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  UE-Home → History → Online Empire 25 → Interview-Übersicht → YOB-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

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Riffs, zähflüssig und heiß wie Lava aus einem eben ausgebrochenen Vulkan, un­ter­bro­chen von kurzfristigen Hardcore-Eruption in Verbindung mit einer intensiven, unter die Haut gehenden Stimme. So könnte man die Musik von YOB beschreiben, einer Band, die in tra­di­tio­nel­ler Triobesetzung mit ihren so gar nicht tra­di­ti­onel­len Doom-Klängen vor kurzer Zeit die Herzen der Doom-Ge­mein­de mit ihrem aktuellen Album »The Unreal Never Lived« erwärmen konnte.

YOB-Headline

Auch wenn YOB hierzulande nicht wirklich zu den bekannten Größen dieser Szene zu zählen sind, so sollte man den Amis aus dem fernen Eugene, Oregon, mehr als nur einen Testdurchlauf gönnen. Die angegebenen unterschiedlichen Elemente, die dem Augenschein nach nicht wirklich zusammenpassen mögen, konnten zu abgefahrenen Soundkonstrukten verwoben werden und auch die lyrische Seite hat interessante, in der Metal-Szene bislang kaum behandelte, Aspekte zu bieten.

YOB-Bandphoto 1

Lest selbst, was Mike Scheidt, seines Zeichens Gitarrist und Sänger von YOB, zu sagen hat:

Da YOB bei uns noch nicht wirklich bekannt sind, bitte ich zunächst um die Historie der Formation im Schnelldurchlauf!

Der Ursprung der Band reicht zwar ins Jahr 1996 zurück, die aktuelle Besetzung mit Isamu Sato (b), Travis Foster (d) und mir besteht aber erst seit nunmehr gut drei Jahren. Wir starteten mit der Intention, den wohl besten und originellsten Doom Metal, den die Szene anzubieten hat, zu kreieren. Dabei wurden wir von Bands wie CATHEDRAL, SLEEP, NEUROSIS, ELECTRIC WIZARD oder auch THE OBSSESSED beeinflußt. Bislang haben wir vier Alben veröffentlicht, wobei unsere ersten beiden Scheiben »Elaborations Of Carbon« (2002) und »Catharsis« (2003) von kleinen Plattenfirmen veröffentlicht wurden und wir seit unserer dritten Scheibe »The Illusion Of Motion« (2004) bei METAL BLADE unter Vertrag sind.
Unsere musikalischen Vorlieben kommen aber nicht nur aus dem Doom, sondern auch aus der Hardcore-Szene und dem Punk.

Wie würdest Du die Entwicklung der Band seit den Anfängen beschreiben, zumal Eure ersten beiden Alben nicht gerade bekannt sein dürften?

Als wir begonnen haben, waren wir ausschließlich im Doom-Bereich unterwegs, erst später kamen auch die Einflüsse von außerhalb dazu. Sämtliche Bandmitglieder waren sich immer einig, daß YOB sich vom Rest der Szene abheben müssen. Beim Komponieren versuchten wir, vermehrt extremere Einflüsse, welcher Art auch immer, einzubringen. Allerdings haben wir unsere Doom-Roots niemals abgelegt, es sollte lediglich in eine extremere Richtung gehen.

Was Euch wohl nachhaltig gelungen ist, denn YOB unterscheiden sich doch deutlich von anderen Doom - Bands. Gibt es denn auch noch andere Inspirationsquellen für derlei extreme Musik als diese an sich?

Oh ja, gerade meine Wenigkeit ist von östlichen Mystizismen beeinflußt. Ich beziehe meine Einflüsse unter anderem aus dem Zen-Buddhismus und den Lehren von Ramana Maharishi und Sri Nisargatta. Aber auch andere Themen sind sehr interessant und einflußreich, wie beispielsweise die Quantenphysik. Auch daraus habe ich schon Inspiration erhalten und Texte formuliert.

