelinde gesagt, etwas unübersichtlich... Mal abgesehen von seiner GROUP gab es Soloplatten, Songschreiber-Aktivitäten für andere Leute, Arbeit bei einer Plattenfirma und Einstiege bei diversen Projekten anderer Herren. Seit wann es nun eigentlich die SPENCER DAVIS GROUP wieder gibt, würde ich auch gern wissen... Ich schätze mal so zehn Jahre, jedenfalls war sie anno 1999 der Grund, warum Miller Anderson nicht mit Jon Lord auf Tour gehen konnte. Womit wir jetzt auch den Zugang dazu hätten, was diese Band mit Hard Rock zu tun hat. ;-) Also: es dürfte in den letzten 30 Jahren so circa 20 Projekte gegeben haben, in denen sich die Herren York und/oder Hardin und/oder Hodgkinson und/oder Anderson mit einem oder mehreren Ex- oder aktuellen DEEP PURPLE-Musikern tummeln. Am vorderen Bühnenrand tummelte sich übrigens auch SWR 3-Moderateuse Judith Kauffmann, die in der am folgenden Sonntag gesendeten Berichterstattung mehrfach davon schwärmte, daß Spencer Davis ihr persönliches Highlight des Sommers sei - dafür hat sie sich aber sehr gesittet benommen. SWR hatte drei Kameras auf Podesten (eine davon am Telekran) am Start und ließ zwei Kameramenschen über die Bühne turnen (einer davon mit Kabel und Kabelträger - worunter hauptsächlich Eddie und Spencer zu leiden hatten) - wer hat, der hat...
Als ich gegen 21.40 Uhr auf dem Stiftsplatz eintraf, war dieser noch sehr locker gefüllt. Auf der Bühne begannen die Musiker (höchstpersönlich!) gerade damit, ihre Instrumente anzuschließen. Um Punkt 22 Uhr betrat ein Moderator die Bühne und begrüßte sichtlich erleichtert das sich inzwischen sogar bis zur Bühne erstreckende Publikum. Wie es bei den Bands zuvor ausgesehen hat, möchte ich mir lieber nicht vorstellen, die Berichterstattung auf SWR 3 ließ Schlimmes vermuten... Das Publikum bestand zum Großteil aus Menschen, die die Hits aus dem Sixties mit ihrer Jugend verbanden (und bei diesen besonders jubelten) - und den Rest wohlwollend aufnahmen. Zu meinem größeren Erstaunen waren etliche gar nicht so gelangweilte 12- bis 16jährige Teenies anwesend - ob das mitgebrachte Enkelkinder waren?
Wie üblich führte Spencer Davis charmant und amüsant in einem Kuddelmuddel aus Deutsch und Englisch durchs Programm. Selbiges bestand aus den schon erwähnten Hits ›Keep On Running‹ (1965 - heutzutage dem Ex-Manager gewidmet), ›I'm A Man‹ (1967), ›Gimme Some Lovin‹ (1967) und ›Somebody Help Me‹ (1967). Das "Yeah!" aus der Titelzeile des Refrains von letzterem wird heute irgendwie nicht mehr ganz so überzeugt vorgetragen, wie es in den Sixties so üblich war... ;-) Der Rest des Programms (ca. 75 Minuten) besteht aus den Solo-Outputs von Miller (sehr blues-lastig, sowohl Miller als auch Spencer gab es häufiger mal mit Mundharmonika) und Spencer, jeweils eines von Eddie und Colin, die dafür ganz allein mit Gesang und ihrem Instrument auf der Bühne bleiben. Was bei Organisten durchaus häufiger vorkommt - bei Bassisten aber wohl eher Seltenheitswert hat. Zumindest für den für mich einseh- und einhörbaren Bereich des Publikums konnte ich feststellen, daß Colin einem Teil durchaus bekannt war (wohl weniger wegen seiner paar Monate bei WHITESNAKE sondern eher durch seine wiederholte Arbeit mit Konstantin Wecker und Peter Maffay?). Trotz der relativ übersichtlichen Zahl an Zuschauern und den aufgestellten Sitzbänken (!) war die Stimmung recht gut und konnte weder durch das am Anfang noch anwesende Tageslicht noch durch die fehlende Lightshow (einfaches weißes Licht...) getrübt werden. Sogar die etwas seltsame Zusammenstellung der Setlist (immer abwechselnd ein Hit bzw. eine Midtempo-Nummer und einmal Blues) schien dem Publikum genehm zu sein.
Etwas peinlich gestaltete sich die Ankündigung der Verkaufsaktion nach der Show. Nicht nur, daß Spencer erwähnte, daß es einen Stand links von der Bühne geben würde - er stellte sogar detailliert jedes Produkt vor. Bei dem Shirt und der DVD mit Altmaterial noch nachvollziehbar - aber bei der äußerst dubiosen Auswahl der CDs war es wirklich peinlich. Von Spencer Davis selbst gibt es nichts Neues, Miller Anderson hat eine neue CD aus Eigenvertrieb am Start und völlig von der Rolle war ich, als die Reihe an Eddie Hardin kam. Nicht »Wind In The Willows« (jeder, der sich für den Dunstkreis um DEEP PURPLE interessiert, sollte die DVD von dem Konzert 1991 haben!) oder »Wizard's Convention« (1976, haben viele, die sich für den Dunstkreis um DEEP PURPLE interessieren, aus der Zeit als es als Doppel-LP mit »Butterfly Ball« wiederveröffentlicht wurde) oder das geniale »Still A Few Pages Left« (1995, wieder mal als Hardin & York), nein ausgerechnet »Circumstancial Evidence« von 1982! War da noch irgendwo eine Kiste mit CDs übrig???
Offensichtlich gab es einen strikten Zeitplan: sofort nachdem die letzten Klänge verklungen waren, hielt am anderen Ende des Platzes wieder die Kultur Einzug. Was ich persönlich nur dadurch feststellte, daß die drei SWR 3-Kameras auf den Podesten dorthin schwenkten... Und verstanden habe ich die Michelin-Männchen auf Stelzen mit Taschenlampen auch nicht...


Catrin Thul

SPENCER DAVIS GROUP im Überblick:
SPENCER DAVIS GROUP – Online Empire 27-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2006)
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