YOB-Bandphoto 2

Darauf werden wir später noch näher eingehen. Das Album an sich zeichnet sich auch durch eine sagenhafte Intensität aus. Doom ist ja immer schon eine der intensivsten Stilformen gewesen.

Vielleicht gehen wir unterschiedlich beim Songwriting vor, wodurch unsere Musik "anders" klingen mag. Bei uns steht wohl der Doom im Vordergrund, aber auch Elemente, die eher aus dem Black- oder Death Metal stammen, finden bei uns Einzug. Wir versuchen, möglichst subtil vorzugehen, um dadurch unterschiedliche Emotionen wecken zu können. Es ist nicht einmal klar, ob jeder Zuhörer dieselben Emotionen empfindet. Wir sehen unsere Songs eher als "Trips" an, wobei eigentlich nur der Beginn und das Ende vorgegeben sind, den Rest überlassen wir der Empfindung des Hörers. Wir möchten noch nicht einmal die Richtung vorgeben, in die es gehen soll. Es ist also geradezu unmöglich, uns falsch zu interpretieren.

War das schon immer so? Als "Unwissender", sprich Neuling, was YOB betrifft, kann ich leider keinerlei Unterschiede zu älteren Alben feststellen.

Jedes unserer Alben klingt völlig unterschiedlich. »Elaborations Of Carbon« war wohl unser rohestes Werk hinsichtlich des Sounds, während auf »Catharsis« mehr spacige Passagen zu finden sind. Mit »The Illusion Of Motion« begann quasi eine neue Ära, denn unser Sound wurde dynamischer und ein wenig abgedrehter. Die aktuelle Scheibe dagegen hat wohl die düsterste Grundstimmung von all unseren Alben. Generell fällt es mir aber sehr schwer, ein objektives Urteil abzugeben. Ich hoffe die Fans konnten sich bisher selbst ein Bild davon machen, oder werden das zumindest in Zukunft tun. Ich denke es ist nicht notwendig, unsere Musik eingehender zu erklären.

Einer näheren Erläuterung bedürfen aber die Texte, die, wie Du schon angedeutet hast, nicht gerade alltäglich klingen.

Die Texte von »The Unreal Never Lived« beruhen auf der Lehre von Sri Nisargatta. Sri war ein indischer Meister, der sein Leben in Bombay verbrachte, wo er auch 1998 verstarb. Seine Lehre besagt, daß alles Denken auf dieser Welt, aber auch die Gesellschaft und die Philosophie lediglich in uns und weniger in dem, was wir "Realität" nennen, existieren. Ohne uns selbst, oder besser gesagt ohne unseren Glauben daran, würde nichts wirklich existieren. Wir nennen einen Baum "Baum", weil wir den Namen dafür gefunden haben. Gut, manche Personen erforschten den biologischen Hintergrund, wie ein Baum entstanden ist, im Endeffekt müssen wir aber glauben, daß ein Baum ein solcher ist. Wir wissen es aber nicht wirklich. Ebenso wenig wissen wir auch über die menschliche Existenz, es handelt sich eben nur um Bezeichnungen, die die Gesellschaft für ein Objekt auserkoren hat. In Wahrheit benötigt ein solches Objekt diese Bezeichnungen aber überhaupt nicht, um zu existieren, tut es aber dennoch. Genau darauf beruht der lyrische Hintergrund unserer Scheibe.

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Ja genau, und weil wir fest davon überzeugt sind, daß »The Unreal Never Lived« existiert (und zwar als Silberscheibe, die bei richtiger Handhabung interessante Töne aus den Boxen quellen läßt), hören wir uns das Album auch immer wieder gerne an.
Nach diesem Exkurs in den Mystizismus einer fremden Kultur würde ich gerne wieder in die Realität zurückkehren. Eure Heimatstadt Eugene, Oregon, ist bislang ja noch ein eher un­be­schrie­be­nes Blatt, wenn es um Musik geht. Sollte man die lokale Szene im Auge behalten?

Besonders groß ist die Szene an sich nicht, aber es gibt einige wirklich phantastische Bands hier. HUMAN CERTAINTY beispielsweise sind absolut genial. Sie klingen wie ein wirrer Mix aus ISIS und a­po­ka­lyp­tischem Hardcore. Oder nimm' SALTLICK, eine um nichts schlechtere Band. SALTLICK klingen wie eine besonders eigenständige Country-Indie-Band mit eigenwilligen Vibes. Als Vergleich fallen mir dazu am ehesten SON VOLTA ein.

Tja, da muß ich leider passen, aber es sollte ja noch H.C. MINDS geben, eine Band, über die ihr sicher einiges zu berichten wißt.

H.C. MINDS ist Isamus Band. Er spielt bereits seit 1993 bei dieser Formation und auch ich war schon bei H.C. MINDS, bevor es YOB überhaupt gegeben hat. Auch diese Band ist schwer Doom-lastig unterwegs, hat aber auch unzählige Death Metal-Einflüsse, wie Double-Bass-Attacken und Blastbeasts, die aber immer wieder von Doom-Sequenzen abgelöst werden. Interessant mag vielleicht auch noch sein, daß ich bei H.C. MINDS hinter dem Schlagzeug sitze, während Isamu singt und Gitarre spielt. Tja und als Basser haben wir Travis in der Band, der ja bei YOB als Drummer tätig ist.

Wie schafft es eine derart ungewöhnliche Band wie YOB zu einem Deal bei METAL BLADE?

Als wir uns damals von ABSTRACT SOUNDS, die »Catharsis« veröffentlichten, getrennt hatten, begannen wir, verschiedene Labels zu kontaktieren, wobei wir in erster Linie kleinere Firmen im Auge hatten. Eines Tages kontaktieren METAL BLADE RECORDS uns, um ihr Interesse an YOB be­kannt­zu­ge­ben, was uns natürlich völlig aus der Bahn geworfen hat. Wir blieben mit ihnen in Kontakt und im Endeffekt war es die beste Lösung für uns, weil METAL BLADE den vernünftigsten Vertrag anzubieten hatten.

Haltet Ihr, wie für Doomies fast schon obligatorisch, ebenso Kontakte zu anderen Bands? Man kennt ja die Einigkeit in dieser Szene.

Ohne Zweifel, wir Doom-Heads sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Wir sind mit Bands wie ORANGE GOBLIN, GRAVES AT SEA oder THE HIDDEN HAND in Verbindung und fühlen uns mit diesen, aber auch zahlreichen anderen Bands in dieser Szene regelrecht "verwandt".

Na dann, Grüße an die Verwandtschaft, wenn das nächste Kaffeekränchen angesagt ist. Zuvor hätten wir aber noch gerne bewußt, wie die Geschichte von YOB weitergehen soll.

Im Moment versuchen wir unser Bestes, um eine Tournee bei euch in Europa absolvieren zu können. Ich denke, es ist durchaus realistisch für 2006 ein solches Unternehmen zu riskieren. Zudem sind wir auch damit beschäftigt, neue Songs zu komponieren. Diese beiden Punkte werden vorrangig behandelt, denn Album Nummero Fünf ist uns ebenso wichtig, wie mein Traum, eines Tages in Europa spielen zu können.

Und vergeßt nicht: Wenn da eine Band vor Euch auf der Bühne steht, die YOB ge­nannt wird, existiert diese wirklich!

http://www.yobdoom.com/

yobslave@aol.com

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

YOB im Überblick:
YOB – The Unreal Never Lived (Rundling-Review von 2005 aus Online Empire 24)
YOB – Online Empire 25-Interview (aus dem Jahr 2005)
YOB – News vom 12.01.2006
YOB – News vom 29.08.2008
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